Gut Wilhelmsdorf: Bekannter Hofladen in Bielefeld muss sein Café schließen

Bielefeld. Bio, Regionalität, Kultur - auf diesen Dreiklang hat Michael Hillman lange Jahre in seinem Bioladen auf dem Bioland-Milchvieh-Betrieb gesetzt. Wachsende Anforderungen und zuletzt Corona haben zumindest Letzteres immer mehr in den Hintergrund treten lassen. Doch bis heute setzt der Inhaber konsequent auf Öko und Regionalität. Der Erfolg gibt ihm recht - die Kunden kommen von überall aus der Region, um sich mit Milch, Fleisch, Gemüse, Wein, Käse und mehr zu versorgen. "Mir hat sogar mal ein Kunde erzählt, für ihn war für seinen Umzug nach Eckardtsheim ausschlaggebend, dass es hier einen Bioladen gibt", erzählt Hillmann. "Er ist ein guter Stammkunde geworden." Einstiger Speisesaal der Arbeiterkolonie Den ersten Hofladen haben die beiden Geschäftsführer des Biolandbetriebs Gut Wilhelmsdorf an der Verler Straße, Ulrich Schumacher und Johannes Berger, im einstigen Speisesaal der Arbeiterkolonie von Pastor Friedrich von Bodelschwingh, 2002 als Teil des Betriebs eröffnet. Anfang 2010 übernahm Michael Hillmann, der seit 1986 in der Biobranche arbeitete, das kleine Ladenlokal als eigenständiges Geschäft - die Kooperation mit dem Gut ist gleichwohl weiterhin eng. Er investierte über 100.000 Euro in den Ausbau, vergrößerte die Fläche auf 170 Quadratmeter, weitete das Angebot deutlich aus, erneuerte alle Geräte. Und setzte eigene Akzente. Käse- und Weinabend "Ich habe schon kurz nach der Übernahme hier ein Café aufgemacht, noch vor dem Umbau", erinnert sich der gebürtige Bonner. Erst durch Corona musste es schließen. "Es lief so nebenbei, und es war zuviel Aufwand mit den vielen Vorschriften." Regelmäßige Käse- und Weinabende folgten, die bei den Kunden sehr beliebt waren - es kamen bis zu 60 Gäste. "Die letzten wollten gar nicht so recht gehen, manche haben zum Schluss sogar mit aufgeräumt." Aber auch dem setzte Corona ein Ende.Selbst Konzerte - mit dem Bielefelder Ensemble Senzanome - hat Hillmann in seinem Laden schon veranstaltet. Damit genug Platz geschaffen werden kann, hat er die Regale extra auf Rollen herstellen lassen. Irgendwann aber stiegen die Umsätze und mit ihnen die verwaltungstechnischen Aufgaben wie Mitarbeiter- und Geschäftsbetreuung so sehr, dass für Veranstaltungsorganisation keine Zeit mehr war.Naturkostgeschäft mit breiter Produktpalette Geblieben ist das klassische Naturkostgeschäft mit einer breiten Warenpalette. Den kürzesten Transportweg haben die hofeigenen Produkte - Naturjoghurt, Milch, Rindfleisch und Kartoffeln. Ein Teil des Gemüses - Tomaten, Gurken, Paprika - kommt aus der Eckardtsheimer Gärtnerei, weiteres aus Avenwedde, von der Gärtnerei Vier Jahreszeiten. Äpfel und Birnen stammen aus Herford, von Bergs Hof, Biolandwirt Gerd Flachmeier kennt Hillmann schon seit langen Jahren. Genau wie den Heggehof (Biolandfleischerei Schäfers) aus dem Paderborner Land.Weine vom Pfälzer Winzer Den Winzer Gerhardt Schwarztrauber vom gleichnamigen Weingut aus der Pfalz hat der inzwischen 61-Jährige vor über 30 Jahren kennengelernt. Von dort stammen Hillmanns Lieblingsweine - der dunkelrote Rubino etwa oder der feine weiße Grauburgunder. "Die empfehle ich auch." Für die Weinberatung seiner Kunden wird er von den Mitarbeitern gern aus dem winzigen Büro im hinteren Teil des Ladens geholt, deren Zahl auf 14 (in Teilzeit) angewachsen ist. "Ich suche dringend neue, aber es ist schwer", erzählt Hillmann. Auch weil er gleich zugeben müsse, dass er bald aufhört. "Aber es gibt natürlich die Möglichkeit, dass sie übernommen werden." Bioladen wird umgebaut und vergrößert Ein gutes Jahr ist Michael Hillmann aber noch da, bevor zum 1. Februar 2023 die Vermarktungsgesellschaft Gut Wilhelmsdorf den Bioladen übernimmt. "Er wird umgebaut und vergrößert" berichtet der 61-Jährige. Er freut sich darauf, danach erstmals "räumlich unabhängig" zu sein. Ausbildungen in Körpertherapie hat er bereits absolviert, auch Bioladeninhaber-Vertretungen kann er sich vorstellen. "Man muss sehen, was sich entwickelt." Für die Kunden ist wichtig: Der Bioladen bleibt auch künftig bestehen. Hillmann: "Und er wird bestimmt toll." Öffnungszeiten und Besucherinfo Der Bioladen Gut Wilhelmsdorf, Verler Straße 248, hat montags bis freitags, 9 bis 18 Uhr, sowie samstags, 8 bis 18 Uhr, geöffnet.Auf Vorbestellung gibt es 10 Prozent Rabatt auf einen ganzen Karton von einem Produkt - ob Müsli, Wein oder Nudeln. Auf den Hof lockt traditionell auch das traditionelle große Erntedankfest, wo Interessierte sich auch den Hof und die Hoftiere anschauen können. Biomilch in klimaneutraler Verpackung von Gut Wilhelmsdorf kostet 1,59 Euro, Bioweine sind ab 4,49 Euro zu haben, ein Kilo Bioäpfel für 4,99 Euro. Der Bioladen selbst hat keinen Lieferservice. Bio- und Kochkisten gibt es über den Lieferdienst von Gut Wilhelmsdorf. Infos unter https://www.gut-wilhelmsdorf.de/uber-uns/lieferdienst.html oder Tel. (0 52 05) 95 07 60. Der Hofladen ist unter Tel. (0 52 05) 75 08 03 oder E-Mail derbio-hof-ladengutwilhelmsdorf@web de erreichbar.

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