Bielefeld Umfrage zu Arminia: „Forte war mir von Anfang an suspekt“

Bielefeld. Arminia Bielefeld verlor in der 2. Liga zuletzt gegen Sandhausen, Regensburg, Rostock und den HSV, steht auf Platz 17 der Tabelle. Jetzt zieht der Verein die Reißleine und stellt Trainer Uli Forte frei – nach gerade einmal vier Spieltagen. Wie Bielefelder Amateurfußballer, Trainer, Schiedsrichter und Funktionäre darüber denken: Mario Ermisch (langjähriger Fußballtrainer mit DSC-Vergangenheit): &bdquo;Ganz grundsätzlich finde ich Trainerentlassungen nach vier Spielen zu früh. Die Ergebnisse und vor allem die Spielweise von Arminia war bisher erschreckend. Hinzu kommt, dass Uli Forte sich nach außen nicht gut verkauft hat. Er hat kein Signal gesendet, dass er eine Chance sieht, das Ruder rum zu reißen. Stattdessen spricht er von Mechanismen im Fußball, dass Trainer bei Erfolglosigkeit entlassen werden. Fakt ist aber, ein Trainer in dem Bereich ist nicht für die Kaderplanung zuständig. Uli Forte wurde eine Mannschaft hingestellt, der es an Qualität fehlt. Das ist sicherlich etwas, was Arabi zu verantworten hat.“ Heinz-Werner Stork (Fußball-Abteilungsleiter beim Landesligisten VfL Theesen): &bdquo;Aus meiner Sicht hat Samir Arabi über zig Jahre einen ruhigen Job gemacht. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er immer mit Namen um die Ecke kam, die kein anderer auf dem Schirm hatte. Gerade zu der Zeit mit Ex-Präsident Hans-Jürgen Laufer war die Außendarstellung gut. Ich kannte weder Uli Forte noch die neuen Spieler von Arminia. Wer die Spiele und vor allem die Spielweise gesehen hat, wird sagen, dass es in diesem Jahr Personalentscheidungen waren, die nicht gelungen sind. Ob es richtig ist, den Trainer nach vier Spielen zu entlassen finde ich schwierig zu beurteilen. Bei einem Verein wie Arminia steckt viel mehr dahinter als bei einem Landes- oder Bezirksligisten. Die Profis können nicht so großzügige Karenzzeiten einräumen wie die Amateure. Ich habe das Gefühl, dass irgendwas bei Arminia nicht zusammenpasst.“ Jobst Hölzenbein (Vorsitzender der Fußballabteilung beim VfB Fichte): &bdquo;Nach einer scheinbar guten Vorbereitung läuft es jetzt in der Saison noch nicht. Die Verantwortlichen haben sich entschieden. Ich persönlich glaube, man hätte noch Zeit gehabt. Man befindet sich aktuell noch in Erreichbarkeit jedes gewünschten Tabellenplatzes und man muss auch einem Trainer Zeit zur Entwicklung geben. Ich wünsche Arminia ein gutes Händchen beim neuen Trainer und dass es auf der Position endlich Konstanz gibt. Die Arbeit von Samir Arabi kann ich nur als Außenstehender und für die Vergangenheit bewerten. Ich glaube, er hat immer versucht die Vorgaben nach den Möglichkeiten umzusetzen. Mal klappts, mal klappts nicht. Ich wünsche Arminia viel Glück und Erfolg.“ Tobias Demmer (sportlicher Leiter des Bezirksligisten TuS Jöllenbeck): &bdquo;Ich bin kein Arabi-Freund. Irgendwann ist man in einer solchen Position auch mal abgenutzt. Ohne Arabi wäre wohl noch Uwe Neuhaus da, oder man hätte vielleicht die Chance, ihn zurück zu bekommen. Uli Forte kann einem nur leid tun. Er hat sicherlich auch nicht alles richtig gemacht. 80 Prozent des alten Bundesliga-Kaders sind noch da, mit dem laut Arabi die erste Liga gehalten werden sollte. Ich finde, man sollte mal darüber nachdenken, ob Arabi noch der richtige Mann ist. Ich hoffe, dass zeitnah ein adäquater neuer Trainer – vielleicht mit Arminia Vergangenheit – präsentiert wird. Ich denke da an Namen wie Daniel Scherning oder Carsten Rump.