Bielefelder Hofläden Köckerhof: 4.000 regionale Produkte locken in die Hofläden

Bielefeld. Eine würzige Prise Landluft steigt den Besuchern schon an der Einfahrt in die Nase. Nach Schweinestall riecht es – und nach Silo. Im Stall neben dem Parkplatz suhlen sich Sauen mit ihrem Nachwuchs im Stroh. Eine Idylle, wie sie sich gestresste Stadtmenschen häufig herbeisehnen, Landleben live auf dem Köckerhof. Hier kann man zuschauen, wie Fleisch heranwächst. Freitag,11 Uhr. Mit ihren Autos oder Rädern kommen sie angefahren, darunter viele junge Familien. Einstellplätze sind um diese Zeit schon knapp. Während die Erwachsenen mit ihren Körben und Stofftaschen auf die zwei Hofläden zu schlendern, reißen sich die Kinder gern los. &bdquo;Erst mal die Schweine besuchen“, kräht Jannik (4) und zieht sein Schwesterchen Paula mit. Einkaufen fürs Wochenende an einem Februartag. Schweine besuchen Auf dem Gelände findet die Kundschaft so ziemlich alles, was ein Haushalt benötigt. Kohl, das typische Wintergemüse, Kartoffeln, von festkochend bis mehlig, knackige Rote Bete-Knollen, Sellerie – vieles regional und saisonal, erläutert Johannes Meyer zur Müdehorst. Der Landwirt (32) hat die Hofläden Anfang des Jahres von seiner Mutter übernommen und deren Leitung seinen Mitarbeiterinnen Eva Doer (37) und Imke Gronau (32) übertragen.50 Hektar groß ist das ländliche Anwesen im Norden der Stadt, davon entfallen vier Hektar auf den Gemüseanbau. Allerdings kommt nicht alles von der eigenen Scholle. Avocados, Ananas, Süßkartoffeln, Kurkuma, Orangen und Limetten bringen Exotik in das sorgfältig in Kisten und Regalen arrangierte Frischesortiment. Hinweise wie &bdquo;Demeter“, &bdquo;Bioland“ oder &bdquo;Naturland“ garantieren kontrollierten Anbau, die Lieferanten seien Partner &bdquo;aus gängigen Bio-Anbauverbänden“, erklärt Meyer zur Müdehorst. Auf Bio umgestellt Der Landwirt betreibt den Hof in der vierten Generation. Seine Eltern waren es, die den Betrieb auf &bdquo;Bio“ umgestellt haben. Die Läden laufen, so berichtet der Junior, seit 2020 besser denn zuvor. Die Pandemie habe das Bewusstsein der Menschen für Frische, Regionalität und Saisonalität geschärft. Dafür warten sie dann auch mal gern geduldig in der Schlange – vor der Eingangstür und an der Kasse, wie so häufig an den Wochenenden.Auch heute wieder da: Annette Bernhardi-Mensing, eine treue Kundin, die sich seit Jahrzehnten regelmäßig von der Voltmannstraße auf den Weg macht. &bdquo;Das Angebot gefällt mir, ist stets frisch und umfangreich. Und vor allem wird man hier immer freundlich beraten“, so die Großmutter, die ihre Enkelin mitgebracht hat. Das Mädchen allerdings komme wohl eher der niedlichen Ferkel wegen, vermutet die Oma. Brötchen zum halben Preis Nur wenige Meter sind es zum Naturkostladen im Gebäude gegenüber. Am Eingang der Tresen mit Backwaren: Dinkel-Schrotling neben mediterraner Tomaten-Ciabatta, kerniges Haselnussbrot und krosse Laibe mit Kamut gebacken, einer besonders proteinreichen Wildform des Weizens. Dazu eine große Brötchen-Auswahl und, zum Wegwerfen zu schade, ein Korb mit Brötchen vom Vortag zum halben Preis. Umfangreich auch das Kuchen-Sortiment mit Birne-Möhren-Bobbes, Plunderteilchen und unterschiedlichen Torten. Lieferanten sind Bio-Bäcker, auch aus der Region. Nächste Station Käsetheke. Jede einzelne der 180 Sorten in dem blank polierten Glastresen aufzuführen, ginge zu weit. Daher nur einige Highlights des internationalen Sortiments: Tête de Moine aus der Schweiz, Cheddar aus England, Bockshornklee aus Holland, Roquefort aus Frankreich und Brie mit Walnüssen aus einem Betrieb in der Region. Das Fleisch, tiefgekühlt oder frisch vakuumiert, stammt überwiegend von den 30 Rindern und 44 Schweinen, die auf dem Hof heranwachsen: Bio-Hochrippe vom Angus-Rind, Gehacktes oder Ochsenschwanz von der französischen Limousin-Rasse oder Filet – die Herkunft ist für die Kundschaft bei jeder Portion nachvollziehbar. Geschlachtet und zerlegt werden die Tiere in der nahen Landschlachterei Beier in Vilsendorf. Lange Transportwege entfallen. 750 Legehennen Nicht nur, um Fleisch, Obst und Gemüse zu kaufen, auch wegen der frischen Eier kommt die Kundschaft aus Bielefeld und dem Kreis Herford zum Köckerhof. Zuverlässige Lieferantinnen der begehrten Produkte sind 750 Legehennen, die draußen auf dem Gelände scharren. &bdquo;Das sind allerdings zu wenig“, bedauert Johannes Meyer zur Müdehorst. Das Hühnervolk aufzustocken, bedeute einen erheblichen Mehraufwand. Stattdessen kauft er zusätzlich Eier von nahen Bio-Bauern. Liefern lassen sich der Landwirt und seine zwei Laden-Leiterinnen auch die frische Milch für eine begehrte Spezialität des Hauses. Von Gut Wilhelmsdorf stammt der Rohstoff, aus dem sie in einer kleinen Molkerei auf dem Köckerhof nach einem besonderen Verfahren Joghurt ansetzen. Der zeichne sich vor allem durch seine Stichfestigkeit aus, so Imke Gronau. &bdquo;Allein deswegen nehmen viele einen weiten Weg auf sich.“ Es sind auch die Alternativ-Angebote für Vegetarier und Veganer, die unterschiedlichen Kosmetikmarken und die umweltverträglichen Reinigungsmittel für den Haushalt, die eine vielfältige, ständig wachsende Käuferschicht herlocken. Etwa 4.000 Artikel in beiden Läden – da dürfte für nahezu jeden etwas dabei sein. WO? Köckerhof, Babenhauser Straße 30.WANN? Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 9 bis 19 Uhr, samstags 9 bis 14 Uhr. WIE? Telefon Naturkostladen: (0521) 89 08 32, Telefon Gemüseladen: (0521) 5 57 87 80, Internet: www.koeckerhof.de WAS? Ein Kilo Spinat kostet aktuell 8,95 Euro, ein Kilo rote Zwiebeln 3,75 Euro. TIPP: In einem original historischen Fahrzeug führt Elisa Christen auf dem Hofgelände ihr &bdquo;Café im Circuswagen“. Öffnungszeiten: dienstags bis samstags 9 bis 18 Uhr. Außerdem gibt es einen Kinderspielplatz.

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