Bielefelder Leon Harth ist neuer WBO-Europameister im Cruisergewicht

Bielefeld. &bdquo;Die Liste geht weiter, ein bisschen Geduld bitte", rief Leon Harth in die Menge und grinste über das ganze Gesicht. Da stand er, der Bielefelder, als frisch gekürter WBO-Europameister im Cruisergewicht und zog einen Vertrauten nach dem anderen zu ihm in den Ring, um sich zu bedanken. Im Triumph zeigt sich häufig echte sportliche Größe, und Harth lag als frisch gekürter Champion am Samstagabend einiges daran, ein guter Junge zu sein. Sein Promoter Charlie Podehl ließ für den Titelkampf gegen den Frankfurter Raad Rashid den Showroom von Katak Motors am Stadtring herrichten. &bdquo;Ich muss mich beim Ordnungsamt und der Stadt Bielefeld bedanken", sagte Podehl, der alle Anträge rund um ein tragfähiges Hygienekonzept rechtzeitig genehmigt bekam und so 120 Zuschauer begrüßen konnte. Die Stimmung im Publikum war durchaus aufgeheizt, es war der würdige Rahmen für den EM-Kampf. Harth ließ sich von seinem Sohn in den Ring führen, wo ihn der 41-jährige Rashid bereits erwartete. Das Team des Bielefelders sah ihn als starken Gegner, der trotz seines hohen Alters noch alle Fähigkeiten besaß, Harth heute in echte Schwierigkeiten bringen zu können. »Am Anfang hat man gesehen,dass er sehr aufgeregt war« Dieser Eindruck schien sich zunächst zu bestätigen, Rashid setzte vom Start weg in Runde eins die ersten Akzente, Harth agierte abwartend. &bdquo;Am Anfang hat man gesehen, dass er sehr aufgeregt war", sagte Harths Trainer Alexander Blich, &bdquo;er war verkrampft und zurückgezogen". Viel hatten sie im Vorfeld über den Druck geredet, den ein Boxer in seiner Heimatstadt verspürt – er schien Harth zu Beginn wirklich zu belasten. Schon in der zweiten Runde konnte sich der Bielefelder aber davon befreien, Harth kam mehr und mehr aus der Deckung und war jetzt der aktivere Boxer. &bdquo;Wir haben den Gegner intensiv studiert und haben gesehen, dass er am Körper sehr empfindlich ist", sagte Blich. Der Plan ging jetzt auf, Harths Kombinationen fanden immer wieder ihr Ziel. Spektakel ab Runde drei Runde drei eröffnete Rashid mit einem harten Gesichtstreffer, jetzt wurde es stellenweise der von den Beteiligten angekündigte spektakuläre Kampf. Beide Kontrahenten waren im Angriffsmodus, erstmals machte sich das Publikum mit &bdquo;Leon, Leon!"-Rufen bemerkbar. &bdquo;Zuhause zu boxen ist sehr anstrengend", sagte Blich, &bdquo;deshalb war es wichtig, dass die Fans sich gezeigt haben". Es war der Punkt, in dem sich das Momentum endgültig auf die Seite des Bielefelders drehte. Harth kam mit einem starken Treffer aus der Pause, war jetzt klar dominant. Er bereitete seinen finalen Angriff vor, in Runde fünf war es soweit: Rashid ging erstmals zu Boden und war extrem angeschlagen, er wurde angezählt und berappelte sich gerade noch rechtzeitig. Doch der Kampf war entschieden, Harth ließ seine letzte Kombination noch einmal auf den Frankfurter einprasseln und schickte ihn direkt wieder auf die Bretter – der technische K.o. war unter großem Jubel des Publikums besiegelt. "Da nachgegangen, wo es am meisten weh tat" &bdquo;Leon ist konzentriert geblieben, hat auch nach dem ersten Niederschlag sehr gezielt weitergearbeitet und ist da nachgegangen, wo es am meisten weh getan hat", sagte Blich freudenstrahlend. Seine Augen leuchteten wie die eines Schuljungen, der gerade auf dem Pausenhof seine erste große Liebe knutschen durfte. Das ganze Team war sichtlich emotional berührt, Harth bedankte sich noch im Ring bei seiner Heimatstadt: &bdquo;Wie hätte es bei so einem Publikum anders laufen sollen? Ich danke jedem einzelnen, dass ihr hier wart!" Nun geht es für den 33-Jährigen mit der Familie in den Urlaub, bevor bald höhere Aufgaben warten. Dem Traum einer Weltmeisterschaft ist Harth auf jeden Fall ein kleines Stückchen nähergekommen.

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