Feuerwehrleute am Limit: Flammen zerstören Bielefelder Hotel

Bielefeld. Es ist 12.18 Uhr, als in der Leitstelle der Feuerwehr zahlreiche Notrufe eingehen. Aus dem Dachgeschoss des Golden-Tulip-Hotels (ehemals Mercure) zwischen Welle und Waldhof schlagen Flammen in die Höhe. Die Feuerwehr eilt mit zahlreichen Kräften in die Altstadt. Als sie eintreffen, brennt bereits das ganze Obergeschoss. Kurz darauf schlagen zahlreiche Dachpfannen unten auf den Gehwegen auf. Es herrscht Lebensgefahr im und vor dem Gebäude. Auch für erfahrene Feuerwehrleute wie Thomas Epp von der Berufsfeuerwehr ist es erschreckend zu sehen, &bdquo;wie schnell so ein Dachstuhl durchzünden kann. Das Feuer fraß sich innerhalb weniger Momente durch den gesamten Dachstuhl.“ Zunächst heißt es, dass noch vier Personen im Gebäude vermisst werden. Suchtrupps unter schwerem Atemschutz suchen die Hotelzimmer der unteren Etagen ab. Das 4. und 5. Obergeschoss sind da schon nicht mehr erreichbar. Das große Glück: Die beiden Dachgeschosse waren an jenem Tag ohnehin nicht belegt, wie Feuerwehrsprecher Dirk Fortmeier mitteilte. Und die vier Vermissten sind nicht mehr im Gebäude. Flammen schlagen an allen vier Seiten des Daches hoch Wie der Feuerwehrsprecher später berichtet, konnten sich alle 29 Hotelgäste und das Personal schon aus dem Gebäude ins Freie flüchten, als die ersten Feuerwehrkräfte eintrafen. Auch die Geschäfte im Erdgeschoss (Luttergrill, Kohinoor-Restaurant und Rockcafé) werden frühzeitig evakuiert. Es wird niemand verletzt. Gleichzeitig beginnt für die Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr und der mehr als zehn Löschabteilungen der Freiwilligen Feuerwehr nicht nur der größte, sondern auch der erschöpfendste Brandeinsatz dieses Jahres. Die Flammen schlagen an allen vier Seiten des Daches in die Höhe, die Brandbekämpfer stehen – egal von welcher Seite sie kommen –, vor einer unfassbar heißen Hitzewand. Für die Brandbekämpfer in den drei Drehleitern ist der Einsatz wie über einem Glutofen. Die ohnehin große Hitze des Sommertages kommt noch dazu. &bdquo;Man kann gar nicht so viel trinken, wie man Flüssigkeit verliert“ Ein völlig erschöpfter Feuerwehrmann sinkt nach seinem Einsatz im Korb der Drehleiter mit drei Flaschen Wasser in der Hand in einer schattigen Ecke zu Boden. Ein anderer keucht schweißüberströmt nach dem Einsatz im Inneren des Brandgebäudes: &bdquo;Man kann gar nicht so viel trinken, wie man Flüssigkeit verliert.“ In der Innenstadt zieht derweil dichter Rauch durch die Straßen, eine stattliche Rauchsäule steigt in die Luft und sorgt auch weit entfernt noch für eine deutlich spürbare Geruchsbelästigung. Die Feuerwehr warnt zwar per Warn-App vor dem Rauch und bittet Anwohner, sich ins Haus zurückzuziehen. Aber laut Dirk Fortmeier zog der Rauch hier sehr gut nach oben ab. &bdquo;Das ist nicht immer so“, erinnert sich Epp. Als vor elf Jahren nur wenige Meter weiter der Dachstuhl des Dixi-Gebäudes an der Obernstraße (heute mit dem Restaurant L’Osteria) in Flammen stand, drückte der Wind damals die giftigen Gase nach unten. &bdquo;Diesmal gab es eigentlich keine wesentliche Gesundheitsgefahr für die Menschen in den umliegenden Häusern.