Bielefelder Familien-Unternehmen baut Labor-Gebäude für Start-Ups

Bielefeld. Die Rodung des Möller-Waldes an der Brockhagener Straße zugunsten eines Labor- und Bürogebäudes hatte im Februar für Aufregung und Unmut gesorgt. Mehr als 20 etwa 80 bis 100 Jahre alte Eichen und viele junge Bäume, die im Gewerbegebiet "Kupferhammer" gewachsen waren, hatten weichen müssen. Naturschützer werden sich vermutlich noch einmal ärgern, wenn sie jetzt hören, dass das von der Möller Real Estate geplante Gebäude zunächst auf Eis gelegt ist. Gebaut wird trotzdem, aber an anderer Stelle auf dem Gelände der Möller-Group. Eine neue Heimat für Bielefelder Start-Up-Unternehmen. "Das Konzept bleibt das Gleiche", betont Denis Rauhut. Er ist als Geschäftsführer von Möller Real Estate für alle alten und neuen Immobilien des Traditionsunternehmens mit Sitz in Bielefeld zuständig. Jungen Unternehmen aus Bielefeld soll Raum geboten werden, insbesondere denen, die im Innovationszentrum Campus Bielefeld, kurz ICB, ihren Sitz hatten oder noch haben. Das ICB ist vor knapp zwei Jahren von der Uni Bielefeld für die neue Medizinische Fakultät erworben worden. Bald werden sich auch die letzten Mieter eine neue Bleibe suchen müssen. Diese könnte der "Campus of Science and Technology" - so der Arbeitstitel - an der Gütersloher Straße sein - oder eben später auch an der Brockhagener Straße. "Unser Ziel ist es, zukunftsfähige und innovative Unternehmen, die in Bielefeld entstanden sind, auch in der Stadt zu halten", betont Rauhut. Errichtet wird das Labor- und Bürogebäude mit 4.500 Quadratmetern Geschossfläche direkt neben dem markanten Neubau der List-AG ("Our Office"). Biofidus AG Ankermieter im neuen Gebäude Das Haus, das parallel zum Winterbach gebaut wird, sieht aus wie ein schmales hohes Schiff mit etwas aus der Mitte gerückten Bug, die Spitze zeigt zur Straße. Auf zwei Etagen und in einem Staffelgeschoss, entstehen Labore, Büros und Gemeinschaftsflächen, die sich die Mieter teilen. Das nach KfW-40-Standard gebaute Gebäude kommt dank Luft-Wasser-Wärmepumpe und Photovoltaik ohne fossile Energieträger aus. 90 Prozent sind nach den Worten von Denis Rauhut bereits vermietet. Baustart soll Anfang kommenden Jahres sein, Mitte 2024 soll der Campus bezugsfertig sein. Für die Möller Real Estate ist der Bau eines Laborgebäudes Neuland. "Wir werden hiermit zeigen, dass wir es können." Und dann hofft Rauhut darauf, auch das größere Projekt an der Brockhagener Straße realisieren zu können. "Wir haben die Pläne nicht aufgegeben, nur zurückgestellt." Investiert wird nun eine Summe im unteren zweistelligen Millionenbereich. Einer der Anker-Mieter wird die Biofidus AG sein, ein Bioanalytik-Unternehmen aus Bielefeld, das sich aus der Uni heraus gegründet hat. Durch ein vielfältiges Angebot an komplexen bioanalytischen Methoden unterstützt das Unternehmen die pharmazeutische Industrie bei der Entwicklung und Herstellung biopharmazeutischer Medikamente. "Handwerker-Höfe" auf 45.000 Quadratmetern Die Konversion des Möller-Geländes zum Campus Kupferhammer, die bereits 2015 von den Gesellschaftern angestoßen worden ist, wird in den kommenden Jahren weiter Fahrt aufnehmen. Dabei spielen Kontakte zur Bielefelder Founders Foundation eine nicht unerhebliche Rolle. &bdquo;Uns ist es als Familie wichtig, interessanten Unternehmen, die sich hier gegründet haben, eine Heimat in Bielefeld zu geben“, betont Gesellschafter Julian von Möller. &bdquo;Dabei sind wir in der guten Situation, über Grundstücke zu verfügen, die wir entwickeln können.“ Gemäß dieses Masterplans sind Denis Rauhut und sein Team auch mitten drin in der Planung der &bdquo;Handwerker-Höfe“. Diese sollen im weitesten Sinne hinter der unter Denkmalschutz stehenden Fassade des Firmengebäude an der Brockhagener Straße entstehen. Dort finden sich auf 45.000 Quadratmetern noch Hallen und Gebäude älteren Baujahrs von Möller-Tech, die in naher Zukunft nicht mehr benötigt und zum größten Teil abgerissen werden. Möller-Tech wird sich nach Rauhuts Worten dann auf seinen Produktionsbereich an der Gütersloher Straße konzentrieren und seine Produktion anders aufstellen. Alle Neubauten ohne fossile Energieträger Insgesamt sollen 14 neue Hallen für kleinere und mittelständische Betriebe entstehen. &bdquo;Da wo bereits Hallen abgerissen sind, können wir direkt 5.000 Quadratmeter anbieten“, sagt der Geschäftsführer. Allerdings nur zur Miete. &bdquo;Ich hätte bereits fünf Mal verkaufen können“, sagt Rauhut. Das sei aber nicht im Sinne der Familie Möller und der Möller-Stiftung, die ihren Firmenstandort – 2030 wird das 300-jährige Bestehen gefeiert – sichern und zukunftsfähig machen wollen. Julian von Möller nennt einen Realisierungszeitraum von zehn Jahren. Auch zueinander passende Mieter zu finden sei das eine, das andere interessante Architektur für den Standort im Bielefelder Süden zu entwickeln. So wie die Bielefelder Braumanufaktur, die von der Möller Real Estate gebaut worden ist. &bdquo;Ein deutlicher Fokus liegt bei allem auf dem Umweltschutz“, betont Denis Rauhut. Bereits seit 2018 werden alle Neubauten ohne fossile Energieträger geplant, Geothermie, Photovoltaik, Gründächer, auf denen das Regenwasser versickert . . . &bdquo;Wir sehen das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit als Chance, nicht als Belastung“, so Rauhut. Bei vielen kleineren und mittleren Unternehmen sei leider noch nicht angekommen, wie wichtig das Thema ist.

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