Parteiencheck: So sollen die Wohnraumprobleme in Bielefeld gelöst werden

Bielefeld. Die Marschrichtung ist klar: die wachsende Stadt braucht dringend neuen Wohnraum. Prognosen gehen davon aus, dass Bielefeld bis 2045 auf etwa 345.500 Einwohner wächst. Das wären rund 5.000 mehr als heute. Die Wohnungsbedarfsprognose für die nächsten fünf Jahre besagt, dass jährlich mindestens 1.500 neue Wohnungen entstehen müssen. Denn bei einer Leerstandsquote von 0,3 Prozent ist auf dem aktuellen Wohnungsmarkt sehr wenig Bewegung. Die medizinische Fakultät wird zusätzlichen Bedarf mit sich bringen. Das Land hilft die nächsten drei Jahre mit 105 Millionen Euro Bauförderung, mit deren Hilfe die Stadt jährlich jeweils 350 Sozialwohnungen bauen will. Eine umstrittene Baulandstrategie, die der Stadt den Erstzugriff auf neu entstehendes Bauland gibt, soll helfen, weitere Wohnprojekte zu realisieren. Auch wenn alle neuen Wohnraum wollen, ist die Ausweisung von konkreten Bauflächen oft kniffelig. Das wird sich in Zukunft auch bei der Debatte um ein mögliches neues Wohngebiet für 10.000 Menschen zwischen Hochschulcampus und Babenhauser Straße zeigen. Aber auch bei kleineren Gebieten regt sich oft Widerstand. Wie wollen also die Parteien dafür sorgen, dass Bielefeld genügend Raum zum Wohnen bietet? SPD Die Sozialdemokraten wollen jedes Jahr 1.300 Wohnungen errichten. Damit das gelingt, sollen Bauanträge schneller genehmigt werden. Wohnen müsse für alle bezahlbar bleiben, daher soll es mehr öffentlich geförderten Wohnungs- und Hausbau geben. Soziale Wohnprojekte (Mehrgenerationenwohnen, betreutes Wohnen etc.) sollen stärker gefördert werden. CDU Mindesten 2.000 Baugenehmigungen für Wohnungsneubauten strebt die CDU jährlich an. Zudem soll durch Nachverdichtung und Aufstockung bestehender Häuser die Wohnungsnot gemildert werden. Die CDU setzt sich dafür ein, dass die ehemalig von Briten bewohnten Häuser zügig auf den Markt kommen. Grüne Wohnen darf kein Luxus sein, sagen die Bündnisgrünen. Sie wollen bezahlbaren Wohnraum für alle Bielefelderinnen und Bielefelder. Häuser sollen so gebaut werden, dass sie das Klima nicht weiter aufheizen. Bestehende Wohnungen sollen in diesem Sinne saniert werden. Die Grünen wollen in den nächsten Jahren mehr als 5.000 neue Wohnungen schaffen, wobei Wohnungsbau zugleich sozial und ökologisch gestaltet werden soll. Wohnumgebungen wünschen sie sich grün und lebendig. Die Linke Jahrelang habe die Stadt ihre Hoffnungen nur auf den Markt gesetzt und bei steigenden Mieten nur zugesehen, sagt die Linke. Getrieben von maximaler Rendite hätten private Investoren Luxusimmobilien gebaut und damit die Mietpreise zusätzlich in die Höhe getrieben. Wohnungen müssten den Renditeinteressen der Konzerne entzogen werden. Die Stadt muss selbst Wohnungen bauen und Genossenschaften fördern. FDP Hauptgrund für den Wohnungsmangel sind laut FDP nicht die fehlenden Flächen, sondern ein Politikversagen. Die FDP will ein neues Musterstadtviertel mit ökologischem Vorbildcharakter für 10.000 Wohnungen, mit Gewerbe und Wissenschaft schaffen sowie 1.000 zusätzliche Eigenheime ermöglichen. Es müsse für eine normale Familie möglich sein, in Bielefeld ein Zuhause zu finden. Bürgernähe/Piraten Das Bündnis möchte die Sozialbauquote bei Neubauten stadtweit von 25 auf 40 Prozent steigern. Zweckentfremdung von Wohnraum soll nachgegangen werden, vorhandene und neue Leerstände für bezahlbaren Wohnraum genutzt werden. Außerdem sollen Menschen, die sich bei der städtischen Gesellschaft BGW um Wohnraum bewerben, bevorzugt werden, wenn sie in einem Umkreis von 3 Kilometern um die jeweilige Wohnung arbeiten. LIB Weil die Wohnsituation so angespannt ist und durch die neue Medizinfakultät weiter Familien nach Bielefeld kommen, wollen die Lokaldemokraten Vielfalt in der Stadt. Es sollen bezahlbare, barrierearme, beziehungsweise -freie Wohnungen für Familien und Singles da sein, ebenso Platz für Einfamilienhäuser und Tiny Houses. Der richtige Mix - auch bei sozialer Durchmischen von Wohngebieten - ist das Ziel der LiB. BFB Wohnen und Bauflächen sind für die Bürgergemeinschaft eine Einheit. Der Bedarf an Wohnraum , Bau- und Gewerbeflächen müsse mit Augenmaß und ohne Ideologie angepasst und umgesetzt werden. Studierende brauchten möglichst kurze Wege zur Uni und den Fachhochschulen. Der Flächenverbrauch müsse, so die BfB, auf das nötige Minimum beschränkt bleiben. AFD Um die Wohnungsnot zu bekämpfen, soll der soziale Wohnungsbau stärker gefördert werden. Die Partei äußerte zu diesem Thema darüber hinaus völkisches Gedankengut, das die NW nicht veröffentlichen wird. DIE PARTEI Es wäre schön, wenn der soziale Wohnungsbau in allen Stadtteilen vorangetrieben würde. Manche Stadtteile hätten ja noch genügend Platz, so Die Partei. Außerdem setzt sie sich nicht nur für eine Mietpreisbremse ein, sondern dafür, dass sich Mieten generell reduzieren. UBF Höhere Gebäude, aber mit gestalterischer Qualität, sollen für neuen Wohnraum sorgen, bei gleichzeitiger Minderung des Flächenverbrauchs. Zur schnelleren Umsetzung neuer Wohnungen empfiehlt die UBF den Holzbau, nachhaltig und mit regionalen Baustoffen. Gleichwohl sollen auf kleinen Grundstücken Kleinhäuser gefördert werden. BIG Mehr soziale Wohnungsbauprojekte will auch das Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit, damit genügend bezahlbarer Wohnraum in Bielefeld entsteht. Außerdem will das BIG Mietwucher stoppen. Quartiere sollen bedarfsorientiert weiterentwickelt werden, mit Mehrgenerationenwohnen und einem Bewohnermix gemäß der Vielfalt der Bielefelder Bevölkerung. Für Studierende müsse Bielefeld auch durch günstigen und nahe zum Campus gelegenen Wohnraum attraktiver werden. BBZ Die Bürgerbewegung für Zivilcourage möchte vor allem günstiges und an die Bedürfnisse von Studierende angepassten Wohnraum in Bielefeld. Ein Umdenken soll auch im Bereich wohnungspolitischer Maßnahmen stattfinden: Senioren sollten in familienpolitische Konzepte eingebunden werden. Die BBZ denk hier an die Förderung und den Ausbau von integrativen Mehrgenerationenhäusern und betreute Wohnprojekte. Dabei soll ganz selbstverständlich auf die Bedürfnisse älterer Migranten gedacht werden.

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