So schlimm steht es um den Stauteich II in Bielefeld

Bielefeld. Der Stauteich II im Lutter-Grünzug zwischen City und Heepen ist voll. Voll mit Schlamm. Äste schweben über dem Wasser, weil sie nicht mehr einsinken, sondern auf dem bis zu 1,50 Meter dicken Modder liegen bleiben. Nach fast 50 Jahren wird der Teich endlich wieder entschlammt. Fast 6.000 Kubikmeter, mehr als 500 Lkw-Ladungen müssen herausgeholt werden. Ein Saugbagger schiebt sich jetzt für zwei Monate über den Teich – der aber auf Dauer gar kein Wasser mehr haben soll. Marek Madey steuert aus einer kleinen Kabine den Saugbagger. Vorn dreht sich ein offener Schneidkopf und schält sich durch den Schlamm. &bdquo;Vorsichtig, scheibchenweise“, sagt Gero Buchartz, Projektleiter der Spezialfirma Kurstjens: &bdquo;Wenn es zu schnell ginge, würde alles verquirlt“. Und genau das soll nicht passieren. Mit dem Schlamm, immerhin 350 Kubikmeter pro Stunde, soll möglichst wenig Wasser mit angesaugt und über die Leitung zur Sortieranlage befördert werden. Madey muss aufpassen. Sein Sitz ist direkt über der Technik, so dass er sofort fühlt, wenn Fremdkörper wie dickere Steine angesaugt werden. Dann muss er stoppen. Um die Störquelle zu beseitigen, kann er seinen Sitz umklappen und darunter greifen und das Hindernis entfernen. Früher verständigte sich der Baggerführer mit den Kollegen an der Sortieranlage per &bdquo;Walkie Talkie“, sagt Buchartz, &bdquo;heute tippen sie per Handy schnell eine Nachricht“. Zu viel Schadstoffe für Äcker Die große Sortiermaschine oberhalb des Stauteichs nimmt den Schlamm auf und trennt zunächst das mitgesaugte &bdquo;Grobgut“ wie Äste, Blätter, Steine – und Kunststoff. &bdquo;Plastik nimmt immer mehr zu“, sagt Buchartz. Alles wird geschreddert – und kommt später in die Müllverbrennung zur Entsorgung. Das sind etwa fünf Prozent des Angesaugten. Als nächstes wird der Sand abgeschieden, weitere etwa 15 Prozent, der als Füllsand verwertet werden könne. Und etwa 80 Prozent bleiben als Klärschlamm, der aber nicht wie früher teils auf Äcker gebracht werden darf. Zu viel Schadstoffe wie Schwermetalle belasten ihn, haben Proben ergeben, so Jörg Langmann vom Umweltamt. Sie kommen aus Einleitungen und Straßenabflüssen aus dem Lutterkanal, dessen Wasser durch den Teich fließt. Alte Klärteiche werden zugeschüttet Lange suchte das Umweltamt nach einer Lösung, wohin mit dem belasteten Schlamm. Jetzt hat sich ein Ausweg ergeben – der auch bei einem zweiten wichtigen Projekt, der dringend nötigen Entschlammung des Ölteichs in Heepen, hilft: Damit werden alte Klärteiche am Klärwerk Heepen an der Eckendorfer Straße verfüllt, so Ulrike Giese-Grohmann vom Umweltamt. Die werden schließlich mit Boden abgedeckt. Rund 4.500 Kubikmeter seien aus dem Stauteich II zu erwarten, rund 3.000 Kubikmeter aus dem Ölteich Heepen, der im Grünzug am Oldentruper Bach entlang der Hillegosser Straße liegt. Mit dessen Entschlammung ist die Firma Kurstjens ebenfalls beauftragt. Die Arbeiten sind im Anschluss ab Oktober geplant und sollen noch vor Weihnachten abgeschlossen sein. Die am Stauteich II kosten etwa 640.000 Euro, die am Ölteich rund 400.000 Euro, so das Umweltamt. Am Ölteich muss zudem das Wehr dringend saniert werden. Die Ausschreibung folge bald. Fische bringen sich in Sicherheit Die Fische im Stauteich II mussten nicht vorher herausgeholt werden, sagt Buchartz. Sie spürten die Druck- und Schallwellen des Saugbaggers im Wasser und brächten sich in Sicherheit. Allerdings werden sie auf Dauer nicht mehr im Stauteich II schwimmen können. Denn der soll langfristig trocken gelegt werden. Den Lutter-Grünzug mit den drei Stauteichen durch den Bielefelder Osten will die Stadt aufwerten – und hat dafür einen Rahmenplan. Der sieht zwar keinen großen Luttersee mehr vor am Stauteich III, wie anfangs als Vision entworfen, aber eine Vielzahl von Eingriffen. Und einer davon ist, dass der Stauteich II trocken fallen soll – auch als naturnähres Auffangbecken für Hochwasser. Die Lutter würde sich hindurch schlängeln. Weil diese Pläne aber Zukunftsmusik sind und nicht einmal das Genehmigungsverfahren läuft, wird es dauern, bis das umgesetzt werden. Und so lange könne die Stadt nicht den mit viel Organik und Schadstoffen belasteten Schlamm im Teich lassen. In dem findet sich manch Überraschendes. Buchartz zeigt einen Golfball. In anderen Städten, in denen die bundesweit tätige Firma tätig ist, fand sie zum Beispiel Fahrräder im Schloss-Wassergraben Münster oder viele D-Mark-Münzen im Volksgartenweiher in Mönchengladbach.

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