Ärger über Verbot von Waren vor der Ladentür

Bielefeld. In den Fußgängerzonen ist es übersichtlich. Wenige Kunden sind unterwegs. Doch jetzt gibt es heftigen Ärger. Denn einige Geschäfte haben Warenauslagen vor ihren Läden. Nur einzelne Passanten schenken denen Aufmerksamkeit. Aber dem Ordnungsamt ist das zu viel. Es hat kurzfristig den Handelsverband eingeschaltet. Der schrieb den Geschäftsleuten. Einige sind fassungslos. &bdquo;Da platzt mir langsam die Hutschnur", sagt Jochen Janik, der den Modeladen &bdquo;Strada fashion" in der Rathausstraße betreibt. Mit seinem mitbetroffenen Nachbarn Christian Landhäuser versteht er nicht, dass die Stadt wochenlang die überschaubaren Warenauslagen geduldet hat und jetzt, wo wieder über Lockerungen diskutiert wird, auf die Einhaltung der Corona-Regeln pocht. &bdquo;Da fehlt jedes Augenmaß" &bdquo;Uns als kleinen Einzelhändlern steht das Wasser bis zum Hals", sagt Janik. In den Supermärkten gebe es große Auslagen, in die Kunden greifen, ohne dass gleich einer desinfiziert. Aber wenn sich ab und zu jemand eine Warenauslage in der Einkaufszone anschaut, mal etwas berührt, sei das ein großes Problem: &bdquo;Ich weiß nicht, was das soll. Da fehlt jegliches Augenmaß." Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Einzelhändler sind empört über die ständig wechselnden Vorgaben, mal aufmachen zu dürfen, dann wieder zu, dann eingeschränkt. Umsatzeinbrüche von mehr als 60 Prozent seien keine Seltenheit. Gerade die Textiler haben die Lager voller Ware. Er habe große Teile seines Winterbestandes gespendet, sagt Janik: &bdquo;Bei der Frühlingsmode stehen wir wieder vor dem Problem." Mit Auslagen können die Läden wie übers Internet ihre Kunden erreichen – in der Hoffnung, dass wenigstens einige über &bdquo;Click & Collect" bestellen. "Das Problem hat zugenommen" Doch genau die Regel, dass Läden nur bestellte Waren an der Tür abgeben dürfen, ist für das Ordnungsamt jetzt das Problem. &bdquo;Die Geschäfte, die nicht geöffnet haben dürfen, stellen Ständer mit Kleidung oder Postkarten vor die Tür, das passt nicht zu ,Click & Collect’", sagt Christiane Krumbholz, stellvertretende Amtsleiterin: &bdquo;Das Problem hat zugenommen, hat der Außendienst festgestellt. Deshalb sind wir nach Abstimmung im Krisenstab eingeschritten." Die Sorge sei, dass, sobald es wärmer wird, trotz hoher Inzidenzen mehr Leute unterwegs sind und es sich knubbelt. Erst wenn der Wert fünf Tage unter 150 sinkt, könne ab übernächstem Werktag wieder &bdquo;Click & Meet" zugelassen werden. Jörg Beyer vom Handelsverband kann gut verstehen, dass die kleineren Läden &bdquo;ihren Kunden signalisieren wollen, es gibt uns noch". Wenn es keine Menschentrauben oder Tumulte gebe, sehe er auch keine Gefahr der Ansteckung: &bdquo;Und das ist nicht der Fall." "Keine Menschentrauben" Trotzdem habe sich der Verband entschlossen, die Mitglieder anzuschreiben und auf Rechtslage und Unzulässigkeit der Warenausgaben hinzuweisen – um Kontakte und Ansammlungen vor den Geschäften zu vermeiden, wie es das Amt vorgebe. Das stößt bei vielen auf Kopfschütteln. Auch Beyer sagt, wenn hin und wieder ein Teil verkauft werde, verschärfe das ja die Krise nicht. Für die kleinen Läden sei es kaum nachvollziehbar, dass Supermärkte Dinge verkaufen können, die sie so nicht mal präsentieren dürfen. Selbst Krumbholz sagt: &bdquo;Es wird Zeit, dass das Hin und Her aufhört. Das verstehen die Menschen nicht mehr." Aber Richtwert bleibt die Inzidenz. Wichtig ist, dass bald wieder alle öffnen dürfen Dass die Ware vor der Tür nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, merkt auch Hamdulla Basustaoglu, als Hami bekannt. Er darf seinen Kaffee im Puro Coffee unten in der Commerzbank am Jahnplatz nur &bdquo;to go" verkaufen. Er tut das an einem kleinen Stand davor. Doch die Resonanz sei äußerst mäßig. Denn die Kunden müssten vorher per Telefon einen Termin abmachen, ehe sie den Kaffee bei ihm holen könnten. Und trinken dürfen sie erst 50 Meter entfernt: &bdquo;Das machen nicht viele." Und jetzt weitet sich auch noch die Jahnplatz-Baustelle vor die Commerzbank aus. Henner Zimmat, Sprecher der Altstadt-Kaufleute, kann zwar verstehen, dass es ums Recht geht. Aber darüber hätte man ja sprechen können. Schließlich handele es sich vielleicht um 10 oder 15 Geschäfte. Wichtiger sei, dass bald wieder alle öffnen könnten und zwar richtig.

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