Erste Details zur Verlängerung der Stadtbahnlinie 1

Bielefeld. Auch wenn eine weitere wichtige Weiche für den Weiterbau der Stadtbahnlinie 1 nach Sennestadt gestellt ist, steckt noch sehr viel Brisanz im Detail. Klar ist nun: MoBiel gibt der Mobilitätslinie bis in den Norden des Stadtbezirks bei den vertiefenden Planungen den Vorzug. Doch die Sennestädter und Senner hadern – aus unterschiedlichen Gründen. Die einen hadern beispielsweise mit dem Endpunkt der Bahn, die anderen mit den noch nebulösen Details der Trassenplanung entlang der L 756, mit der ungeklärten Frage nach der Betroffenheit der Anlieger. Und offen ist auch noch, was und wann der Landesbetrieb Straßen NRW etwas zu den neuesten Überlegungen der Bielefelder Verkehrsplaner sagt. Kostenübernahme bis zu 90 Prozent Bei einer gemeinsamen Sitzung der beiden Bezirksvertretungen und des Stadtentwicklungsausschusses am Montagabend gab es viele kritische Fragen zum Nahverkehrskonzept für den Bielefelder Süden – das nicht nur den Weiterbau der Stadtbahn beinhaltet, sondern auch ergänzende Buslinien, On-Demand-Verkehre und mögliche Park+Ride-Anlagen. Bevorzugtes Konzept braucht 29 Busse und zehn Stadtbahnen Sie entlockten MoBiel-Projektplanerin Léa Gauthier aber auch einige bis dahin noch nicht genannte Details aus der &bdquo;standardisierten Bewertung", mit der die Kosten-Nutzen-Analysen aller vier untersuchten Planungsvarianten miteinander abgeglichen worden sind. Diese Bewertung ist die Voraussetzung, um eine Förderung von Bund und Land für die Vorzugsvariante zu erhalten. Ohne die Kostenübernahme, die bis zu 90 Prozent beträgt, wäre die Umsetzung für Bielefeld auch undenkbar. Der Bau der Mobilitätslinie werde einen &bdquo;niedrigen dreistelligen Millionenbetrag" kosten, sagte Gauthier. Für die Stadt bedeute der Eigenanteil eine jährliche Summe von 1,5 Millionen Euro für Investitionen, Betriebskosten und Abschreibungen der verlängerten Linie 1. Ohne Förderung läge dieser Betrag bei 6,5 Millionen Euro. Offen blieb, auf welche Zeiträume sich diese Beträge beziehen. So soll das Bielefelder Stadtbahnnetz ab 2022 weiter ausgebaut werden Vom Senner Buschkamp aus wären die Fahrgäste künftig sieben Minuten schneller am Jahnplatz, vom Sennestädter Ehrenbergplatz neun Minuten. Die gesparte Reisezeit des neuen Nahverkehrskonzeptes summiere sich bei den prognostizierten Fahrgastzahlen auf 62.000 Stunden pro Jahr. Benötigt würden bei der Vorzugsvariante 29 Busse und zehn Stadtbahnen. Darum geht es nicht bis zur Württemberger Allee Stichwort Württemberger Allee: Der einstige Favorit der Grobplanungen vergangener Jahre ist durch die detaillierte Bewertung ins Abseits geraten. Ihm fehlt der positive Nutzen-Kosten-Indikator und damit die Förderfähigkeit – obwohl die Strecke mit prognostizierten 512.000 Fahrten vor der kürzeren Vorzugslinie (380.000) liegt. Ein Umstand, der einigen Sennestädter Bezirksvertreter nicht in den Kopf wollte. Markus Müller (SPD) fand es zumindest merkwürdig, dass die 2013 und 2018 wirtschaftlichste Variante nun durchfällt, Parteikollege Stefan Fleth verstand &bdquo;sogar die Welt nicht mehr". Baudezernent Gregor Moss schaltete sich ein: Planungs- und Bewertungsgrundlagen hätten sich entwickelt und seien vertieft worden, es gebe nun viel mehr als nur die möglichen Fahrgastzahlen. &bdquo;Wir haben jetzt einen ganz anderen Detaillierungsgrad." Kurz: Die reinen Fahrgastzahlen der Stadtbahn sind nicht alles. Die Stadtbahn und der Grünzug Auch die Idee, die Linie 1 am Stadion und damit sozusagen mitten im Ost-West-Grünzug enden zu lassen, hielt Müller für &bdquo;sehr gewagt". Dieser Grünzug wird in den nächsten Jahren im Rahmen des INSEK-Programms mit vielen Millionen Fördermitteln umgestaltet. Das könnte bedeuten, dass Bielefeld Fördermittel zurückzahlen müsse, meinte der SPD-Sprecher. Doch Léa Gauthier beruhigte: Natürlich müsse der Stadtbahnbau mit dem Stadterneuerungsprogramm kompatibel sein. &bdquo;Das wird gerade geprüft." Die Durchgängigkeit des Grünzuges dürfe nicht durch die Bahn konterkariert werden. &bdquo;Gegebenenfalls wird es dann der Alsterweg", sagt die Chefplanerin mit Blick auf den Endpunkt der Linie 1. Damit sei eine spätere Weiterführung bis zur Württemberger Allee auch nicht verbaut. Die Senner haben ganz andere Probleme. Die bisher bekannte Führung der Bahn nördlich von Brackweder und Paderborner Straße würde bei etwa 70 Grundstückseigentümern in unterschiedlicher Schwere Betroffenheit auslösen. Vier Gebäude stünden im Weg, darunter &bdquo;Mimmos Pizzahaus" an der Senner Wendeschleife und die Shell-Tankstelle nördlich der Brackweder Straße. Was sich auf diesem Abschnitt nach Kritik und Bürgerbeteiligung verändert hat, war am Montag jedoch kein Thema, lediglich das umfangreiche Buskonzept. Wen betrifft die Linie 1 in Senne? Joscha Conze (CDU) war verärgert. Man wolle endlich wissen, wie die Bahn geführt werden soll. &bdquo;Diejenigen, die wirklich betroffen sind, fühlen sich außen vor", sagte er. &bdquo;Wir haben das Ziel, die Betroffenheit zu reduzieren", entgegnete Léa Gauthier. Und: &bdquo;Wir sind dabei, positive Ergebnisse zu schaffen." Aber: Straßen NRW, auf deren Straße geplant wird, muss noch beteiligt werden. &bdquo;Das ist ein Partner, den wir zeitlich nicht ganz einschätzen können", so die Projektbetreuerin. MoBiel krempelt Fahrplan bei Bussen und Bahnen komplett um Weiter geht es mit einer Online-Bürgerinformation zur Linie 1 und dem Nahverkehrskonzept am Montag, 4. Oktober, ab 18 Uhr. Interessierte können ohne Anmeldung über einen Link auf der Homepage von MoBiel teilnehmen. Vorstellung, Fragen und Antworten im Chat werden aufgezeichnet, so dass man sich auch im Nachgang noch informieren kann: www.mobiel.de/Mobilitätslinie Im Anhang eine grafische Darstellung des Nahverkehrskonzeptes Mobilitätslinie - mit Verlängerung der Stadtbahn bis zur Straße Am Stadion in Sennestadt und dem ergänzenden Busnetz in Senne und Sennestadt

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