Wie die Vogelgrippe Bielefelder Geflügelhalter herausfordert

Bielefeld. Die Vogelgrippe grassiert – und Bielefeld hält den Atem an. Fällt ein infizierter Kranich vom Himmel, gibt es einen Infektionsherd in einem Stall? Erste Folgen der Angst der Tierhalter werden sichtbar. Ein Beispiel: Die Rassegeflügelschau Altenhagen am kommenden Wochenende ist abgesagt. &bdquo;Wir haben lange diskutiert, sind aber zum Schluss gekommen, dass das so besser ist“, sagt Sascha Quisbrock vom Verein. Andere, die sich Sorgen machen, sind private Hühnerhalter und Bauern, so der Biohof Bobbert mit seinen 350 Weihnachtsgänsen. Oda Bobbert erklärt, in welcher Zwickmühle sie und ihr Mann Rüdiger stecken. &bdquo;Es gibt aktuell keine Anordnung, die Tiere in den Stall zu bringen.“ Folge: Würden Bobberts das dennoch aus Vorsicht tun, würden die Tiere nicht mehr als Bio-Gänse gelten. Dabei hätten sie den Großteil ihres Lebens draußen und nach allen Kriterien des Bio-Siegels gelebt und gefuttert. Komme aber die sogenannte Aufstallpflicht per Verordnung, würden ein paar Wochen im Stall den Gänsen die Bio-Qualität nicht nehmen. Doch darauf setzen Bobberts gar nicht: &bdquo;Da es den Eintrag des Virus’ nicht nur von oben durch einen heruntergefallenen Kranich geben kann, sondern es auch Fälle gibt, wo es aus dem Stall heraus kommt, lassen wir unsere Tiere draußen und hoffen das Beste“, sagt Oda Bobbert. Alle Tiere bereits jetzt zu schlachten, das kann sie nicht – &bdquo;uns fehlen Gefrierplätze, und die Kunden wollen auch frisch geschlachtete Tiere“. Schlachtreif wären die Gänse jetzt durchaus schon. Lesen Sie auch: Das sagen Experten zur Stallpflicht Nicht immer ausreichende Kapazitäten für Aufstallung Schlachten, dieses Wort macht auch bei vielen privaten Hühnerhaltern die Runde, vielen fehlt die Möglichkeit, die Hühner &bdquo;aufzustallen“. Einer von ihnen ist Sozialdezernent Ingo Nürnberger. Er hat aktuell 14 Tiere, maximal die Hälfte könne er aufstallen, das schaffe er. &bdquo;Das ist richtig viel Arbeit.“ Nürnberger erklärt: &bdquo;Meine Tiere sind jetzt drei Jahre alt, das ist das Alter, in dem sie sowieso absehbar geschlachtet werden, deshalb habe ich jetzt bei einem befreundeten Schlachter angerufen.“ Leicht falle ihm das nicht, für private Hühnerhalter sind die Tiere oft eher Haustiere denn reine Nutztiere. &bdquo;Hätte ich ganz junge Tiere, würde ich nicht übers Schlachten nachdenken“, sagt er, &bdquo;ich hänge immer sehr an den Tieren.“ &bdquo;Wenn so ein Geier vom Himmel fällt, das braucht doch kein Mensch“ An seinen Tieren hängt auch Sascha Quisbrock. So sehr, dass ihn ein Bild seit Tagen quält – jenes von einer Infektion in der Schulsporthalle bei der Rassegeflügelschau &bdquo;und dann dem Veterinäramt, das vor Ort Hunderte Tiere tötet und sie herausträgt aus der Halle“. Nein, das sei ein Albtraum. Quisbrock: &bdquo;Ganz ehrlich, wenn da so ein infizierter Geier vom Himmel fällt, das braucht doch echt kein Mensch.“ Alleine Vorstellung, dass die Rassegeflügelzüchter dann (natürlich nur indirekt) Schuld daran wären, dass es eine Zehn-Kilometer-Sperrzone geben würde, &bdquo;an so etwas mag ich gar nicht denken, vor allem für unsere Landwirte, die ja davon leben und dann leiden müssten“. Also wurde die Schau, zu der auch die Kreisschau gehörte, abgesagt. 270 Tiere wären zu bestaunen gewesen, Wassergeflügelzüchter hatten schon abgesagt, da es hohe Auflagen gab. &bdquo;Es wäre ein Ritt auf der Rasierklinge geworden, da braucht ja nur ein Besucher vorher am Obersee gewesen zu sein und hat von einer Gans oder einem Schwan was am Schuh oder an der Hand ... nein, wir mussten es absagen.“ Quisbrock: &bdquo;Wir stehen ja für Tierschutz und den Erhalt vieler Rassen – das passt nicht zusammen mit einer Schau in Vogelgrippezeiten.“ &bdquo;Wir machen uns nicht verrückt, brauchen jetzt aber etwas Glück“ Landwirtin Oda Bobbert fragt sich auch, ob ihre Gänsezucht noch passt. &bdquo;Letztes Jahr war es dasselbe, wir werden nachdenken müssen, ob es das noch ist, wenn das immer häufiger passiert.“ Jetzt aber würden die ersten Tiere geschlachtet, die nächsten dann zum Nikolaus und der Rest zu Weihnachten. &bdquo;Wir machen gerade die Verträge.“ Für Bio-Gänse, denn das sind sie ja. Für Bobberts gelte unterm Strich: &bdquo;Wir machen uns jetzt nicht verrückt, wir brauchen aber auch etwas Glück.“ Auch interessant: Die Lage in OWL 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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