Hiobsbotschaft: In diesem Jahr gibt es keine Luftfilter mehr

Bielefeld. Die Stadt tut sich schwer mit dem Thema Luftfilter. Während beispielsweise in Gütersloher Klassenräumen längst mobile Geräte stehen, setzt Bielefeld ausschließlich auf stationäre Anlagen. Noch vor den Herbstferien könnten in 14 ausgewählten Grundschulen die ersten Anlagen installiert werden, kündigte Oberbürgermeister Pit Clausen Anfang August an. &bdquo;In diesem Jahr wird das nichts mehr“, sagt hingegen jetzt Reinhold Peter, Technischer Leiter des zuständigen Immobilienservicebetriebs der Stadt (ISB), auf NW-Nachfrage. Das Großprojekt mit oberster Priorität gehe dann auch zu Lasten von anderen Projekten, wie Digitalisierung oder Schulausbau, merkte der OB an. Das seien OGS-Anbauten, Neubauten oder Zugerweiterungen, berichtet Peter. Der ISB rechne mit einem Investitionsvolumen von 10 bis 15 Millionen Euro, so die Stadt zu einer Anfrage der FDP, die wissen wollte, wie Digitalisierungsprozesse an den Schulen davon jetzt konkret betroffen sind. Die Liberalen hatten sich, wie berichtet, immer wieder für den Einbau von mobilen Systemen stark gemacht. Lüften vermeiden, damit Schüler sich nicht erkälten Geplant ist bislang, dass 573 Klassenräume in 14 Bielefelder Grundschulen an 18Standorten mit sogenannten Raumlufttechnischen Anlagen (RTA) ausgestattet werden. Kriterium für die Auswahl war, dass die notwendigen Öffnungen in den Außenwänden baurechtlich zulässig und mit vertretbarem Aufwand herzustellen sind. Peter hatte bereits im August in einer Sondersitzung des Schulausschusses darauf hingewiesen, dass innerhalb der einjährigen Förderfrist die Geräte nur im laufenden Schulbetrieb eingebaut werden könnten. Je Filter müssten aufwendig drei Öffnungen für Zu- und Abluft sowie für Kondensat in den Außenwänden geschaffen werden. Jetzt gebe es Überlegungen, den Einbau zu vereinfachen. &bdquo;Wir würden je einen Fensterflügel durch wetterfeste Leichtbauplatten ersetzen, darin könnten die Öffnungen eingebracht werden und man müsste das Mauerwerk nicht durchbohren“, sagt Peter. So ginge es deutlich schneller. &bdquo;Das ist allerdings ein Provisorium.“ Ziel sei jedoch, möglichst schnell Fensterlüftungen zu vermeiden, damit die Schüler sich nicht erkälten. Mobile Miele-Geräte in Hamburger Schulen Erst seit gut einer Woche liegen die detaillierten Förderrichtlinien für die stationären Anlagen vor. Jetzt wird ausgeschrieben, wegen des hohen Auftragsvolumens europaweit. Der ISB plant die Aufträge an mehrere Anbieter zu vergeben. Eine Einzelbestellung könne einen Hersteller möglicherweise überfordern. &bdquo;Der Markt ist aktuell da sehr angespannt“, berichtet Peter. Die Bielefelder Verwaltung wurde jetzt beauftragt, die Räume an Grundschulen sowie Schulen mit den Jahrgangsstufen 5 und 6 (mit Schülerinnen und Schülern unter 12 Jahren), die sich aus bautechnischen Gründen nicht für stationäre Raumlufttechnischen Anlagen eignen, zu prüfen, ob durch den Einsatz von mobilen Luftfiltergeräten der Infektionsschutz gesteigert werden kann. Nicht nur in Gütersloh ist da schon deutlich weiter. Hamburg stattet bis zum Ende der Herbstferien alle Klassenzimmer und einen Großteil der weiteren Unterrichtsräume mit mobilen Luftreinigern aus – als bislang einziges Bundesland. Auch Miele liefert dort rund 1.500 Geräte. Je nach Ergebnis der weiteren Untersuchungen in den bisher zurückgestellten Bielefelder Schulen sei dann auch eine mehr als doppelte Projektgröße denkbar. 20 bis 30 Millionen Euro entsprächen in etwa dem Jahresvolumen, was der Immobilienservicebetrieb bisher im langjährigen Mittel umgesetzt hat. Damit würde ein Großteil der Kapazität des ISB für ein Jahr nahezu vollständig gebunden. Die notwendige Fachkompetenz werde sich nicht nur auf die bauliche Planung der Geräte beschränken, sondern auch die Fachbereiche Lüftung, Elektro, Schadstoffe und vor allem das Vertragsmanagement betreffen. Stadt lässt sich Fördergelde entgehen Der Fokus auf die Installation der stationären Anlagen an den ausgewählten Grundschulen habe zur Folge, dass bereits genehmigte Anträge für stationäre Lüftungsanlagen in Kitas zurückgezogen werden mussten, wurde zuletzt im Jugendhilfeausschuss mitgeteilt. Damit lässt sich die Stadt Fördergelder entgehen: 80 Prozent der Kosten für die Filter werden von Bund und Land übernommen. &bdquo;Wir wollen, dass externe Planungsbüros den ISB entlasten“, sagt Jan Maik Schlifter, schulpolitische Sprecher der FDP. Die Liberalen stellten im Rat einen entsprechenden Antrag. Weitere Neu- und Ausbauprojekte an den Schulen dürften nicht vernachlässigt werden. Hierfür solle die Verwaltung einen verbindlichen Zeitplan erstellen.

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