Bielefeld. Sportlich betracht ist die Schüco-Arena leider keine Festung, aus der man ungestraft Punkte entführen kann, menschlich allerdings ist die Alm eine „Sichere Burg“. Der Bundesligist Arminia Bielefeld unterzeichnete nun gemeinsam mit der Stadt Bielefeld und weiteren Partnern einen Kooperationsvertrag zur Schaffung einer diskriminierungs-und gewaltfreien Vereinskultur.
Soll heißen: Wer am Spieltag Diskriminierungen ausgesetzt, sexuellen Belästigungen ausgeliefert ist oder Gewalt erfahren musste, wer ob seiner Ethnie, einer Körperbehinderung oder seiner sexuellen Ausrichtung verbal oder physisch angegangen wird, kann sich unkompliziert und unverzüglich per WhatsApp, Telefon oder SMS an geschulte Erstkontaktpersonen der „Sicheren Burg“ wenden, die im Stadion erreichbar sind. Diese leiten dann erste Schritte in die Wege, sorgen – wenn nötig – für „sichere Räume“ als Rückzug, geben auch im Nachgang Hilfestellungen an und bieten Kontaktmöglichkeiten (Verweisberatung).
„Wir hatten bislang kein Konzept für Betroffene, diese Lücke wollen wir schließen“, stellt der Präsident von Arminia Bielefeld, Rainer Schütte, bei der Vertragsunterzeichnung klar. Er fügt hinzu: „Wir müssen den Menschen Mut machen, sich zu stellen, aufzustehen“. Auch der andere Unterzeichner, Oberbürgermeister Pit Clausen, stellt die Notwendigkeit dieses Konzeptes in den Vordergrund: „Der Ton wird rauer, Respekt scheint verloren zu gehen, da braucht es klare Kante“.
Als Initialzündung für ein derartiges Konzept fungierte eine Umfrage aus 2018. Diese zeichnete ein desaströses Bild: „Ein Drittel der Befragten gab an, dass an ihrem Standort keine eindeutige Positionierung gegen sexistische Äußerungen und/oder sexualisierte Belästigung/Gewalt verankert ist“, heißt es in der Studie. Weder Konzepte noch geschultes Personal mit standardisierten Handlungsabläufen seien in den deutschen Stadien vorhanden. Schnell wurde deutlich, dass andere Bereiche „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ (Rassismus, Antisemitismus, Schwulen-und Queerfeindlichkeit) mit einbezogen werden müssen. Das Konzept von Arminia setzt hier auf vier Ebenen an: Haltung und Struktur, Prävention, Intervention und Nachbereitung.
Mit der „Sicheren Burg“ möchte der DSC seiner Verantwortung gerecht werden und dazu beitragen, dass die Schüco Arena zu einem Wohnzimmer wird, in dem sich alle Menschen wohl fühlen, heißt es auf der Homepage von Arminia. Und die Betonung liegt auf „Alle“.