Biohof Bobbert: Bielefelds bekanntester Biohof ist ein Alleskönner

Bielefeld. Sie sind neugierig, frech und aufdringlich. Rüdiger Bobbert muss im Auslauf aufpassen, dass ihn seine gefleckten Schweinchen nicht anknabbern und ihm ein Loch in die Gummistiefel beißen. Die Tiere, die sich dort freudig durch den Schlamm wühlen, sind eine Mischung aus Bunten Bentheimern und Piétrain. "Sie haben viel mageres Fleisch und weniger Fett", erklärt der Diplom-Agraringenieur, das werde nachgefragt. Sie werden etwa neun Monate aufgezogen, bis sie ihr Schlachtgewicht von 100 bis 120 Kilogramm erreichen. Auf dem Biohof Bobbert an der Alleestraße in Quelle können die Kunden auf dem Weg zum Hofladen weitere Tierarten auf den Weiden erleben, was vor allem die Kinder freut."Wir züchten nicht selbst", schildert der 51-jährige Biolandwirt. "Die Jungtiere werden von Bioland-Kollegen zugekauft und dann von uns gemästet." Dazu zählen neben den 85 Schweinen 65 Deutschen Angus-Rinder, 20 Coburger Füchse (Schafe) sowie 400 Gänse, die ab Mai als Eintagsküken kommen und dann bis Weihnachten auf den Weiden großgezogen werden. Am längsten dauert die Aufzucht bei den Rindern. "Zwei bis drei Jahre sind schon eine relative lange Zeit in der Färsen-Mast", sagt Bobbert.Kurze Wege zum Schlachter Bis zur Landschlachterei Beier in Theesen ist es dann nur ein kurzer Weg, dort werden auch die Würste und Schinken hergestellt, die in Quelle über die Ladentheke gehen. "Wir verladen unsere Tiere auch selbst, bekannte Gesichter verursachen für sie weniger Stress", sagt Rüdiger Bobbert. Wichtig ist seiner Frau Oda (ebenfalls Agraringenieurin) zu sagen, dass das ganze Tier verwertet und vermarktet wird. "Wir verkaufen aus Respekt vor dem Tier nicht nur die edlen Teile." Und so gibt es neben, Rind-, Schweine-, Gänse- und Lammfleisch auch Wurst und Hackfleisch, Bolognese im Glas; aus den Gänsekarkassen werden Suppen und Eintöpfe hergestellt.Gemästet werden nur so viele Tiere, wie der Bioland-Hof auch vermarkten kann. Und mit den genannten Zahlen sei jetzt die Grenze erreicht, weil "wir schließlich sicherstellen wollen, dass wir alle Tiere auch gut ernähren können", betont Rüdiger Bobbert. Die vergangenen beiden Jahre mit der großen Trockenheit seien auch in dieser Hinsicht durchaus eine Herausforderung gewesen. Direktvermarktung als Hauptziel Die Direktvermarktung und bestmögliche Kreislaufwirtschaft sind das große Pfund, mit dem Oda und Rüdiger Bobbert wuchern. Seit Januar 2000 haben sie den Hof an der Alleestraße von Meyer zu Borgsen gepachtet, der etwa 1.000 Jahre auf dem Buckel hat und einer der Bielefelder Urhöfe ist. Seit 2014 sind die landwirtschaftlichen Flächen des Hofes Dingerdissen in Ubbedissen dazugekommen. Insgesamt bewirtschaftet Familie Bobbert 100 Hektar Ackerland und rund 55 Hektar Grünland und Streuobstwiesen im Biolandbau. Auf den Feldern wachsen in wechselnder Fruchtfolge Roggen, Sommerweizen oder Triticale oder Kartoffeln, Körnermais, Hafer, Ackerbohnen, Wintergerste und Raps. "Das Getreide ist der einzige Bereich, in dem wir mehr produzieren, als wir selbst verbrauchen können", erklärt Rüdiger Bobbert. Abnehmer sei beispielsweise die Milser Mühle. Auf 4 Hektar hofnaher Freilandfläche gedeihen etwa 30 verschiedene Sorten Gemüse, im großen Folienhaus Tomaten, Paprika und Salate. Dieser Tage sind Gärtnerin Petra Niggemeier und Azubi Maria Stenger gut mit der Ernte des Feldsalates beschäftigt. "Wir ernten alles Gemüse noch mit der Hand", betont Oda Bobbert, "selbst die Möhren." Auch die ersten Jungkartoffeln werden manuell aus der Erde geholt. Das Streuobst wird verkauft oder zu Apfelsaft verarbeitet. 5.000 Produkte im Hofladen Oda Bobberts Reich ist in der Hauptsache der große Hofladen, der über die Jahre auf 250 Quadratmetern gewachsen ist und ein Vollsortiment von Bio-Lebensmitteln bietet, aber auch alles andere, was ein Haushalt so benötigt. "Wir möchten ja, dass die Kunden nicht noch woanders hin müssen", sagt die 50-Jährige und schmunzelt. Schätzungsweise finden sich rund 5.000 Produkte auf der großen Deele. Alles, was nicht selbst produziert werden kann, wird zugekauft, so weit möglich von gleichgesinnten Kollegen aus der Region, unter denen der Zusammenhalt sehr gut sei. "Wer zu uns kommt, weiß, das es bei uns nur Bioware gibt. Und dass uns Frische wichtig ist." Ein Angebot, das die Kunden honorieren, von denen viele zu Fuß oder mit dem Fahrrad aus der direkten Nachbarschaft kommen. Am Wochenende führt so mancher Spaziergang zum Biohof Bobbert - zum Tiere gucken. "Auch für unser Landschaftsbild ist es wichtig, dass wir intakte Höfe haben", betont die 50-jährige gebürtige Quellerin. Seit zehn Jahren Leckeres aus der Küche Vor rund zehn Jahren haben die Bobberts, die fünf Töchter zwischen 14 und 22 Jahren haben, zusätzlich angefangen, Gerichte aus der Hofküche zum Kauf anzubieten. "Aus dem Kreislaufgedanken heraus, dass wir Ware, die krumm ist oder schädliche Stellen hat, oder Übermengen nicht wegwerfen müssen, sondern veredeln", sagt Oda Bobbert. "Und alles Organische, das wir nicht mehr verarbeiten können, fressen die Tiere oder es kommt auf den Kompost." Und nun gibt es Salate, Quiche und Bratlinge, Kuchen, Torten, Suppen und Fertiggerichte im Glas, wie Gulasch oder Königsberger Klopse. Die Küche ist immer weiter gewachsen. Im Einsatz sind zwei Köche und eine Konditorin. Im gut frequentierten Laden sind pro Schicht vier bis fünf Mitarbeitende im Einsatz, Bobberts haben dort insgesamt 40 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit dazu kommen Aushilfen. In der Landwirtschaft sind zwei Gärtner, ein Landwirt, vier Auszubildende und immer sehr viele Praktikanten im Einsatz. Den Agraringenieuren ist wichtig, vielen die Biolandwirtschaft und die handwerkliche Arbeit nahezubringen. Noch eine Besonderheit des Biohofes Bobbert ist das große zweitägige Hoffest, das normalerweise im September veranstaltet wird. Corona hat dies in den vergangenen beiden Jahren verhindert. Doch Oda und Rüdiger Bobbert, die ihre Arbeit und das Leben auf dem Hof sichtlich lieben, sind guter Dinge, dass es in diesem Jahr wieder klappen könnte. Alle bisher erschienen Folgen unserer Hofladen-Serie finden Sie hier.

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