Fiese Betrugsmasche mit dem „Kiosk am Loom“

Bielefeld. Im Juli 2020 geht es los. Mal sieben, mal acht Euro, mit einem Minus versehen, stehen auf dem Kontoauszug von Kevin Au. Sie sind als &bdquo;Kartenzahlung“ ausgewiesen und gehen zugunsten einer Firma, die es faktisch gar nicht gibt: dem sogenannten &bdquo;Kiosk am Loom“. &bdquo;Am Anfang habe ich mir nichts dabei gedacht, weil die Beträge relativ klein waren. Vielleicht habe ich mir was zu trinken oder Zigaretten gekauft, dachte ich“, sagt Kevin Au. Der 34-Jährige, der in der Nähe zu Bielefelds größtem Einkaufszentrum wohnt, wurde erst Ende November des vergangenen Jahres misstrauisch. Er ist sich sicher, dass er an den angegebenen Tagen nicht im Loom oder einem Kiosk in der Peripherie einkaufen war. Zudem wundert sich Au, dass er angeblich mehrfach pro Tag im &bdquo;Kiosk am Loom“ per Karte gezahlt haben soll. Er nimmt telefonisch Kontakt zu seinem Bankinstitut, der Commerzbank, auf. &bdquo;Ich wollte, dass diese Abbuchungen nicht mehr vorkommen und habe darauf hingewiesen, dass dieser sogenannte Kiosk am Loom unrechtmäßig Geld von meinem Konto abgebucht hat“, erklärt der Vater einer dreijährigen Tochter. Skimming-Betrüger buchen möglichst hohe Summen ab Laut Au habe ihm der Commerzbank-Mitarbeiter versichert, dass diese Vorgänge sich nicht wiederholen. &bdquo;Er hat mir gesagt: Machen Sie sich keine Sorgen, das Geld holen wir zurück. Das fand ich gut und bin davon ausgegangen, dass das dann auch so passiert“, erläutert Kevin Au. Für ihn sei der Fall damit erst mal abgeschlossen gewesen. Als er dann Anfang Februar routinemäßig seine Kontoauszüge kontrolliert, folgt der große Schock: Der Kiosk am Loom hat wieder abgebucht. Ein Großteil der Transaktionen fand im Januar statt, insgesamt beläuft sich die Abbuchungssumme im Zeitraum zwischen der ersten Meldung bei seinem Bankinstitut Ende November und Anfang Februar auf 200 Euro. &bdquo;Das habe ich überhaupt nicht verstanden“, sagt Au. Er meldet sich sofort bei der Commerzbank und der Polizei. Dort ist die Masche mit dem &bdquo;Kiosk am Loom“ bereits aktenkundig. Es haben sich dort schon mehrere geprellte Bürger gemeldet. Ein Beamter nimmt seine Anzeige auf. Die Vermutung von Kevin Au, dass es sich bei seinen Abbuchungen um das sogenannte &bdquo;Skimming“ – das Ausspähen von Kontodaten, die dann auf gefälschte Karten kopiert werden – handeln könnte, scheint für die Polizei in diesem Fall nicht angebracht. &bdquo;Der Beamte meinte, dass die vergleichsweise kleinen Summen dazu nicht passen würden. Skimming-Betrüger würden versuchen, schnell möglichst hohe Beträge abzuheben“, erinnert sich Au an das Gespräch mit der Polizei. Bank: "Wir gehen davon aus, dass dem Täter die PIN bekannt war" Der Kontakt mit der Commerzbank verlief für den Bielefelder weniger erfreulich: In einem Schreiben vom 5. Februar, das der Redaktion vorliegt, wird Kevin Au indirekt selbst für die Abbuchungen verantwortlich gemacht. In dem Brief heißt es: &bdquo;Da die Verfügungen unter Eingabe der korrekten PIN erfolgt sind, müssen wir davon ausgehen, dass dem/den Täter(n) diese bekannt war. Dies stellt einen groben Verstoß gegen die Sorgfaltspflichten des Karteninhabers dar.“ Auch auf Aus Frage, dass vielleicht ein Skimming-Betrug vorgelegen haben könnte, bezieht die Bank Stellung: &bdquo;Die Nutzung einer Kartendublette kann ausgeschlossen werden.“ Das Geldinstitut kommt am Ende des Schreibens zu dem Schluss, dass &bdquo;nur die Möglichkeit bleibt, dass Ihnen die Karte kurzfristig entwendet und nach erfolgter Verfügung sofort an ihren Aufbewahrungsort zurückgebracht wurde.“ Kevin Au macht diese Aussagen wütend. &bdquo;Ich wohne alleine, so dass wirklich niemand meine Karte einfach so mitnehmen kann. Es widerspricht ja jeder Lebenserfahrung, dass jemand eine EC-Karte stiehlt, mehrfach für wenige Euro einkauft und die Karte dann dem Geschädigten zurückbringt“, sagt der Geschädigte. Selbst wenn es so gewesen sein soll, hat Au der Commerzbank die aus seiner Sicht entscheidende Frage schon gestellt: &bdquo;Wie kann eine Kartenzahlung auf diese Art und Weise stattfinden, wenn es das Geschäft dazu gar nicht gibt?“ Hoffnung, dass die Betrüger noch geschnappt werden Auf Nachfrage der Neuen Westfälischen bei der Commerzbank gibt es keine weiterführende Aufklärung. &bdquo;In diesem Fall gilt das Bankgeheimnis, so dass wir uns nicht öffentlich äußern“, erklärt Pressesprecherin Sonja Habig. Was bleibt, ist eine neue EC-Karte für den Geprellten und die Hoffnung, dass sich der Fall doch noch aufklären lässt und er sein Geld doch noch zurückbekommt. &bdquo;Es wäre natürlich toll, wenn die Polizei die Betrüger schnappt. Die Hoffnung, dass die Bank mir das Geld zurückerstattet, habe ich auch noch nicht ganz aufgegeben“, sagt der 34-Jährige. Zum Thema: Internet Betrug mit gestohlener Identität NDR\: Neue Masche bei Betrug mit EC-Karten

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