Auf der Immobilienmesse gibt es eines fast gar nicht mehr: Immobilien

Bielefeld. Wo eben noch geimpft wurde, wird nun ein anderes wichtiges Thema behandelt: das Wohnen. Im Stadthallenanbau wird am Wochenende nicht mehr gegen Corona geimpft, sondern das ebenso schwere Thema der Immobilien behandelt. Die fünfte Immobilienmesse lockt; Samstag und Sonntag von 10.30 bis 16.30 Uhr. Nicht zu übersehen ist, dass es sich um einen restlos überhitzten Markt geht. Einen, der fast nur noch von der Nachfrage gesteuert wird. Banken? Fehlanzeige. Weder Volksbank noch Sparkasse sind vor Ort. Makler? Fehlanzeige. Mit einer Ausnahme. Für Veranstalter Michael Barlag ist das alles &bdquo;eine typische Wellenbewegung“. Barlag: &bdquo;Es hat sich jetzt verschoben, kommt aber wieder auch anders.“ Auch Corona spiele eine Rolle. Nun dominieren Produkte rund ums Thema Immobilien – von Fertighäusern bis hin zu Details rund ums Wohnen und Bauen. "Sitzen auf Grundstücken" &bdquo;Das Angebot ist nicht so groß“, so Barlag, &bdquo;alle sitzen auf ihren Immobilien und Grundstücken.“ Es sei eine spannende Zeit, &bdquo;die Verkäufer können sitzen und Angebote abwarten, es ist wie an der Börse“. Nur, dass beim Thema Wohnen die Preis-Kurve ausschließlich nach oben zeige. Und das vielen Menschen Probleme bereite. Das weiß auch Horst-Peter Drappa von der LBS. &bdquo;Die allermeisten verkaufen nicht, die fragen sich, was sie angesichts der Inflation und von Strafzinsen mit dem Geld sollen.“ Er kenne etliche Kunden, die leer stehende Immobilien oder freie Grundstücke hätten – doch es passiere fast nichts. "Umland statt Bielefeld" Einer Familie, die jetzt etwas kaufen wolle, könne er nur raten: &bdquo;Schaut ins Umland, jenseits von Bielefeld.“ Flexibilität sei gefragt. Vorbei die Zeiten, als es in Randgebieten wie Altenhagen oder Lämershagen noch Häuser gab. Auch dort sei der Druck im Markt nun groß. Das Ärgerliche: &bdquo;Es gibt heute ja viele Doppelverdiener, viele mit Eigenkapital - die Probleme mit der Finanzierung sind nicht mehr das große Thema; so wie früher.“ Mini-Zinsen erlaubten finanziell vielen den Griff in obere Kreditregale. Nein, heute fehlten schlicht die Häuser und Wohnungen und Grundstücke. Für Drappa wie viele andere Kollegen aus der Branche ist klar: &bdquo;Den einen goldenen Tipp gibt es nicht.“ Sich möglichst breit gestreut als Suchender registrieren lassen, sei wichtig. Eigeninitiative auch. "Einfach mal klingeln" So rät Makler Stefan Landmann: &bdquo;Beim Spazierengehen mal fragen, mal klingeln – das große Grundstück hier, könnten Sie sich eine Hinterbebauung oder eine Teilung vorstellen?“ Das habe immer wieder schon einmal funktioniert. Aber große Plakate gestalten und in der Stadt aufhängen, das findet er unsinnig. &bdquo;Was, wenn das alle machen?“ Zumal ihn verwundert, &bdquo;dass die Familie, die das in Bielefeld gemacht hat, sich – zumindest bei mir – nicht einmal als immobiliensuchend registriert hat“. Kostenlos versteht sich. Dass das Angebot derzeit aber klein ist, ist auch bei ihm zu sehen. Einen Bauplatz beziehungsweise ein Haus hat er anzubieten – in Steinhagen. Dazu einige Mietwohnungen in Bielefeld. Kritik an der Politik &bdquo;Es gibt zu wenige Flächen, zu wenig für junge Familien“, kritisiert Elvis Rustemovski von Gussek-Haus. Er bietet Fertighäuser an, vermisst bei der Politik engagiertes Handeln. &bdquo;Das mit den Flächen war bis vor kurzem noch ein regionales Problem, jetzt ist es bundesweit Thema.“ Groß-Investoren maximierten Gewinne, Familien schauten in die Röhre. &bdquo;Dabei gibt es genug Eigenkapital, extrem günstige Kredite und gute Förderungen“ Viele zahlten zudem so viel Miete, dass der Sprung zum Kauf kleiner werde. Was fehle, seien Grundstücke. Rustemovski: &bdquo;Kommunen sollten hier aktiver werden, nicht zwangsenteignen, aber den Flächenverkauf fördern und mit Geld in der Hand selbst aktiv werden.“ Landwirte müssten &bdquo;finanziell ermutigt werden, Flächen zu verkaufen“. Hinzu komme: &bdquo;Es darf nicht bis zu zehn Jahre dauern, bis aus Ackerflächen endlich Bauflächen werden.“ Genehmigungen müssten viel zügiger erteilt werden. &bdquo;Es wird so viel von Verdichtung geredet, aber dann werden bei Hinterbebauungen schon die Bauvoranfragen abgelehnt.“ Und so ist der Slogan &bdquo;Freiheit statt Miete“ eines anderen Fertighausherstellers für viele nur ein netter, realitätsferner Spruch. "Grundstücke fehlen überall" LBS-Mann Drappa sieht in der Zusammensetzung der Messe den Spiegel der Realität: &bdquo;Viele Haushersteller zeigen ihre Produkte, aber überall fehlen die Grundstücke.“ Und so kommt es zu dieser Realität: Gutachter, da sind sich alle einig, braucht es nicht mehr. &bdquo;Der Gutachter ist der Bieter“, sagt Drappa. Preise entstehen jenseits von Bodenrichtwerten und sachlichen Analysen. Sie entstehen übers Angebot: Der Verkäufer wählt aus – &bdquo;und bekommt zum Beispiel in Gadderbaum das Doppelte vom Richtwert“, so Drappa. Oder er wartet eben. Darauf, dass das Dreifache geboten wird. &bdquo;Viele beobachten die Spirale“, weiß Drappa. Das verknappe das eh schon knappe Gut Wohnraum zusätzlich.

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