Bielefelder Altenheime starten dritte Impfungen

Bielefeld. Der Wendepunkt war der 1. August: Bis dahin war die Sieben-Tages-Inzidenz bei den über 90-Jährigen über zweieinhalb Monate eine Nullkurve. Seitdem hat es immer mal wieder einige Corona-Fälle bei den Hochbetagten in Bielefeld gegeben. Neun Tage lang lag die Inzidenz konstant bei 102,3, um nach einem kleinen Peak jetzt wieder auf 76,7 zu fallen (Stand 5. September). Die 65- bis 90-Jährigen gehören hingen mit Inzidenzen zum Teil deutlich unter 50 zu den derzeitigen Primussen über alle Altersgruppen. Deutlich wird in den Bielefelder Alten- und Pflegeheimen, dass die Impfungen sehr gut vor einer schweren Covid-19-Erkrankungen schützen. Daher wird dort, wie auch anderenorts, in Kürze die dritte Impfrunde gestartet. Die Gesundheitsministerkonferenz hatte sich bereits im August dafür ausgesprochen, dass bestimmten Personengruppen (frühestens) sechs Monate nach Abschluss ihrer vollständigen Impfung eine Auffrischungsimpfung angeboten wird. Dazu gehören Menschen in (teil-)stationären Pflegeeinrichtungen, Tagespflegen, Wohngemeinschaften, Demenz- und Beatmungs-WGs sowie (teil-)stationären Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Werkstätten für behinderte Menschen. Die Impfungen werden in der Regel durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte oder – bei Bedarf – durch mobile Impfteams durchgeführt. Wilfried Wesemann ist in Bethel als Geschäftsführer für die Altenhilfe in Ostwestfalen-Lippe zuständig. In Bielefeld sind sieben Altenpflegeeinrichtungen unter deren Leitung. &bdquo;Mitte September sollen bei uns die Impfungen starten", sagt Wesemann im Gespräch mit der NW. Ungeachtet der anhaltenden Debatten sei die Auffrischung sinnvoll Nachdem der Impferlass vorlag, habe man damit begonnen, die erneute Zustimmung zur Booster-Impfung bei den Betroffenen oder deren Bevollmächtigten einzuholen. Gerne würde er es sehen, wenn auch die Drittimpfungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im gleichen Atemzug durchgeführt werden könnten. &bdquo;Das wäre ideal, aber auch das müssen wir noch abklären." Auch wenn es immer noch Debatten um die Frage gebe, mit welchem zeitlichen Abstand die Auffrischungsimpfungen erfolgen sollten, werde die Sinnhaftigkeit einer dritten Impfung der Bewohner nicht infrage gestellt. &bdquo;Wir hatten seit Monaten keine Neuinfektionen bei den Bewohnern", sagt Wilfried Wesemann. &bdquo;Und wir wollen alles tun, dass wir die Infektionen auch in Zukunft vermeiden." Neben den Impfungen sei dabei das konsequente Eingangsscreening hilfreich. Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Altenhilfe Bethel habe es auch nur drei bis vier Einzelfälle gegeben, weil die Quote der Geimpften in den Häusern bei etwa 80 Prozent liege. Viele Altenheime in Bielefeld Corona-frei Auch in den Seniorenzentren des AWO-Bezirksverbandes sind derzeit keine Infektionen mit dem Corona-Virus bekannt. Die jüngste Aussage von Bielefelds Krisenstabschef Ingo Nürnberger, dass vermehrt ungeimpftes Personal Infektionen in Seniorenheime trage, könne man daher nicht bestätigen. Nürnberger hatte in der Phase, als die Inzidenz bei 102,3 gelegen hatte, erklärt, das binnen vier Wochen sieben Fälle von geimpften Erkrankten oberhalb der 80 in den Krankenhäusern gelandet seien. Aber: &bdquo;Keiner lag auf der Intensivstation", so Nürnberger. &bdquo;In Bezug auf die Booster-Impfungen laufen die Vorbereitungen", erklärt Sprecherin Christina Schulte. Auch bei der AWO soll es die Auffrischungen ab September geben. Dabei orientieren sich die Verantwortlichen am Zeitpunkt des zweiten Impftermins. Schulte: &bdquo;Wenn in einer Einrichtung erst im April die Zweitimpfungen durchgeführt wurden, wäre eine dritte Impfung im September zu früh." Immer wieder "Impfdurchbrüche" In den Häusern des Johanneswerkes ist das Thema &bdquo;Impfdurchbrüche" derzeit &bdquo;ein großes", wie der stellvertretende Geschäftsführer Bodo de Vries auf Anfrage erklärt. Es gebe schon einige geimpfte Bewohner, die sich infiziert hätten, weil die Immunantwort nach der Doppelimpfung nachgelassen habe. Aber nur wenige Menschen zeigten Covid-19-Symptome, niemand habe deshalb ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen oder sei gar an einer Infektion gestorben. Ein &bdquo;große Thema" ist es eher beim Personal. Im Johanneswerk gibt es ebenfalls geschätzt rund 20 Prozent von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die nicht geimpft sind. Im Pflegebereich liege dieser Anteil nur bei etwa 10 Prozent, so de Vries. Nicht überall besteht die Bereitschaft, sich impfen zu lassen Aber es gebe Bereiche, beispielsweise die Hauswirtschaft, in denen relativ viele Menschen arbeiten, die &bdquo;sensibel auf das Thema ,Impfen reagieren", wie de Vries es ausdrückt. Andere seien &bdquo;impfträge". Dort bewirke manchmal noch die Diskussion darum, dass nur noch Geimpfte oder Genesene Angebote nutzen zu dürfen, und die Aussicht, ab Oktober Schnelltests selbst bezahlen zu müssen, eine Änderung. Als Arbeitgeber denke das Johanneswerk darüber nach, gegebenenfalls Teams neu zusammenzusetzen, um zu verhindern, dass im Infektionsfall große Personalgruppen komplett ausfallen. Von Mitte September bis Oktober seien die Booster-Impfungen geplant. Auch Bodo de Vries würde sich wünschen, dass viele Mitarbeitenden dann noch Impfangebote annehmen. Das Parlament hat gerade für einige Berufsgruppen wie Alten- und Krankenpfleger eine Impfauskunftspflicht beschlossen.

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