Dauer-Ärger um besondere neue Kita im Bielefelder Süden

Bielefeld. Die fast schon unendliche Geschichte um einen von allen Seiten begrüßten Waldkindergarten im Bielefelder Süden steht weiterhin unter keinem guten Stern. Die Elterninitiative hat bereits ihre Pläne abgespeckt, verhandelt mit einem anderem Kita-Träger über eine Satelliten-Lösung. Jetzt ist dem Bauamt offenbar der angedachte Schlechtwetterschutzraum für die Kinder, ein spezieller Bauwagen für Waldkindergärten, zu groß für die Wiese im Landschaftsschutzgebiet, auf der er stehen soll. Nach mehr als einjährigen, zähen Verhandlungen und Ringen um einen geeigneten Platz ist der Garten des ehemaligen Hauses Ararat der von Bodelschwinghschen Stiftungen am Schlepperweg, direkt am Gut Wilhelmsdorf gelegen, als einzig möglicher Standort ausgemacht worden. Ein Teil des Geländes wird bereits als Selbstversorgergärten genutzt, es gibt einen ehemaligen Hühnerstall mit Wasser und Stromversorgung. Allerdings liegt das Grundstück im Landschaftsschutzgebiet (LSG), und das macht es so schwer. Eine landschaftsrechtliche Befreiung können die Waldwichtel nicht bekommen, weil sie kein landwirtschaftlicher Betrieb sind. Weil sie aber ein Wirtschaftsbetrieb sein werden, darf es für diesen keine feste Bleibe im LSG geben. Ihre Schlechtwetterunterkunft dort darf aus dem selben Grund als "fliegender Bau" nicht zu groß sein. Und an die nahe Wasser- und Stromversorgung darf der Bauwagen deshalb auch nicht angeschlossen werden. "Es ist die Quadratur des Kreises", räumt sogar Maik Maschmeier aus dem Büro des Oberbürgermeisters ein, der sich eingeschaltet hatte, nachdem sich die Initiative der Eckardtsheimer Waldwichtel in ihrer Not in einem Brief an Oberbürgermeister Pit Clausen und die Ratsfraktionen gewandt hatten. "Eine gewisse Wagengröße können wir zulassen, aber keinen Zirkus-Roncalli-Wagen."Den möchte die Elterninitiative auch gar nicht. Aber es ist geplant, dass die "Waldgruppe" nun 20 bis 25 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren aufnimmt, die 35 Stunden in der Woche betreut werden sollen. Bei richtigem Schietwetter, wenn die Kinder partout nicht draußen sein können, "würden nicht alle in den kleinen Bauwagen reinpassen, den uns das Bauamt genehmigt hat", schildert Maike Schumacher. Maximal zehn bis 15 Kinder könnten in den 8 mal 3 Meter großen Wagen hinein. Das mache keinen Sinn. Ebenfalls keinen Sinn mache es, die im Bielefelder Süden dringend benötigten Kita-Plätze auf dieses Maß noch weiter einzudampfen. Da die Bezuschussung sich nach der Zahl der Kinder richte, die Fixkosten aber ähnlich hoch blieben, ergebe sich für die Elterninitiative einen Finanzierungslücke von rund 70.000 Euro, hat Schumacher, die Betriebsleiterin auf Gut Wilhelmsdorf ist, ausgerechnet. "Und wir hatten unser Konzept schon sehr knapp bemessen."Im Stadtbezirk fehlen viele Betreuungsplätze Im Bielefelder Kindergartenbedarfsplan waren die Waldwichtel eigentlich bereits ab dem Kindergartenjahr 2021/22 mit zwei Gruppen eingepreist worden, weil die Elterninitiative mit ihrem Wunsch beim Jugendamt offene Türen eingerannt hatte und Betreuungsplätze im Stadtbezirk Sennestadt fehlen. Weil theoretisch alle von dem Projekt begeistert waren, hatte offensichtlich niemand mit so vielen Hemmnissen gerechnet. Maike Schumacher ist am Ende des Jahres nicht mehr sehr optimistisch, dass die Waldwichtel Realität werden. Um 20 bis 25 Kinder im Bedarfsfall unterzubringen, brauche es schon mindestens einen Wagen mit 36 Quadratmetern Fläche. Auch das Bielefelder Jugendamt habe deutlich gemacht, dass die Standard-Lösung mit 24 Quadratmetern zu klein sei. Aber selbst ein kleiner Bauwagen dürfte nicht ans vorhandene Strom- und Wassernetz angeschlossen werden, "obwohl wir nur ungefähr einen Meter buddeln müssten", schildert Maike Schumacher frustiert."Es macht im Landschaftsschutzgebiet einen Unterschied, ob wir über ein kleines oder ein großes Vorhaben reden", sagt Maik Maschmeier. 40 bis 50 Quadratmeter Bauwagengröße seien nicht mit den Richtlinien überein zu bringen. Obwohl Bielefeld eine so grüne Stadt sei, sei eine Waldkita in der geplanten Art eine Premiere, so Maschmeier. "Wir haben in der Tat keine Erfahrungen." Lediglich in Quelle gebe es bislang eine andere private Waldkita. Jetzt soll das Landesjugendamt (LJA) dazu eine Aussage treffen unter welchen Bedingungen es einen Betrieb der Waldkita in Eckardtsheim genehmigen würde. Mareike Sander, Mitgründern der Waldwichtel, hat gehört, dass das LJA erst am 10. Januar dazu beraten will. Und ob Bau- und Umweltamt dann mit dem Votum leben können, ist danach weiterhin offen.

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