Bielefeld vorm Kollaps: "Wenn es weiter schneit, kommt es zur Katastrophe"

Bielefeld. Ja, eigentlich ist es nur sehr viel Schnee. Aber die Folgen dieses Wintereinbruchs sind doch weitreichend: Der Winterdienst erreicht längst nicht mehr alle Straßen, Schulen und Kitas bleiben geschlossen, die Stadtbahnen stellen den Verkehr ein und auch auf der Straße kam so mancher Bürger an den Rand seiner Möglichkeiten. Winterdienst an den Kapazitätsgrenzen Am Montagmorgen bestand noch die vage Hoffnung, dass der Winterdienst doch noch die Nebenstraßen erreichen wird. Doch der anhaltende Schneefall und liegengebliebene Fahrzeuge verhinderten, dass die 450 Einsatzkräfte ihr Maximalziel erledigen konnten. Am Nachmittag machte Winterdienstleiter Matthias Husemann klar: &bdquo;Wenn es jetzt nicht langsam aufhört zu schneien, haben wir einen Katastrophenfall. Das sind schon chaotische Verhältnisse." Er bittet die Bürger um Verständnis. Nach kräftezehrenden 14-Stunden-Schichten gab es für die Winterdienstmitarbeiter kurze Verschnaufpausen. &bdquo;Wir haben unsere Kapazitätsgrenzen erreicht." Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Trotzdem mussten alle am Nachmittag wieder von vorne anfangen: &bdquo;Die Kollegen müssen die Hauptstraßen immer wieder aufs Neue abfahren: Entweder fällt neuer Schnee", so Husemann. &bdquo;Oder private Winterdienste schieben den Schnee von den Gehwegen wieder auf die Straße zurück." Da sei fast schon ein konkurrierender Wettbewerb entstanden. Privatpersonen rät er: &bdquo;Werfen Sie den Schnee erstmal hinter den Vorgartenzaun." Es ist kein Platz mehr für das viele Weiß in der Stadt. &bdquo;Die Nebenstraßen werden wir auch heute nicht räumen können", so Husemann. Er hofft: &bdquo;Wenn am Dienstag kein Neuschnee fällt, dann schaffen wir heute die Hauptstraßen und im Laufe des Mittwochs die Nebenstraßen." Eingeschneite Bielefelder Tatsächlich sind aktuell viele Bielefelder regelrecht eingeschneit. Die Bergstraßen (Osning-, Bodelschwingh- und Bergstraße) sind ohnehin gesperrt. Hinzu kam gestern noch wegen der Schneemassen die Theesener Straße (zwischen Westerfeldstraße und Horstheider Weg). Aber auch Dornberg war in Teilen nicht mehr zu erreichen. In Ummeln sollen gleich 34 Wohnungen von der Außenwelt abgeschnitten sein, weil noch niemand den Schnee räumen konnte. !function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(a){if(void 0!==a.data["datawrapper-height"])for(var e in a.data["datawrapper-height"]){var t=document.getElementById("datawrapper-chart-"+e)||document.querySelector("iframe[src*='"+e+"']");t&&(t.style.height=a.data["datawrapper-height"][e]+"px")}}))}(); Stadtbahnen gestoppt Auch die Schienen sind voller Schnee. MoBiel meldete am Nachmittag, dass der Stadtbahnverkehr voraussichtlich bis Sonntag nicht mehr aufgenommen wird. Der Schnee auf den Schienen könnte zu Entgleisungen führen. MoBiel bezeichnet die Lage als ernst, da der Dauerfrost zwei Wochen lang anhalten soll. Ob der Busbetrieb nach dem Totalausfall am Montag (auch Rufbus Anton war betroffen) wieder aufgenommen wird, soll täglich neu bewertet werden. Aktuell kommen die breiten Busse nicht durch die Straßen. Frühestens Dienstagmittag könnten ersten Linien wieder ihren Betrieb aufnehmen, so MoBiel. Schulen und Kitas dicht Bielefelder Schulen wie Kitas bleiben heute ganztägig geschlossen, es findet keine Notbetreuung statt. Auch der Distanzunterricht in den Schulgebäuden kann nicht erfolgen. Laut Stadt ist die Sicherheit bei der Anfahrt, aber auch auf dem Gelände nicht gewährleistet. Rettungsdienst verlieren lebenswichtige Zeit Der Rettungsdienst kam durch die Schließungen und den ausgefallenen ÖPNV in ernste Schieflage. Laut Carsten Kroll, stellvertretender Feuerwehr-Chef, musste teilweise Ersatzpersonal aktiviert werden. Auch bei der Rettungsdienst-Gesellschaft war der Ausfall des Personals kritisch. Geschäftsführer Heinrich Hofmann: &bdquo;Heute Morgen waren zum Glück alle da, wenn auch mit Verspätung." Die Feuerwehr hat so viele Rettungsfahrzeuge wie möglich auf der Straße. Nicht nur Rettungs- und Krankenwagen, sondern auch Geländefahrzeuge wurden eingesetzt. Doch die kommen nicht sehr schnell voran – trotz Schneeketten: &bdquo;Selbst auf den Hauptverkehrsstraßen ist es schwierig", sagt Kroll. Ein Überholen ist nicht möglich, wenn schlitternde Pkw durch den Schnee schleichen: &bdquo;Für ernste Notfall-Patienten ist das ein Problem. Die Eintreffzeiten leiden darunter." Zum Glück sei aber der Schnee diesmal nicht so gefährlich wie das Blitzeis vor einer Woche, als Hunderte Menschen stürzten und viele von ihnen im Krankenhaus versorgt werden mussten. Weil manche Patienten gar nicht mehr mit dem Fahrzeug erreicht werden, sind laut Kroll zusätzliche Tragehelfer im Einsatz. Sie unterstützen die Retter, wenn Patienten auf der Trage mehrere Meter durch den tiefen Schnee geschoben werden müssen. Müllabfuhr eingestellt Auch die Müllabfuhr wird bis einschließlich Mittwoch eingestellt. Die Abfuhr des Biomülls ist für die gesamte Woche abgesagt. Die Polizei warnt Polizeisprecher Fabian Rickel appelliert: &bdquo;Wenn es Ihnen möglich ist, bleiben sie zu Hause." Zahlreiche Lkw und Autos fuhren sich gestern fest. Trotz Lkw-Verbot auch immer wieder auf den Autobahnen. Aber auch im Stadtgebiet, wo zahlreiche Brummifahrer quer standen und damit für Sperrungen sorgten. Größere Unfälle gab es zum Glück nicht.

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