Überraschend: Ummelner Sportmühle schließt schon in wenigen Wochen

Bielefeld. Jetzt geht es plötzlich ganz schnell: Die &bdquo;Sportmühle“ in Bielefeld-Ummeln schließt bereits zum 30. Juni ihre Pforten. Die Mitarbeiter sind informiert, die Mitglieder erhalten in den nächsten Tagen ein persönliches Schreiben von Bettina Brock-Rodschinka und Michael Rodschinka, in dem die Eigentümer über die Hintergründe ihrer Entscheidung informieren wollen.Derweil gibt es bereits eine Online-Petition, in der der Erhalt der &bdquo;Sportmühle“ gefordert wird. Dafür wären etliche Mitglieder sogar bereit, höhere Beiträge zu zahlen oder bei einer Modernisierung selbst Hand anzulegen. Seit 1989 gibt es die &bdquo;Sportmühle“ an der Gütersloher Straße 299. Sie gehöre zu Ummeln wie der Meilenstein (das inoffizielle Wahrzeichen aus dem 18. Jahrhundert, das an der B 61 steht, Anm.d.R.), schreibt ein Mitglied auf der Plattform &bdquo;petitionen.com“ (https://bit.ly/3LIyylD). Im Angebot sind unter anderem Squash, Badminton, Tischtennis, eine Vielzahl von Sport- und Gesundheitskursen, eine Outdoor-Fitness-Area, Spinning, Sauna und Saunagarten. Dies sei eine in &bdquo;OWL einzigartigen Kombination von Sport- und Wellnessangeboten“ heißt es aus der Mitgliedschaft. Und: &bdquo;Wir brauchen keinen dritten Supermarkt in Ummeln.“ Hintergrund der jetzigen Entwicklung ist, dass das Gelände der &bdquo;Sportmühle“ bereits seit Jahren im Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt als mögliche Entwicklungsfläche für einen großflächigen Vollsortimenter gesehen wird. Mittlerweile hat sich die Bünting-Gruppe (Combi, Markant) das Areal von Familie Rodschinka reservieren lassen – und Ende vergangenen Jahres einen Bauantrag bei der Stadt eingereicht. Damit wurde ein weiterer Stein ins Rollen gebracht. Supermarkt, Bäckerei mit Café und Drogerie Der Bauantrag sieht nach Auskunft der Bünting-Pressestelle vor, einen Combi-Markt mit einer Verkaufsfläche von 1.650 Quadratmetern inklusive Bäckerei mit Café zu errichten. Zudem sei ein Drogeriemarkt mit einer Verkaufsfläche von rund 700 bis 800 Quadratmetern geplant. &bdquo;Wir hoffen, dass mit dem Bau schnellstmöglich begonnen werden kann, um dann gut 20 Märkte im Einzugsgebiet Bielefeld zu betreiben“, heißt es. Doch so schnell, wie sich Bünting es denkt, wird es jetzt nicht mehr gehen können. Denn statt über den Bauantrag nach Paragraf 34 Baugesetzbuch zu entscheiden, der in Gebieten zum Tragen kommt, in denen es keinen Bebauungsplan gibt, hat das Bauamt kurzerhand die Aufstellung eines Bebauungsplanes mit dem Titel &bdquo;Nahversorgungszentrum Ummeln – Gütersloher Straße/Kassler Straße“ vorgeschlagen. Auch, weil die Schwarz-Gruppe ebenfalls zum Jahresausklang einen Bauantrag für den Lidl-Markt in Ummeln eingereicht hatte. Die Filiale soll abgerissen und durch einen größeren Neubau ersetzt werden. Ende "anders als gewünscht" Die Stadt möchte vor allem, dass ihre &bdquo;Leitlinien für den großflächigen Einzelhandel in Bielefeld“ als Grundlage für die Entwicklung an der Gütersloher Straße dienen. Dazu gehört, dass nicht nur großflächiger Einzelhandel entsteht, sondern zugleich auch weitere Flächen für Büros, Gewerbe oder Wohnraum geschaffen werden. Sowohl die Bezirksvertretung Brackwede als auch der Stadtentwicklungsausschuss haben der Erstaufstellung eines Bebauungsplanes in ihren jüngsten Sitzungen zugestimmt. In der Folge wird es wohl Jahre dauern, bis an Stelle der &bdquo;Sportmühle“ ein Einkaufszentrum entsteht. Eine Entwicklung, die den Großkonzernen nicht gefallen dürfte. &bdquo;Grundsätzlich arbeiten wir gut und konstruktiv mit der örtlichen Verwaltung sowie Politik zusammen, sodass wir uns auf eine positive Entwicklung freuen“, heißt es aber diplomatisch aus der Bünting-Pressestelle. Lidl hat sich nicht geäußert.Für Familie Rodschinka hat das Ganze jedoch gravierende Folgen. Sie kann und will die &bdquo;Sportmühle“ nicht noch auf Jahre betreiben. Es gehe nach 33 Jahren jetzt leider anders zu Ende, &bdquo;als wir es uns gewünscht haben“, sagt Bettina Brock-Rodschinka, die wie ihr Mann im Rentenalter ist, gegenüber nw.de. Sie bedauert, dass ihre Mitglieder die Entscheidung nun auf diesem Weg erfahren, da sie mit dem Mailing nicht so schnell sein können.Älteren fehlt dann Sportmöglichkeit In Ummeln hat das bevorstehende Ende Trauer und Entsetzen ausgelöst – und besagte Petition, die bereits mehr als 100 Menschen unterzeichnet haben. &bdquo;Soziale Begegnung und Sport sind wichtiger als eine Anhäufung von Lebensmittelmärkten“, schreibt ein Unterzeichner, der damit offensichtlich vielen aus der Seele spricht.Viele Kursteilnehmer aus der Umgebung, vor allem die Älteren, würden keine Alternative zur Gesundheitsvorsorge und Reha finden. Mitglieder, die teils seit 20,30 Jahre und länger in der &bdquo;Sportmühle“ aktiv sind, schätzen die familiäre und vertrauensvolle Atmosphäre. &bdquo;Mit dem Verlust der Sportmühle würde eine sportlich-kulturelle Einrichtung die Tore schließen, die seit Jahrzehnten, über die Stadtgrenzen Bielefelds hinaus, alternativloser Anlaufpunkt für viele Mitglieder und Besucher ist“, heißt es weiter in den Kommentarspalten der Petition. Das Bowling-Center &bdquo;B 61“ ist – langfristig verpachtet – übrigens von der ganzen Entwicklung nicht betroffen.

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