Jahrelange Fernbeziehung

Tiktok-Liebesgeschichte geht viral: Millionen schwärmen für Bielefelder Paar

Nach Jahren der Fernbeziehung ist der Nigerianer Cyprian heute bei seiner Familie in Bielefeld. Die Liebesgeschichte verfolgen viele Menschen über Social Media.

Cyprian Idowu und Sarah Höner begeistern Millionen auf Tiktok mit ihrer außergewöhnlichen Liebesgeschichte. | © Peter Unger

10.09.2025 | 10.09.2025, 11:10

Bielefeld. Sie gehören zu den bekanntesten Tiktok-Paaren aus Bielefeld: Sarah Höner (25) und Cyprian Idowu (28). Auf ihrem gemeinsamen Account @cyprianandsarah folgen ihnen mehr als 236.000 Menschen. Ihr erfolgreichstes Video erreichte bereits mehr als 13,4 Millionen Aufrufe. Es zeigt den Moment, als Cyprian nach jahrelangem Warten endlich seine Sarah in Bielefeld trifft.

Die Liebesgeschichte begann 2021 auf Instagram, als der 28-Jährige auf eine Story von Sarah reagierte. Aus einem einfachen Austausch wurde schnell ein täglicher Kontakt, der beide über Ländergrenzen hinweg verband. „Skepsis hatte ich nicht“, sagt Sarah im Gespräch mit der NW über den Austausch mit dem zuvor noch unbekannten Mann. „Es waren einfach Gespräche, die irgendwann intensiver wurden“, berichtet sie.

Über ein Jahr hinweg hielten sie immer wieder Kontakt, mal mit längeren Pausen dazwischen, dann wieder mit intensiven Gesprächen. Dieser beständige Austausch gab ihr Vertrauen. Dann entstand die Idee, einander endlich zu treffen: „Nur ich konnte ihn besuchen und nach Afrika reisen“, erinnert sie sich. „Denn Cyprian hätte zu diesem Zeitpunkt keine Chance gehabt, ein Visum für Deutschland zu bekommen.“

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Erstes Treffen in Benin scheitert fast

Ein Visum für Nigeria war teuer und langwierig. Deshalb trafen sich Sarah und Cyprian in Benin, wo die Formalitäten einfacher waren. Für Cyprian war es die erste Reise außerhalb Nigerias, und er war nicht allein. Seine Schwester und sein Bruder begleiteten ihn, weil sie spürten, wie wichtig dieses Treffen für ihn war.

Sarah und Cyprian bei ihrem ersten Treffen am Strand von Benin. - © privat
Sarah und Cyprian bei ihrem ersten Treffen am Strand von Benin. | © privat

Doch schon am Checkpoint wurde der Traum vom Wiedersehen beinahe zerstört. „Die Polizei warf mir Betrug vor, weil sie gesehen hat, dass ich mit Sarah geschrieben habe. Sie dachten, ich wolle sie nur wegen des Geldes treffen“, erinnert er sich. Die Beamten schlugen ihn, um ein „Geständnis“ zu erzwingen. „In diesem Moment hatte ich nur Angst, Sarah nie erreichen zu können. Sie war allein in einem fremden Land und wartete auf mich“, erzählt der 28-Jährige. Erst nachdem er Geld bezahlt habe, durfte er weiterreisen.

In Benin wurde Sarah herzlich von Cyprians Familie aufgenommen. Gemeinsam entstanden Tanzvideos und Aufnahmen von Sarahs erster afrikanischer Flechtfrisur, die in Nigeria sogar in den Medien gezeigt wurde. So erlangten sie schnell internationale Aufmerksamkeit.

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Vater kann Geburt des Sohnes nur per Video erleben

Als Sarah nach Deutschland zurückkehrte, begannen sie, auf Tiktok ihre Erlebnisse aus Benin zu teilen. Die schönen Momente, aber auch die Sehnsucht nacheinander. Und noch etwas verband die beiden nun: Sarah erwartete ein Kind. Cyprian konnte die Geburt seines Sohnes nur per Videotelefonie miterleben. „Ich habe sie nur durch den Bildschirm gesehen. Es war wunderschön, aber gleichzeitig quälend, nicht bei ihnen sein zu können“, sagt er.

