Internet-Ausbau: Lahmes Netz wird in Zeiten von Corona zum Ärgernis für Firmen

Bielefeld. Das Internet und Glasfaserausbau in Deutschland sehr frustrierend sein können, weiß Andreas Staude nur zu Genüge. Der Inhaber des IT-Dienstleisters OND Systems befindet sich mit seinem Betrieb mitten im Brackweder Gewerbegebiet rund um die Duisburger Straße, dass bisher nicht an schnelles Internet angebunden ist. &bdquo;Wir zahlen hier für eine Leistung von 16 Mbit/s, was schon nicht viel ist. Am Ende kommen wir aber maximal auf 6 Mbit/s“, ärgert sich Staude. Mit seinen fünf Mitarbeitern betreut er kleine mittelständische Unternehmen. &bdquo;Wir sorgen unter anderem dafür, dass Serveranlagen vernünftig laufen, die Pflege der Software und eigentlich alles rund um das Thema EDV“, erklärt Staude. In der Regel betreue man Kunden via Fernbetreuung. Diese Tendenz habe sich wegen Corona noch mal verstärkt. &bdquo;Dafür sind wir zwingend auf schnelles Internet angewiesen. Die aktuelle Situation ist eine einzige Katastrophe“, schimpft Staude. Situation existenzgefährdend Sein Unternehmen könne weder in der Cloud arbeiten, noch IP-Telefonie nutzen. Zudem sorge die schlechte Internetverbindung dafür, dass Arbeiten länger dauerten und damit auch teuer würden. &bdquo;Die Kosten kann ich aber nicht auf den Kunden umwälzen und muss sie am Ende selbst tragen“, sagt Staude. Zudem verliere man auch Kunde, weil man keine Cloud-Lösungen anbieten könne. &bdquo;Dieses Problem wird sich zukünftig noch weiter verschärfen.“ Um Installationen von acht Gigabyte in der Firma vorzunehmen, könne es schon mal bis zu zwei Tage dauern. &bdquo;Es ist für mich und meine Mitarbeiter einfacher, sich die Datei auf einen USB-Stick zu ziehen, mit dem Auto nach Hause zu fahren und die Installation von da aus vorzunehmen.“ Auch administrative Arbeiten wie Buchhaltung und Meldungen für Krankenkassen dauerten unverhältnismäßig lange. &bdquo;Es kann doch in der heutigen Zeit nicht sein, dass wir nicht vernünftig arbeiten können, weil es fast einen Dreiviertel-Tag dauert, eine Datei runterzuladen. Das ist eine absolute Frechheit und schlicht und ergreifend geschäftsschädigend." So würden Arbeitskraft- und mittel gebunden, was am Ende Geld koste. Der Unternehmer schlägt Alarm: Ändert sich nichts am Status quo, ist das potenziell existenzgefährdend. Das Problem betrifft dabei auch andere Unternehmen im Gewerbegebiet, aber auch Privatleute in den angrenzenden Wohnhäusern. &bdquo;Es sind alleine fünf Unternehmen, von denen ich weiß, die auf schnelles Internet angewiesen sind“, sagt Staude. Die Betroffenen sehen die Stadt als Schuldigen. Die wollte mit dem Programm &bdquo;weiße Flecken“ eigentlich mit Breitband unterversorgte Anschlüsse, die einen Download von weniger als 30 Mbit/s aufweisen, ausbauen. Um die betroffenen Anschlüsse zu ermitteln, wurde deshalb im Jahr 2016 ein Markterkundungsverfahren durchgeführt. Offensichtlich sind bei diesem Verfahren aber Fehler passiert. In der Sitzung des Digitalisierungsausschusses im Juni 2020 stellte die Verwaltung der Stadt Bielefeld in einer Informationsvorlage dar, dass auch Ende 2022 noch 500 Anschriften über einen Breitbandanschluss von weniger als 30 Mbit/s verfügen. &bdquo;Im Verhältnis zu den 1.900 geförderten Anschlüssen ist das gleichbedeutend mit einer Fehlerquote von 21 Prozent bei der Beantragung der Fördermittel für weiße Flecken“, sagt Nils Doege, Anwohner in der Kammerichstraße und ebenfalls betroffen vom schlechten Internet. Stadt "nimmt Problematik ernst" Durch ein zweites Markterkundungsverfahren im Jahr 2018 wurde die Stadt auf die Diskrepanz aufmerksam, entschied sich aber, das laufende Verfahren nicht zu beenden und zunächst nur die beantragten 1.900 Anschriften auszubauen. &bdquo;Es handelt sich um ein sehr kompliziertes europaweites Förderverfahren. In den laufenden Prozess einzugreifen, hätte ein nicht kalkulierbares Risiko bedeutet“, sagt Bernd Hellermann vom Amt für Verkehr. Möglicherweise hätte man am Ende gar mit weniger Fördermitteln dagestanden. &bdquo;Wir haben uns deshalb dazu entschieden, die 500 Anschriften an anderer Stelle anzupacken“, erklärt Hellermann. Zum einen soll das über das Förderprogramm der &bdquo;grauen Flecken geschehen. &bdquo;Wir hoffen, dass es da im nächsten Jahr losgehen kann“, sagt Hellermann. &bdquo;Speziell für Gewerbegebiete wie dem rund um die Duisburger Straße habe man jetzt noch ein zusätzliches Vergabeverfahren angestoßen. &bdquo;Wir sehen die Problematik und nehmen diese auch absolut ernst“, sagt Hellermann. Staude befürchtet, dass ein Ausbau trotzdem noch bis 2024/2025 auf sich warten lassen könnte. &bdquo;Eine Priorisierung beim Ausbau von unterversorgten Gebieten ist unbedingt notwendig“, pflichtet auch Doege bei. Für die Stadt ist das allerdings kein gangbarer Weg: &bdquo;Das würde sehr schnell zu vergaberechtlichen Problemen führen“, sagt Hellermann. Es sei aber das erklärte Ziel der Stadt, Gebiete wie das um die Duisburger Straße &bdquo;sehr viel frühzeitiger auszubauen“. Auf einen Zeitraum wolle man sich indes nicht festlegen.

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