Vergewaltiger vom Klinikum Bethel könnte Patientinnen infiziert haben

Bielefeld. Auch die erneuten Anschuldigungen gegen einen ehemaligen Arzt des Evangelischen Klinikums Bethel (EvKB) wiegen schwer: Laut eines Medienberichts vom Montag soll der mutmaßliche Vergewaltiger an mehreren bakteriellen Infektionen gelitten haben. Diese Diagnosen sollen Ergebnisse der Obduktion sein, die die Staatsanwaltschaft nach dem Suizid des Mannes angeordnet hatte. Opferanwältin wartet auf Ergebnisse Der beschuldigte Arzt hatte sich zwei Tage nach seiner Festnahme im September in einer Zelle der JVA Brackwede umgebracht. Ein Jahr zuvor hatte eine Patientin den Mediziner angezeigt, weil er sie offenbar während ihres Aufenthalts in der Klinik grundlos betäubt hatte. Als Indiz galt neben dem unerklärlichen Unwohlsein der Frau auch das leere Fläschchen eines Betäubungsmittels, das sie nach dem Aufwachen in ihrem Bett fand. &bdquo;Ich habe jede Woche im Interesse meiner Mandantin bei der Staatsanwaltschaft angerufen, um von weiteren medizinisch relevanten Ergebnissen der Obduktion zu erfahren, dazu aber nie eine Antwort erhalten", sagt Stefanie Höke, die Anwältin des Opfers. Sie wusste, dass die Rechtsmediziner aus Münster bei ihrer Arbeit auch nach solchen Spuren suchen wurden. Und fündig geworden sein sollen. &bdquo;Wir werden dazu kein Statement abgeben", sagt Staatsanwältin Claudia Bosse. Sie betreut das sogenannte Todesermittlungsverfahren, das die Ursachen für das Ableben des Doktors final klärt. Bisher hieß es immer, dass er sich aufgrund seiner medizinischen Kenntnisse und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in der Zelle selbst erstickt haben soll. Kein Kommentar der Staatsanwaltschaft Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen sowie des Täters werde die Staatsanwaltschaft nichts zu den neuerlichen Vorwürfen sagen. Sollten diese zutreffen, so könne man sicher sein, dass die betroffenen Frauen schon informiert wurden oder noch werden. Denn die mutmaßlichen bakteriellen Infektionen des Arztes könnten durch Sexualkontakte übertragen werden. Die Mandantin von Rechtsanwältin Höke soll von dem Arzt im betäubten Zustand zweimal vergewaltigt worden sein – sie habe aber noch keine Information zur gesundheitlichen Verfassung ihres Peinigers erhalten. Videos bringen den Durchbruch Der Arzt praktizierte weiter bis zum April 2020 – da durchsuchte die Polizei seine Wohnung sowie seine Schränke im EvKB und beschlagnahmte etliche Datenträger - digitale wie analoge. Der Durchbruch bei den Ermittlungen gelang den Kriminalbeamten mit der Entschlüsselung codierter Video-Dateien. Sie führten unmittelbar zur Festnahme des Mannes – er hatte sich bei seinen Taten gefilmt. Im April hatte das EvKB den Mediziner suspendiert und er selbst kurz darauf gekündigt. Außer den digitalen Beweisen sicherten die Polizisten wohl auch noch eine Art von Tagebuch des Arztes, in dem er seine Taten dokumentiert hatte. Klinik-Hotline weiter geschaltet Kurz nach dem Suizid des Mannes hatte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt. Die Behörde wollte nicht proaktiv auf potenzielle Opfer zugehen, sondern eventuell betroffene Frauen sollten sich im Verdachtsfall selbst bei der Justiz melden. Wie viele Frauen der Option bisher nachgekommen sind, will die Staatsanwaltschaft ebenfalls nicht mitteilen mit Rücksicht auf den Schutz der Persönlichkeitsrechte. Aus ethischen Gründen scheint es aber nun doch so, dass die Staatsanwaltschaft auf die Frauen zugehen werde, sollten die Infektions-Vorwürfe stimmen. Von denen wisse sein Haus auch noch gar nichts, sagte Bethel-Pressesprecher Johann Vollmer. Wegen der laufenden Ermittlungen wolle man sich zu der ganzen Causa auch nicht weiter äußern. Außer: Die vom EvKB eingerichtete Hotline für betroffene ehemalige Patientinnen des Krankenhauses sei weiter aktiv.

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