Ein Jahr nach dem Desaster: Wir haben erneut dieselbe Radtour getestet

Bielefeld. Der Ärger war groß, die Empörung schlug bei vielen fast schon in Ironie und Zynismus um, als die Stadt vor knapp einem Jahr ihre neuen Freizeitrouten, die neuen Schilder sowie die Idee der Knotenpunkte vorstellte. Gerade die Knotenpunkte, die wie ein Netz über die Stadt verteilt liegen, sollten eine große Hilfe sein. Heraus kam über ein Sammelsurium von teils wahnwitzigen Fehlern eher ein Schildbürgerstreich denn eine Hilfe für Radfahrer. Stück für Stück wurde dann einiges korrigiert, teilweise im Schneckentempo, vereinzelt gibt es noch heute krude Hinweise. Die NW hatte damals zwei der Freizeitrouten getestet, bei der zweiten, der sogenannten Pillepoppen-Tour im Bielefelder Süden, entnervt aufgegeben. Fazit damals: &bdquo;Das tun wir uns nicht mehr an." Ein Jahr später Nun ist fast ein Jahr vergangen – und wir haben uns das doch noch einmal angetan. Dieselbe Route, identischer Startpunkt, wieder bei strahlendem Sonnenschein. Und, Überraschung: Schon am Einstieg an der Ferdinandstraße nahe des Luttertals am Brackweder Freibad ist genau da, wo 2020 noch der rote Hinweispfeil fehlte, alles gut. Im Luttertal, wo es unter herrlichen, teilweise alten Bäumen am kristallklaren Flüsschen gen Süden geht, passt es an jeder Ecke. Immer mindestens der rote Pfeil, immer wieder auch das Schild mit dem Pillepoppen-Signet – und Entfernungsangaben. Von "Hilfe" zu "Wow" Hieß es damals &bdquo;Hilfe, wo sind die Schilder? Ohne Ortskenntnis wären wir schon hier entnervt" – so ist heute das Fazit: &bdquo;Wow. So schön kann Radfahren sein, wenn die Route klar und deutlich ausgeschildert ist." Die Pillepoppen-Tour ist 28 Kilometer lang, geht nach Isselhorst, später in die Senne, ins Naturschutzgebiet Rieselfelder Windel und dann am Bockschatzteich vorbei zurück zum Einstieg. Abstecher führen zum Hauptbahnhof – und es gibt eine 21 Kilometer längere Schleife über Eckardtsheim und Sennestadt, die am Senner Waldbad wieder auf die Hauptroute stößt. Die ist nun wunderbar ausgeschildert. Nur wenige Passagen machen weniger Spaß, so ein Teilstück entlang der Brockhagener Straße und ein bisschen was in Ummeln, später dann in Brackwede. Doch das liegt nicht an den Schildern, sondern ist der Strecke geschuldet – und Kleinkram mit Blick aufs große Ganze. Das ist ein Genuss. Auf Landstraßen entlang von Apfelbäumen geht es nach Isselhorst, dort dann zur Kreuzung an der Gütersloher Straße. Hier, gegenüber des Schenkenhofes, landen wir zwar kurz auf der falschen Seite gen Bielefeld, aber geschenkt: Schilder gibt es, nur könnten die eindeutiger darauf verweisen, dass es auf der linken Straßenseite gen Bielefeld geht. Doch viel wichtiger ist: Nun gibt es einen deutlichen Hinweis auf das Rechtsabbiegen in die Straße &bdquo;Am Reiherbach". Hier folgt ein herrliches Teilstück durch Wälder und an bäuerlichen Flächen vorbei, links liegt Hof Ramsbrock, jeder Knotenpunkt passt und ist gut ausgeschildert. Es funktioniert Endlich funktioniert die Grundidee des ganzen Systems: Man merkt sich nur immer die nächsten drei Knotenpunkte, hier von Isselhorst aus die 63, die 58 und die 57 – und kann mit drei Zahlen im Kopf und dem Wissen, wie das Pillepoppen-Logo aussieht, einige Kilometer radeln. Nur ein einziges Mal kommen wir ins Trudeln, auf der Lippstäder Straße erkennen wir nicht, dass wir links in &bdquo;An der Windflöte" abbiegen müssen. Wir kurbeln ein wenig herum, bis wir das Schild sehen. Der rote Pfeil, unser Dauerbegleiter, ist da und zeigt nach links, steht aber sehr weit weg gegenüber der Straße. Vielleicht wäre hier auch rechts an der Lippstädter Straße ein weiteres Schild hilfreich, vielleicht aber hatten auch nur wir einen &bdquo;Aufmerksamkeits-Hänger". Kein Problem, wir radeln weiter, queren die A33; und da liegt auch schon das Naturschutzgebiet Rieselfelder Windel. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Einwandfrei Fakt ist: Überall dort, wo noch 2020 Schilder fehlten, Knotenpunkte nicht zu finden waren, ist nun alles einwandfrei ausgeschildert. Ein Kompliment an denjenigen der das Debakel von damals so gut ausgebügelt hat. Herrliche Strecken führen nun zum Bockschatzteich und dann nach Brackwede hinein. Nun gut, die Hauptstraße hier ist natürlich kein Radler-Traum, muss aber wohl sein, um die Runde zu schließen und wieder zum Luttertal zu kommen. Hier steht unser Fazit: Eine traumhafte Radtour, bestens ausgeschildert, 28 Kilometer Genuss mit nur sehr wenigen Abstrichen. Auch mal wandern Kleiner Tipp: Wer zwischendurch mal runter muss vom Sattel, macht in Isselhorst bei der Eisdiele einen Stopp, parkt dann sein Rad am Friedhof und läuft hier den vielleicht schönsten Weg der Region unter alten Buchen entlang der sich dahinschlängelnden Lutter – gut zwei Kilometer ist dieser feine Weg lang. Und, zweiter Absteiger-Tipp: In den Rieselfelder Windeln gibt es zwei Routen, auch sie etwa eine Stunde lang zu Fuß – auch hier können sich malträtierte Hintern bestens erholen. Unterm Strich gilt: Kompliment an die Stadt – nach dem peinlichen Auftakt ist nun alles gut. Wurde wirklich auf allen Strecken so gut nachgearbeitet, dann kann nun jedem Radfahrer empfohlen werden, die neuen Freizeitrouten ausgiebig zu testen und zu nutzen. Dasselbe gilt für die Knotenpunkte, sie taugen wirklich was und helfen jedem, der sich über sie eine Strecke zurechtlegt. Hier ist alles zu finden: www.bielefeld.de/node/3996

Meistgelesen