Eklige Spanner: Studentinnen melden Spione auf der Uni-Toilette

Bielefeld. Eine Dokumentation des TV-Formats Panorama über Spanner in öffentlichen Toiletten hat im Februar auch in Bielefeld für Aufsehen gesorgt. Durch die Recherchen des Fernsehteams wurde ein Bielefelder identifiziert, der seine eigenen Freundinnen mit einer Minikamera beim Toilettengang gefilmt haben und diese Videos auf Porno-Plattformen hochgeladen haben soll. Leider kein Einzelfall: Die Uni Bielefeld reagierte jetzt auf zwei zurückliegende Fälle und hat eine spezielle Anlaufstelle für solche Vorfälle eingerichtet. Wie Uni-Sprecher Ingo Lohuis mitteilt, sind in zwei Fällen Kripoermittlungen angestrengt worden, nachdem auf den Toiletten der Uni eigens gefertigte Löcher in den Kabinenwänden entdeckt worden waren. &bdquo;Im September 2018 wurde von einer Studentin ein Türspion in einer der Kabinen der Frauengroßraumtoilette auf T 0 entdeckt. Im Februar 2019 wurde ein weiterer Türspion in einer Kabinenwand der Frauentoilette auf V 0-127 entdeckt", heißt es in einer Mail, die am Mittwoch an alle Studierenden ging. Kameras wurden nicht gefunden - die Ermittlungen eingestellt Ob durch diese Löcher sogar Filmaufnahmen gemacht wurden, blieb unklar. Kameras wurden jedenfalls damals nicht gefunden, die Ermittlungen wurden schließlich in beiden Fällen von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Doch das Thema bleibt wichtig. Nach einem konkreten Fall in Trier und in Osnabrück hatte das Rektorat bereits im März in Abstimmung mit dem Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AStA) gezielte Kontrollen durch die Reinigungskräfte und die Hausmeister angeordnet. Die beiden Vorfälle in der Uni Bielefeld wurden damals in der Mail an die Studierenden und Unimitglieder nicht erwähnt, was laut Lohuis ein Versäumnis war, das man nun nachhole. Grund dafür könnte sein, dass die Anzeigen an die Polizei im September 2018 und im Frühjahr 2019 nicht die Unileitung selbst erstattet habe, sondern das dazu befugte Justiziarat der Uni. "Nicht an jedem Prozess ist das Rektorat beteiligt", sagt Lohuis. "Wenn zum Beispiel ein paar zerstörte Stühle zur Anzeige gebracht werden, erhält das Rektorat davon auch nicht jedes Mal Kenntnis." Taten werden begünstigt, wenn männliche Gewalt bagatellisiert wird Das habe letztlich den Kommunikationsfehler zwischen den Verwaltungsebenen ausgelöst, weshalb die Info erst nach der E-Mail im März zur Unileitung vorgedrungen ist. Uni-Rektor Gerhard Sagerer und der AStA betonen nun in ihrem aktuellen Schreiben: &bdquo;Versteckte Kameras und Türspione sind sexualisierte Gewalt. Sie greifen massiv in die Privatsphäre ein. Die Uni Bielefeld ist dabei kein Einzelfall. Immer wieder werden ähnliche Vorfälle bekannt. Sie werden begünstigt, wenn in einer Umgebung vor allem männliche Gewalt normalisiert und bagatellisiert wird." Die Hochschulleitung verurteile diese Form der sexualisierten Gewalt aufs Schärfste, &bdquo;denn sie ist ein Angriff auf uns alle". Mit verschiedenen Maßnahmen wolle man dem nun entgegentreten. In einem Flyer zu dem Thema, der bereits am Dienstag in der Uni die Runde machte, warfen Kritikerinnen der Uni-Leitung vor, die Vorfälle unter den Teppich kehren zu wollen und Betroffenen sogar Informationen vorenthalten zu haben. Ermittlungen zu Bielefelder Voyeur-Pornos dauern noch an Diese Kritik kann Lohuis nicht nachvollziehen: &bdquo;Es gab nach unserer Mail im März sehr schnell Reaktionen, weil die Aussage, dass bisher keine Vorfälle an der Uni Bielefeld bekannt seien, falsch war." Dass die Korrektur erst jetzt erfolgte, habe aber damit zu tun, so Lohuis, dass zuerst die neue Anlaufstelle bereitstehen sollte, bevor man die Fälle öffentlich machen wollte. Ab dem 1. Oktober kann eine psychologische Psychotherapeutin in solchen Fällen telefonisch oder per Mail kontaktiert werden, teilt das Rektorat mit. Diese neue Anlaufstelle sei zusammen mit dem AStA auf die Beine gestellt worden. "Uns ist bewusst, dass die Einstellung einer qualifizierten Beratungsperson einige Zeit in Anspruch nimmt und es somit zu Verzögerungen kommen kann", sagen die Verfasserinnen des Flyers. "Nichts desto trotz sind wir der Meinung, dass bereits nach Bekanntwerden des ersten - spätestens des zweiten Vorfalls im Februar 2019 eine Veröffentlichung durch die Uni Bielefeld hätte stattfinden müssen." An der offiziellen Darstellung der Uni äußern sie Zweifel: "Immerhin sind das Bedrohungsmanagement und das Justiziariat Teile der Univerwaltung und es ist die Aufgabe des Rektorats zu wissen, was dort passiert und entsprechend Verantwortung zu übernehmen." Die Ermittlungen gegen den Bielefelder, der zahlreiche Voyeur-Pornos aus der eigenen Toilette ins Internet hochgeladen haben soll, laufen derweil noch, wie Moritz Kutkuhn, Sprecher der Staatsanwaltschaft, mitteilte. Im Dezember war die Wohnung des Beschuldigten durchsucht worden. Aktuell stehen noch Nachermittlungen an.

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