600 Dampflokfans auf Rundfahrt durch OWL

Bielefeld. Die Vorfreude ist groß bei den zwölf älteren Herren, die sich in der Eingangshalle des Hauptbahnhofes versammelt haben. &bdquo;Wir sind ehemalige Falk-Realschüler", erzählt Wilfried Vollmer. Diesmal haben sie etwas ganz Besonderes vor: Mit der Dampflok geht es durch Ostwestfalen. Und ein &bdquo;Geburtstagskind" ist auch dabei. Bernd Sewöster wird an diesem Tag 83 Jahre alt. Nachdem seit 2020 sämtliche Fahrten der Bielefelder Eisenbahnfreunde coronabedingt ausfallen mussten, freuten sich die Vereinsmitglieder über die große Fangemeinde, die bei der Rundfahrt durch Ostwestfalen-Lippe dabei sein wollte. Mit 600 Fahrgästen war der Zug nahezu ausgebucht. Von der Holzklasse bis zur 1.Klasse Um möglichst vielen Familien und Gruppen die Möglichkeit zu geben mitzufahren, hatten die Eisenbahnfreunde zwei Runden der OWL-Fahrt über Herford, Detmold, Altenbeken, Paderborn und Schloß Holte organisiert. Frühaufsteher starteten um 9.10 Uhr, die zweite Fahrt begann um 15 Uhr. Die Dampflok und die sieben Waggons (1. bis 3. Klasse) stellte der Lengericher Verein &bdquo;Eisenbahn-Tradition" zur Verfügung. Lokführer Maik Drechsel, Zugführer Roland Stübbe und weitere Mitglieder verstärkten das Team um Planungsleiter André Philipper und Marco Riffelmann von den Eisenbahnfreunden. &bdquo;Wir sind insgesamt mit 20 bis 25 Ehrenamtlichen dabei", sagt Philipper kurz vor der Fahrt. Roland Stübbe sorgt derweil in historischer Uniform dafür, dass alle Fahrgäste pünktlich einsteigen. Mit dem typischen Pfeifen geht es dann los. Eine Dampfwolke zieht über die Waggons. Die großen roten Räder setzen sich in Bewegung. Im Führerstand werden kräftig Kohlen geschaufelt. In den Gängen stecken Fahrgäste die Köpfe aus den Fenstern. Andere machen es sich auf den dicken Polstern in der 1.Klasse oder auf Holzbänken gemütlich. Sidney (6), Noah (5) und Maxim (5) sind ganz aufgeregt. Für die Kinder ist es die erste Fahrt mit einem Dampfross. Während sie die Landschaft vorbeirauschen sehen, haben ihre Eltern das Abteil geentert. Einige Meter weiter sorgen Ina Walden und Stefan Oehmke dafür, dass die Fahrgäste mit Brötchen, Kaffee und später Bockwurst und Frikadellen versorgt werden. Fotografen bauen Stative in Feldern auf Stephan Jeggle vom Lengericher Verein berichtet, dass die Dampflok in zwei Jahren 100 Jahre alt wird. Vor Corona habe der Verein etwa 25 Nostalgie-Fahrten pro Jahr gehabt. Viele Fans seien Wiederholungstäter. Auch Hartmut Wiebe war schon 2019 dabei. Da organisierten die Eisenbahnfreunde eine Tagesfahrt nach Hamburg – allerdings mit einer größeren Lok. Der 72-Jährige erinnert sich an Fahrten, die er früher in der Holzklasse gemacht hat. Da ging es regelmäßig von Oerlinghausen nach Bielefeld. Diesmal ist er mit seiner Nachbarin Uta Kolodziej (79) aus Theesen dabei. Die gebürtige Thüringerin musste sich nicht lange überreden lassen. Sie schwärmt von der Landschaft auf der Strecke und entdeckt immer wieder Fotografen, die ihre Stative in den Feldern aufgebaut haben. Vorbei geht es an der Zuckerrübenfabrik in Lage. Als der Zug schließlich in Detmold hält, drängen viele Fahrgäste nach draußen, um die Lok bei herrlichem Sonnenwetter zu bewundern. 35 Kubikmeter Wasser getankt Im Pulk, der sich später vorne bildet stehen auch zwei Freunde aus Rödinghausen, die noch schnell ein Handyfoto machen wollen. Sie hatten nicht bedacht, dass es sich bei den Fans, die die Lok umringen, um Fahrgäste handelt, die vom Nebengleis herüber gekommen waren. &bdquo;Plötzlich ist der Zug los gefahren", berichtet Ulrich Thomas einige Stunden später nach seiner Rückkehr zum Bielefelder Bahnhof. Die Freunde hatten noch versucht, ein Taxi zu bekommen, um dem Zug nach Altenbeken nachzufahren. Der Taxifahrer habe jedoch gesagt, dass er es nicht in 30 Minuten schaffen würde. Von weiteren Pannen ist nichts bekannt. Einen längeren Aufenthalt gibt es in Paderborn. &bdquo;Da müssen wir Wasser tanken", sagt André Philipper. Insgesamt seien es rund 35 Kubikmeter für beide Rundfahrten. Der achtjährige Julian staunt. Für ihn ist die Zugfahrt ein großes Abenteuer. Mit seinem Großvater Eduard Menke-Pieper (71) steht er auf der Plattform zwischen den Waggons und lässt sich die frische Luft um die Nase wehen. Die nächste Fahrt der Bielefelder Eisenbahnfreunde führt am 4. Dezember mit einem Reisezug der 1970er Jahre nach Köln oder Aachen. Infos im Internet unter: www.bielefelder-eisenbahnfreunde.de oder Tel.: 48 89 66 68.

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