“ Im Wiesenbad wurden die Besucher per Durchsage beruhigt, dass der Rauch keine Gefahr für die Besucher des Freibads darstellt. Die erstem merkten ein Kratzen im Rachen und hatten Augenreizungen, heißt es. Handyfilme zwischen herunterkrachenden Dachpfannen Längst hat sich die Brandkatastrophe herumgesprochen. Zahlreiche Schaulustige ziehen ihre Handys und filmen, während vom Dach zu Hunderten Dachpfannen auf den Gehweg knallen. Polizei und Ordnungsamt haben alle Hände voll zu tun, die Menschen aus dem Gefahrenbereich zu drängen und schließlich den Bereich rund um das Hotel abzusperren – inklusive der Straße Waldhof. Die Brandbekämpfer müssen lange Zeit unter widrigsten Umständen gegen die Flammen ankämpfen. Die Obergeschosse sind einsturzgefährdet und der deutlich effektivere Innenangriff ist über Stunden nicht möglich. Bis zum späten Abend sind mehr als 100 Einsatzkräfte im Einsatz. Immer wieder flammen unter Blechen und in der Holzkonstruktion neue Feuer auf. Die Gauben lassen sich lange Zeit gar nicht löschen und müssen teilweise vom Korb der Drehleiter aus abgetragen werden. Zeitraubende Arbeit der Bielefelder Feuerwehr Gegen 18 Uhr steht fest: Das Dach ist komplett ausgebrannt, das Hotel ist nicht mehr begehbar. &bdquo;Erst muss ein Gutachter sich das Gebäude ansehen.“ Die Hotelgäste kommen im Mercure-Hotel am Johannisberg unter. Ihre Sachen dürfen sie aber nicht aus den Zimmern holen. Zu gefährlich. Die Einsatzkräfte haben derweil noch bis 21 Uhr zu tun. Versteckte Glutnester machen die Löscharbeiten zu einer "Sisyphos-Arbeit", wie Epp es beschreibt. Zwar sei das Feuer längst "unter Kontrolle", aber unter den Blechen und dem Holz flammen immer wieder Feuer auf. Eine Drohnenstaffel der Gütersloher Feuerwehr hilft aus und überfliegt das Gebäude mit einer Wärmebildkamera. "Das hilft uns, die versteckte Hitze besser zu orten", so Epp. Pumpen in der Tiefgarage Doch nicht nur die Hotelgäste sind durch das Feuer ausgesperrt. Auch gut 250 Autobesitzer sind betroffen. Sie haben ihre Fahrzeuge in der Parkgarage Altstadt-Carrée abgestellt, die sich in sechs Geschossen unter dem Hotel erstreckt. &bdquo;Auch die Tiefgarage ist an diesem Mittwoch nicht mehr zu betreten“, sagt ein Polizist. Ob es am nächsten Morgen möglich sein wird, blieb unklar. Löschwasser, das in großen Mengen eingesetzt wurde, war von oben durch sämtliche Geschosse bis hinunter in die Garage gedrungen. Die Feuerwehr musste nun also auch noch das Wasser aus den unteren Etagen abpumpen, um noch größeren Schaden zu verhindern. Trotzdem gingen die Behörden noch während des Einsatzes von einem Millionenschaden aus, der durch das Feuer entstanden ist. Erst Sachverständige können später absehen, ob die unteren Etagen saniert werden können und mit wie viel Aufwand das nötig sein wird. Bielefelder Hotel-Gebäude von der Kripo beschlagnahmt Anschließend sollte die Kripo das Gebäude beschlagnahmen, um sich vermutlich erst ab Donnerstag auf die Suche nach einer Brandursache zu machen. Ein offensichtlicher Grund für das zerstörerische Feuer war weder für das Hotelpersonal noch für die Retter im Haus erkennbar.

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