Ungewöhnlicher Ausreißer aus Bielefelds Tierpark schafft es bis in die City

Bielefeld. &bdquo;Täglich grüßt das Murmeltier . . .“ – in den Alpen und im Tierpark Olderdissen ist das nach Ende des Winterschlafs normal, aber am helllichten Tag an der Bielefelder Schloßhofstraße doch eher selten. Daher staunte eine Anwohnerin in der Nähe der Kita am Bültmannshof nicht schlecht, als ihr ein Tier über den Weg lief, das deutlich zu groß für ein Meerschweinchen war und auch so gar nicht nach Kaninchen aussah. Sie reagierte am Montagnachmittag dann gedankenschnell, als der große Nager erneut ihren Kellereingang inspizierte. Für das Murmeltier auf Abwegen hat der Ausflug leider jetzt Folgen. Vom Tierpark bis an die Schloßhofstraße sind es mit dem Auto rund 4 Kilometer Strecke. Wie lange das Murmeltier auf seinen kurzen Beinen für diesen Weg gebraucht gebraucht hat, ist nicht ganz klar. &bdquo;Vor ein paar Tagen ist aufgefallen, dass uns ein Tier fehlt“, erklärt Haupttierpfleger Markus Hinker auf Nachfrage der NW. Es habe am Wochenende schon Sichtungen gegeben. Jetzt ist klar, dass sich das Tier schon seit drei Tagen an der Schloßhofstraße herumgetrieben hat. Nach genauer Beobachtung und erfolgreicher Recherche im Internet war die Bielefelderin schließlich ziemlich sicher, dass es sich bei dem Nager auch nicht um eine einheimische Bisamratte oder ein Nutria handelt.Sie rief im Tierheim an und landete bei Tierpflegerin Celina Schnur, die an der Kampstraße als Expertin für die Exoten gilt. &bdquo;Ich habe mir ein Video schicken lassen und konnte die Murmeltier-Sichtung bestätigen“, erzählt Schnur. Sie habe dann einen ihr bekannten Tierpfleger des Tierparks Olderdissen angerufen, der den Abgang bestätigte. Zugriff mit dicken Lederhandschuhen Nachdem der Wanderbursche einige Kellerstufen an der Schloßhofstraße hinabgestiegen war – vielleicht in der Hoffnung, eine neue schicke Höhle für sich zu finden, die in der Natur gerne bis in 7 Metern Tiefe reichen kann – wurde ihm der Rückweg versperrt. Die Hausbewohnerin hatte mit einem großen Brett die Treppe versperrt. Und weil Murmeltiere nicht wirklich springen, war der Ausreißer gefangen.Markus Hinker und sein Kollege Till Hötker rückten am Montag gegen 15 Uhr mit Kescher, dicken Lederhandschuhen und Transportbox an, um das 40 bis 50 Zentimeter lange Hörnchen mit den kräftigen Zähnen wieder einzusammeln. Nicht lange und es saß in der weißen Transportbox.Zurück in Olderdissen durfte der Ausreißer allerdings nicht zurück zu seinen neun Familienmitgliedern im Steinbock-Gehege. Er sitzt jetzt in der Quarantäne-Station und wird in Kürze wohl in eine neue Heimat umziehen. Tierpfleger Markus Hinker erklärt, warum der Nager nicht bleiben darf, obwohl der Tierpark doch so groß ist und die Murmeltiere dort als Freigänger unterwegs sind und vor allem gerne zwischen Steinbock- und Rothirsch-Gehege hin- und herflitzen – sehr zur Freude der Besucher. Nebenbuhler müssen gehen Da die Nager sehr standorttreu sind, müssen sich die Tierpfleger normalerweise keine Gedanken machen. Aber bei den Murmeltieren beginnt jetzt die Paarungszeit. Und das junge Männchen ist wohl geschlechtsreif und hätte gerne seinen eigenen Harem. Das weiß auch der Chef, und der duldet eben keine Nebenbuhler. &bdquo;Wir beobachten in dieser Zeit immer wieder leichte Rivalitäten“, sagt Hinker. Wie es die Natur so vorsieht, hat sich der Ausreißer offensichtlich auf den Weg gemacht, eigene Weibchen zu finden, um einen eigenen Familienverband zu gründen. In den Alpen kein Problem, erklärt der Haupttierpfleger, weil die Population recht groß ist. Doch in Bielefeld ist es nun mal schwierig ein weibliches Gegenstück zu finden. &bdquo;Wenn die Murmeltiere erst einmal auf Wanderschaft sind“, sagt Markus Hinker, &bdquo;dann laufen und laufen und laufen sie.“ In der Vergangenheit ist es nach seinen Worten es schon einige Mal vorgekommen, dass Tiere sich auf den Patt gemacht haben. Bei Sichtung besonnen handeln In solchen Fällen rät der Fachmann, nicht zu versuchen, das Tier zu packen, sondern nach Möglichkeit lieber in einem eingezäunten Garten zu sichern, das Garagentor zu schließen oder – wie in diesem Fall – die Kellertreppe zu verbarrikadieren. Weil die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, dass es mit dem Murmeltier-Papa wieder Ärger um die Damen gibt, wird der Tierpark Olderdissen nun nach einer neuen Heimat für den jugendlichen Ausreißer suchen. &bdquo;Wir sind ja gut vernetzt und werden versuchen, es in einen anderen Tierpark abzugeben“, erklärt Markus Hinker.

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