Für 17 Millionen Euro modernisiert: Bahnhof hat trotzdem zwei große Problemzonen

Bielefeld. Im Prinzip ist er fertig, der für mehr als 17 Millionen Euro modernisierte Bahnhof Brackwede. Moderne Bahnsteige, höhengleiche Einstiege in die Züge, eine neue Unterführung. Es gibt jedoch ein großes Aber: Die drei neuen Aufzüge, die den barrierefreien Zugang zu den Gleisen ermöglichen sollen, sind nicht einsatzbereit. Vielmehr sind sie defekt, und es müssen einige Bauteile erneuert werden. Und das wird erst 2022 etwas. &bdquo;Bei den Aufzügen wurde Wasser in den Schächten entdeckt", erklärte ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage der NW. Dadurch seien Bauteile der Aufzüge beschädigt worden, so dass die Lifte auf halber Höhe zwischen Tunnel und Bahnsteig feststehen. Rot-weiße Schilder weisen Bahnreisende darauf hin, dass sie diese nicht nutzen können. Wie lange die Reparatur dauern wird, ist nicht genau klar. &bdquo;Die Bauteile sind bestellt, können aber nicht geliefert werden", erklärt der Bahnsprecher. Er geht davon aus, dass dies im ersten Quartal des kommenden Jahres der Fall sein wird. Woher das Wasser gekommen ist, ob es sich um ein grundsätzliches bauliches Problem handelt, diese Frage kann er spontan nicht beantworten. Verdächtig ist, dass alle drei Aufzüge gleichermaßen betroffen sind. Ein großes Manko Die lang ersehnte und nun fast abgeschlossene Modernisierung würde normalerweise mit einem kleinen Festakt gefeiert. Aber in Pandemie-Zeiten ist alles anders. Der seit dem Startschuss im März 2019 über fast zwei Jahre aufgehübschte Bahnhof mit seinen verlängerten Bahnsteigen, die auch für die neuen Fahrzeuge des Rhein-Ruhr-Expresses (RRX) geeignet sind, ist peu à peu einfach in Betrieb gegangen. Und obwohl so viel Geld ausgegeben wurde – vom Land NRW, die Deutsche Bahn und (der größte Teil) durch den Verbund Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) – gibt es weiterhin ein großes Manko in Brackwede. Es gibt für die Fahrgäste keine wetterfeste Aufenthaltsmöglichkeit und keine Toiletten. Und die jahrelange Dauerübergangslösung in den Räumen der Reiseagentur Kloda ist seit Januar endgültig Geschichte. Reiseagentur ausgezogen Das Bahnhofsgebäude gehört der Stadt. Nach dem Umzug des internationalen Busbahnhofes vom Kesselbrink nach Brackwede Ende März 2009 wurde mit Unterstützung des Verkehrsverbundes eine Teilfläche des Erdgeschosses umgebaut und die Reiseagentur eingerichtet. Betrieb von Warteraum und Toiletten gehörten zur Auflage. Doch Corona und Homeoffice haben die weitere Anmietung unrentabel gemacht, wie Franz Kloda gegenüber der NW erklärt. Seit Januar schon sei die Agentur raus. Menschen mit dringendem Bedürfnis haben jetzt nur noch die &bdquo;Station 39" mit Café und Kiosk gegenüber vom Bahnhof an der Eisenbahnstraße. Betreiber Levent Ünal ist großzügig. Er sagt nicht Nein, wenn jemand sein barrierefreies WC nutzen möchte. Täglich seien es &bdquo;ein paar Kunden", die meisten davon kennt er mittlerweile persönlich, weil es Pendler sind. Allerdings sei es sehr ruhig geworden an der Eisenbahnstraße, erzählt Ünal, der seit sechs Jahren die &bdquo;Station 39" mit der Familie betreibt. Während der Umbauphase sei der Betrieb um 70 Prozent eingebrochen, Corona habe die Einbußen zeitweise auf 90 Prozent hochgeschraubt, da die meisten Flixbusse ausgeblieben seien, deren Tickets der Kiosk-Betrieber verkauft. Die zahlreichen Buslinien nach Osteuropa fuhren weiterhin, deren Gäste gehören aber nicht zu seiner Hauptkundschaft. Standort verbessern Levent Ünal wünscht sich, dass die Stadt sich endlich dafür entscheiden würde, den Fernbusbahnhof an der Eisenbahnstraße zu belassen und mit dem bereits geplanten Umbau den Standort zu verbessern. Aber die Sache ist eine Hängepartie, weil sich die Stadt und Politik noch die Option offenhält, den Internationalen Fernbusbahnhof an die Joseph-Masolle-Straße ins Bahnhofsviertel zu verlagern. Ans Aufhören denkt Ünal aber nicht: &bdquo;Sonst hätten die Brackweder ja keinen Toilette mehr am Bahnhof", sagt er und lacht. In Vor-Corona-Zeit gab es etwa 110 Zughalte in Brackwede und im Schnitt 3.350 Fahrgäste, die den Bahnhof Brackwede täglich nutzten.

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