Sie fordern mehr Toleranz für ihren Sport: "Wie Einhornreiten, nur krasser"

Bielefeld. Noch haben die Mountain-Biker in Bielefeld und Ostwestfalen/Lippe ihren Humor nicht verloren, obwohl ihnen im Frühjahr eine beliebte Trainingsstrecke im Schopke- und im Johannistal förmlich unter den Reifenstollen weggezogen wurde: &bdquo;Mountain-Biking ist wie Einhorn reiten, nur krasser", steht auf dem Plakat eines Kundgebungsteilnehmers, das er in den Himmel über dem Rathaus streckte, witzig! Mit einer Demonstration am Freitag Nachmittag machten etwa hundert Offroad-Pedaleure auf sich und ihre vermaledeite Situation aufmerksam. &bdquo;Wir haben keine Lobby, also schaffen wir uns eine", so einfach ist das. Das Einhorn ist nun gesattelt, die Lobby ist ein Verein, den die Mountain-Biker Ende Februar ganz offiziell gründeten, den &bdquo;MTB Bielefeld e.V.". Keine Selbstverständlichkeit in der Szene, sind die &bdquo;Wald- und Wiesen Radler" doch eher Eigenbrödler, allenfalls zu Dritt unterwegs bei ihren Touren, unorganisiert, aber sicher keine Vereinsmeier, die sich um Satzungen und Statuten kümmern wollen. Die meisten der jungen Leute auf den Sätteln wollen sich nur in der frischen Luft, in der Natur austoben und nicht den Kassenwart ihres Vereins wählen. Teamgeist beflügelt sie dennoch. Ein Bündnis von Mountainbike-Vereinen und Initiativen formierte sich in Bielefeld und radelte demonstrativ einmal um den Innenstadt-Block. Unter dem Motto: &bdquo;MTB is not a crime" machten sie auf Vorurteile und ein fehlendes Angebot für ihrenSport aufmerksam. &bdquo;Schaut Euch den Wald doch mal an! Wir haben nicht die Fichten-Monokulturen angelegt, und wir haben auch nicht mutwillig den Borkenkäfer heimlich ausgesetzt", redet sich Tobias Hagenbäumer vom Vorstand des Vereins, in Fahrt – downhill – und die Betonung liegt auf &bdquo;Wir". &bdquo;Mountainbiken war schon immer zum Freunde treffen, quatschen, in der Natur sein, rauskommen", sein Credo. &bdquo;Wir achten den Wald, seine Bewohner, seine Eigentümer und wir schätzen die Natur", hängt der 46-jährige Diplom- Designer noch dran. Wanderer verärgert über Radfahrer &bdquo;Wir grüßen freundlich und fahren langsam an den Spaziergängern vorbei", heißt es in einer Erklärung des TSVE 1890 Bielefeld, dem größten organisierten Radler-Club in der Stadt. Einer von diesem Club ist Eckhard, der aus dem Pulk der Mountain-Biker am Rathaus heraussticht, weil er mit einem dünn bereiftem Slick-Profil-Rennrad auf der Demo ist. &bdquo;Wenn ich auf dem MTB im Wald Wanderer überholen muss, dann pfeif ich immer den Verkehrshinweis-Jingle des Bayerischen Rundfunks, den kennt jeder". Coole Idee, das hat was &bdquo;einhorniges". Tatsächlich beschweren sich zahlreiche Naturfreunde, die im Teutoburger Wald per pedes unterwegs sind, über plötzlich von hinten heran rauschende Radler, die rücksichtslos Kinder erschrecken oder Hunde verscheuchen und tatsächlich kommt es dabei auch zu unangenehmen Begegnungen. &bdquo;Vieles ist eine Mentalitätsfrage", weiß (der alte) Fritz, ein 58-Jähriger aus Bad Rothenfelde, der mit seinem Sohn – beide sind begeisterte Mountain-Biker – der Demo beiwohnte. &bdquo;Als wir letztens in Italien waren, sind die Leute dort entspannter, sind bereitwillig zur Seite gegangen, haben uns freundlich angelächelt und gegrüßt" – Bongiorno! Koexistenz statt Konfrontation – ein Traum! Eines wurde deutlich bei der kleinen Kundgebung am Rathaus: die organisierten Radfahrer des Vereins &bdquo;MTB Bielefeld" sind keine Hooligans, die rücksichtslos die Wanderwege im Wald durchpflügen. Diese gibt es in jeder Sportart (naja, beim Schach vielleicht nicht), aber Hagenbäumer und seine Mannen sollten sich etwas mehr von diesen &bdquo;bösen Buben" abgrenzen.

Meistgelesen