Olderdissen öffnet ab November wieder alle Tore - Zeitpunkt stößt auf Kritik

Bielefeld. Die positive Nachricht vorweg: Ab 3. November soll der Tierpark Olderdissen wieder öffnen - alle Nebeneingänge frei, keine Online-Tickets mehr, keine Kontingente und keine Höchstbesucherzahl. Das berichtete Tierparkleiter Herbert Linnemann, der am Freitag die beiden FDP-Ratsmitglieder Jan Maik Schlifter und Jasmin Wahl-Schwentker vor dem Haupteingang entdeckte. Beiden ist der November jedoch deutlich zu spät. FDP fordert sofortige Öffnung "Wir wünschen uns, dass der Tierpark jetzt sofort wieder öffnet und seinen Charme wiederbekommt, den er mal hatte", unterstreicht Wahl-Schwentker. "Das heißt, die fließenden Eingänge vom Wald her, von allen Seiten rund herum freier Zugang." Gerade jetzt, wo die Herbstferien vor der Tür ständen. Für die noch bestehenden Einlass-Regelungen gebe es inzwischen keinerlei Notwendigkeit mehr, sie würden auch durch die Corona-Schutzverordnung nicht mehr gedeckt. Hier würden eindeutig die Bürgerrechte grundlos beschnitten. Eigenverantwortung statt Regelungen In der Altstadt sei nichts beschränkt, bei Arminia nicht - warum also hier, ergänzt Schlifter. Der gesamte Tierpark befinde sich ebenfalls unter freiem Himmel. Und wenn man jetzt alle Beschränkungen streichen würde, könnten alle Eltern und Kinder "mit Glück noch ein paar schöne Herbsttage" im Tierpark genießen. Wichtig sei, auf die Eigenverantwortlichkeit der Menschen zu setzen. Die Corona-Schutzverordnung werde von der Bielefelder Verwaltung eng ausgelegt, aber das sei eine politische Entscheidung. Dafür sei eigentlich die Politik zuständig, und einen Beschluss der Ratsgremien gebe es nicht. Olderdissen ist einer der beliebtesten Tierparks bundesweit Tierparkchef Linnemann war sich mit den beiden Ratsvertretern grundsätzlich darüber einig, dass Olderdissen möglichst bald zu den Vor-Corona-Zeiten zurückkehren sollte. Eine Öffnung vor den Herbstferien mit dem dann zu erwartenden Ansturm an Besuchern fand er allerdings verfrüht. Er verwies darauf, dass Olderdissen vor Ausbruch der Pandemie nach einer Bewertung von Google-Einträgen auf Platz 2 aller zoologischen Einrichtungen gewählt worden sei - bundesweit. Und das wird durch die Besucherzahlen bestätigt: Rund eine Million waren es im Durchschnitt jährlich vor Corona. Vor dem Hintergrund, dass alle 16 Tierparks in Deutschland nach Angaben der Deutschen Tierpark-Gesellschaft 2016 jährlich 2,2, Millionen Besucher hatten - und "Olderdissen davon fast die Hälfte" - sei das schon beeindruckend. Bei unbeschränkter Öffnung Besucheransturm befürchtet Und genau das ist offenbar auch das Problem. Linnemann befürchtet bei einer unbeschränkten Öffnung die bereits bekannten Gästemassen - im vergangenen Jahr waren es durch die Vorgaben nur 400.000, in diesem Jahr wohl nur 300.000. Und dass aus den bislang rund 4.000 an Spitzentagen - möglich wären 5.500 trotz Ticket-Beschränkung - bis zu 10.000 - und das ohne zeitliche Steuerung. Dann würde es sich unweigerlich etwa bei den Bären wieder "knubbeln". Eine Besucherführung wäre bei Öffnung aller Zugänge auch nicht mehr gut möglich. Und auch bei Arminia gebe es Vorgaben, es werde getestet, und auch die Zahl der Stehplätze sei weiterhin begrenzt. Und andere Tierparks oder Zoos? Dort gibt es bundesweit einen bunten Flickenteppich an Bestimmungen. Und was meinen die Tiere? Würde man die tierischen Bewohner in Olderdissen fragen, wäre die Entscheidung wohl eindeutig. "Die Ruhe hat schon dazu geführt, dass sich die Tiere wohler fühlen", meint der Olderdissen-Chef. Sprich: kein Gedränge von allen Käfig- oder Gehege-Seiten. Und trotzdem ein bisschen Entertainment durch die - für den tierischen Geschmack - immer noch ausreichend vielen Zweibeiner.

Meistgelesen