Schließlich reift der Plan, nicht bloß für eine kurze Zeit zusammen zu sein. Die Wartezeit für ein deutsches Visum in Nigeria beträgt bis zu 18 Monate. Geduld und Vertrauen waren für die beiden entscheidend, um diese Zeit zu überstehen.

Um als Familie zusammenleben zu können, investierten sie in der Zwischenzeit zwischen 10.000 und 15.000 Euro, auch für Flüge und Reisen, die Sarah allein mit ihrem Baby unternahm, damit Cyprian seinen Sohn endlich sehen konnte. „Unser Sohn hat uns die Kraft gegeben, weiterzumachen, auch wenn alles andere schwierig war“, sagt Sarah Höner.

Wie Tiktok-Follower der Familie halfen

Über Tiktok teilten sie weiter ihre Erfahrungen, gaben Tipps für Fernbeziehungen und interkulturelle Partnerschaften und tauschten sich mit anderen Paaren aus. „Erst durch Tiktok haben wir von anderen Paaren erfahren, wie wir bei dem Visum wirklich vorgehen müssen“, erklärt Sarah Höner. Ein Kommentar unter ihrem Video war hilfreich und habe sie dann an die richtige Stelle gebracht. Denn obwohl zu dem Zeitpunkt schon Eltern waren, gab es keine Option, dass er nach Deutschland kommen konnte. Die Hilfe ihrer Follower hat sie zusammengebracht, sagt Cyprian Idowu.

Das TikTok-Paar zusammen mit seinem Sohn zusammen in Benin. - © Privat
Das TikTok-Paar zusammen mit seinem Sohn zusammen in Benin. | © Privat

Die Geduld der beiden zahlt sich aus. Seit einigen Wochen lebt Cyprian jetzt in Bielefeld. Er schätzt hier die ruhige und sichere Umgebung, die vielen Spielplätze für seinen Sohn. Gleichzeitig fällt ihm auf, dass es ein weniger ausgeprägtes soziales Leben gibt. „In Afrika ist es normal, dass alle auf der Straße eine große Familie sind. Man kennt jeden Nachbarn, jeder kümmert sich um dein Kind, das ist dort völlig normal.“ Hier sei das anders. „In Nigeria sagen wir, man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen“, erklärt er. Das Land selbst vermisst er kaum, wohl aber Familie, Freunde und die abendlichen Fußballrunden, die in Lagos in seiner Heimatstadt zum Alltag gehörten.

Hintergrund: Lagos – Mega-City mit Abenteuerfaktor

Bielefeld bietet besonders Cyprian Sicherheit, weil Sarah mit ihrer Familie hier schon immer gelebt hat. Für Cyprian bedeutet es aber auch, eine ganz neue Welt kennenzulernen. Kulturelle Unterschiede fallen ihm stark auf: „Tattoos und das offene Rauchen von Zigaretten in der Öffentlichkeit überraschen mich, in Lagos ist das verboten“, berichtet er. „Außerdem sieht man überall in meiner Heimatstadt Polizei mit Pistolen. Hier ist das anders, dadurch bekomme ich ein viel schöneres Lebensgefühl“, sagt Cyprian.

Deutschkurs und Jobsuche in Bielefeld

Um sich hier besser zurechtzufinden, besucht Cyprian jetzt einen Deutschkurs und plant danach, einen Job zu suchen. Am liebsten würde er hier wieder als Tanzlehrer arbeiten, so wie in Nigeria. „Am meisten freue ich mich, endlich nach drei Jahren Wartezeit bei meiner Familie zu sein und unser Leben gemeinsam aufzubauen“, sagt er lächelnd.

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„Wir glauben, dass uns so viele Menschen auf Tiktok folgen, weil sie unsere Geschichte wirklich berührt und fasziniert“, erzählt Sarah. Das Video, in dem Cyprian endlich in Bielefeld ankommt, zeigt eindrucksvoll, wie sehr sich Freunde und Familie freuen, ihn endlich persönlich zu sehen. Man spürt die Erleichterung, dass die lange Distanz überwunden wurde, und die Freude über das Wiedersehen ist greifbar. „Viele Menschen erkennen, dass durch soziale Medien echte Freundschaften entstehen können. Unsere Geschichte gibt ihnen Hoffnung“, sagt Sarah.