“ Thies Kambach (sportlicher Leiter des Landesligisten TuS Dornberg): &bdquo;Was ich von außen sagen kann ist, dass Uli Forte mir von Beginn an suspekt war. Er hat eine nicht zu Arminia passende Außendarstellung, ist irgendwie immer überheblich und wenig selbstkritisch. Die Arbeit von Samir Arabi fand ich in den letzten, sehr schweren, Jahren gut. Klar, ein Fehlgriff ist auch immer mal dabei, aber das hat man halt, wenn man nur wenig Budget hat. Aber es waren ja auch gute Transfers dabei. Dieses Jahr war es bisher ein Griff ins Klo, angefangen beim Trainer. Zusätzlich finde ich die Kommunikation auch eher schwierig. Erst hieß es, Forte solle noch Zeit bekommen, jetzt heißt es besser jetzt als zu lange zu warten. Ich finde, das hätte man definitiv besser kommunizieren müssen.“ "Das hatte nicht mal Oberliganiveau" Adis Hasic (Bielefelder Amateurfußballikone und Trainer des BV Werther): &bdquo;Wenn du zirka acht Wochen Vorbereitungszeit hast und unter traumhaften Bedingungen trainieren kannst, ins Trainingslager fährst und so weiter und wenn ich dann sehe, was die Arminen spielen, dann frage ich mich, was die die ganze Zeit gemacht haben. Da war nicht ein vernünftiger Doppelpass dabei, alle vier Niederlagen waren mehr als verdient. Das waren spielerische Leistungen, die nicht mal Oberliganiveau hatten. Kein einziger Armine ist ein Führungsspieler. Alle verstecken sich. Uli Forte hatte offensichtlich überhaupt keine Unterstützung aus der Mannschaft. Wenn Samir Arabi Mut und Anstand hätte, dann würde er nochmal bei Uwe Neuhaus anklopfen. Unter ihm hat Arminia zumindest noch ein bisschen ansehnlichen Fußball gespielt. Arabi ist auf dem besten Wege, Arminia da zu verlassen, wo er sie übernommen hat – nämlich in der 3. Liga. Er schafft es jedes Mal seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Ich weiß nicht, welche Leichen er im Keller hat.“ Markus Baumann (Vorsitzender des Fußballkreises): &bdquo;Wenn man nach dem vierten Spieltag einen Trainer freistellt, dann ist wohl nicht die Qualität des Trainers zu hinterfragen, sondern viel mehr die Klasse der handelnden Personen. Okay, man kann mal daneben liegen mit seiner Wahl. Aber vom Gefühl würde ich sagen, dass so mancher Schuss der Führungskräfte bei Arminia sein Ziel verfehlt hat.“ Stefan Lang (Schiedsrichter vom DSC Arminia): &bdquo;Wenn ich an die Entlassung von Uli Forte denke, denke ich sofort an das Märchen Rumpelstilzchen. Weil Forte, wie im Märchen Rumpelstilzchen, Stroh zu Gold spinnen sollte. In diesem Fall ist Forte die Müllers Tochter und Arabi der Müller. Man muss beide Positionen und deren Verantwortlichkeiten differenziert betrachten. Arabi hat die Personalverantwortung, Forte hat die Aufgabe, die Mannschaft taktisch, strategisch, technisch und konditionell anzuleiten. Kehre ich jetzt zum Märchen zurück, kann man sich trefflich darüber streiten, ob kein Geld für Gold da war, oder ob das Geld fälschlicherweise für Stroh ausgegeben wurde. Kurzfristig braucht Arminia ein Rumpelstilzchen, der der Müllers Tochter hilft, das Stroh zu Gold zu spinnen. Mittelfristig aber auch einen neuen Müller, der erkennt, dass man mit wenig Budget kleine Goldstücke erwerben kann, statt große Strohhaufen. Und langfristig einen eingeschwungenen Zustand zwischen Müller und Müllers Tochter.“

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