Die City-Besucher sind zurück - sind es so viele wie vor Corona?

Bielefeld. Es sieht nicht nur voll aus in der Bielefelder City, es ist auch voll: Ein halbes Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie wollen die Bielefelder raus. Hatte die NW Anfang Mai noch berichtet, dass Warteschlangen eine volle City nur vortäuschen würden, sagen die Zahlen jetzt was anderes: Laut dem Unternehmen Hystreet, das an drei Stellen in der Fußgängerzone mit Laserscannern das Passantenaufkommen misst, waren am vergangenen Samstag, 19. September, 54.642 Menschen in der südlichen Bahnhofstraße unterwegs, eine Woche zuvor sogar 60.490. Damit zieht es deutlich mehr Leute in die Stadt als direkt nach dem Lockdown. Zum Vergleich: Am Samstag, 2. Mai, wurden gerade mal 27.885 Passanten gezählt. Mit den Zahlen von September hat Bielefeld auch schon fast wieder Vorjahresniveau erreicht: So wurden am 14. September 2019 65.400 Menschen gezählt, eine Woche später 63.256. Kaufen oder nur gucken? &bdquo;Die Bielefelder haben wieder Lust, shoppen zu gehen", sagt Henner Zimmat, Vorsitzender der Altstadt-Kaufleute. &bdquo;Sie brauchen die sozialen Kontakte beim Einkaufen." Aber kaufen sie auch, oder gucken sie nur? Angelika Nowak, Mitarbeiterin von Lloyd Shoes an der Obernstraße, beobachtet zwar, dass die Stadt voll ist, aber in Sachen Kaufverhalten seien die Kunden verhaltener als vor der Krise, sagt sie. &bdquo;Das merken wir an den Umsätzen. Es wird schwieriger, an das Geld der Leute zu kommen." Events könne man aufgrund der Abstandsregelungen nicht machen, sie versucht es jetzt über eine ansprechende Waren-Präsentation. &bdquo;Zum Glück haben wir auch viele Stammkunden, die uns treu geblieben sind." Das Bild in der City ist ganz unterschiedlich. Henner Zimmat weiß von einigen Kaufleuten, ihre Umsätze seien schon wieder auf dem Niveau vom Vorjahr – und besser als vor Corona. &bdquo;Wir haben aber auch viel dafür getan und für die Altstadt geworben – wo andere in Schockstarre verfallen sind", sagt er. Die Marke Altstadt sei nach vorne gebracht worden. Gutschein-Aktion der Altstadt-Kaufleute So hatten die Altstadt-Kaufleute in der Corona-Zeit eine Gutschein-Aktion gestartet. Mit 100.000 Gutscheinen im Wert von jeweils 10 Euro sollte der Kundschaft das Shoppen schmackhaft gemacht werden. Voraussetzung war ein Mindestumsatz von 50 Euro. &bdquo;60.000 Gutscheine sind eingelöst worden", sagt Zimmat. Es werde also gekauft, aber gezielter als noch vor Corona. Der Umsatz sei da, auch wenn die Läden nicht proppenvoll seien. Tee Gschwendner im Loom gehörte zu den wenigen Läden im Loom, die während des Lockdowns bis auf wenige Tage komplett geöffnet hatten. Der Sommer, sagt Mitarbeiterin Vanessa Bönig, sei nicht unbedingt die ideale Teezeit. Jetzt laufe es aber langsam wieder an. Weil wegen der geltenden Abstandsregelungen von 1,50 Meter nur maximal vier Kunden gleichzeitig in das Geschäft dürften, stünden manche sogar vor der Tür und warteten. &bdquo;Genervt reagiert hat da bislang keiner." Schlange standen am Samstag auch Leonie Böwer (21) und Mathilda Heuer (19) vor dem Modeladen &bdquo;Bershka" im Loom. Die beiden Freundinnen aus Bad Iburg brauchten unbedingt noch ein Kleid für den Abend. Osnabrück sei für sie zwar näher, da gebe es aber nicht die Auswahl an Läden, in denen sie gerne shoppen, sagen sie. &bdquo;Deshalb versuchen wir es im Loom", sagt Böwer. Dass sie dafür anstehen müssen, um in den Laden zu kommen, nehmen sie in Kauf. &bdquo;Es geht relativ schnell voran", sagt Heuer. "Doofe Maske..." Die Abstandsregelungen machen den Kunden scheinbar nicht so viel aus wie das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes. Die Maske nerve viele ihrer Kundinnen, sagt Maike Krause aus dem Dessous-Geschäft &bdquo;Lebenslust" an der Rathausstraße. Der erste Satz, wenn Kundinnen in die Kabine gingen, sei immer: &bdquo;Diese doofe Maske...". Modeberaterin Ricarda Lübbeke von Strada Fashion an der Rathausstraße hat sich auch bei einer Sechs-Stunden-Schicht mittlerweile an die Maske gewöhnt, erzählt sie. Auch Kundin Iris Hädrich stört der Stoff im Gesicht nicht. &bdquo;Es gibt aber Kundinnen, die ungeduldig sind", sagt Lübbeke. "Umsatz kann man nicht aufholen" Lübbeke arbeitet neben ihrem Studium bei Strada. Sie berichtet von vielen Kunden, die einfach nur zum Schauen kämen. Viele seien durch Corona genügsamer geworden und meinten, sie bräuchten eigentlich nichts, weil das Ausgehen ja eh kaum möglich sei. Auf den Umsatz werde sich das entsprechend auswirken, sagt sie. &bdquo;Das kann man nicht aufholen." Auch wenn an wärmeren Tagen wie diesen noch viel von der Sommer-Kollektion verkauft werde. &bdquo;Es läuft nicht schlecht, aber nicht so wie vorher", sagt Maike Krause von &bdquo;Lebenslust". Die Kundinnen machten eher Lustkäufe, wollten sich etwas gönnen. Kundinnen über WhatsApp beraten Krause hat während der Corona-Zeit viel aus ihrer Kollektion auf Instagram gepostet und die Kundinnen über WhatsApp beraten. Die Ware hat sie den Kundinnen dann nach Hause gebracht. &bdquo;Halb Bielefeld hat jetzt wahrscheinlich meine Handynummer", sagt sie. Es hat aber was gebracht, die Kunden sind geblieben. Auch jetzt bietet sie den Service teilweise noch an. &bdquo;Es gibt eben immer noch einige, die sich nicht raustrauen", sagt sie.

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