Kita-Jahr startet – mit erheblichen Einschränkungen

Bielefeld. Mehr als 14.000 Kinder werden im neuen Kita-Jahr 2020/21 in Bielefeld in einer Einrichtung betreut – so viele wie noch nie. Offiziell beginnt das Jahr am 1. August, aber noch bis mindestens bis zum 31. des Monats läuft der eingeschränkte Regelbetrieb, erklärt NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP). &bdquo;Was danach kommt, wissen wir noch nicht", sagt Bielefelds Sozialdezernent Ingo Nürnberger (SPD) auf NW-Nachfrage. Ein holpriger Start also, der vor allem die Eltern verunsichert. Denn eingeschränkt bedeutet, dass Kinder jeweils zehn Stunden weniger als eigentlich gebucht betreut werden: statt 45 nur 35 Stunden, statt 35 nur 25 Stunden. Für viele Eltern sei die eingeschränkte Betreuung eine logistische Herausforderung, sagt Susann Purucker aus dem Jugendamtselternbeirat (JAEB). Sie weiß aber auch, dass Kita-Gruppen in den Randzeiten oft zusammengelegt werden: Darauf müsste man sich wohl einstellen, wenn es zurück zum Regelbetrieb geht. &bdquo;In Corona-Zeiten müsste man sich überlegen, ob das wirklich so sinnvoll ist." Mit Schnupfen nicht in die Kita Was vielen Eltern gerade auch große Probleme bereitet: Kinder mit Schnupfen oder Durchfall werden vom Kita-Betrieb ausgeschlossen. Erst wenn die Eltern schriftlich bestätigen, dass die Kleinen seit 48 Stunden symptomfrei sind, dürfen sie wieder in die Kita, sagt Nürnberger. Das seien die Vorgaben des Landes, die einzelnen Kitas hätten Vordrucke für die Eltern. Susann Purucker weiß von einem Vater, der schon Angst vor der normalen Erkältungszeit im Herbst hat. Auch im Netz gibt es bereits eine Petition, unterzeichnet von Vera Pleuser aus Bergheim. Sie fordert, die Corona-Regelungen für Kitas jetzt anzupassen. Es sei völlig richtig, dass ein Kind mit Fieber, Erbrechen und anderen ansteckenden Erkrankungen zu Hause bleibt und 48 Stunden symptomfrei ist, bevor es in die Kita zurück kommt, sagt sie. Bei einer Schnupfnase oder leichtem Husten gelten die gleichen Bedingungen. &bdquo;Wir alle wissen, das Kleinkinder vor allem im Herbst und Winter fast wöchentlich eine laufende Nase haben", sagt sie. &bdquo;Das bedeutet nun, dass Familien wieder mal in der Situation sind, ihre Kinder mehrere Tage am Stück neben der Arbeit zu Hause betreuen zu müssen." Enorme Verantwortung Das ist auch die Befürchtung in Bielefeld. &bdquo;Kinder haben ständig Schnupfen", sagt Susann Purucker. Sie habe schon von einer Kita gehört, in der 75 Prozent der Kinder zu Hause seien. Die Kita-Leitungen würden da eine enorme Verantwortung tragen. Keiner wolle einen Corona-Fall in seiner Einrichtung haben, deswegen würden die Vorgaben auch ernst genommen. Auch Nürnberger weiß, dass die Regelung schon jetzt für Unruhe in der Elternschaft sorgt. &bdquo;Das ist ganz klar ein Konfliktthema, auf das wir uns einrichten müssen." Für viele Eltern sei das hart, weil sie nicht wüssten, wie sie die Kinderbetreuung organisieren sollten. Mit Blick auf die geplante Aufnahme des Regelbetriebs hatte die nordrhein-westfälische Landesregierung Mitte Juli bekannt gegeben, dass sich alle Beschäftigten in Schulen und Kindertageseinrichtungen vom 3. August an bis zum 9. Oktober 2020 alle 14 Tage freiwillig auf das Coronavirus testen lassen können. In Bielefeld könnten das laut Nürnberger alleine in den Kitas Tausende Beschäftigte in Anspruch nehmen. Er rechnet mit einer großen Beteiligungsquote. &bdquo;Für die niedergelassenen Ärzte ist das allerdings eine Ansage." Er sei gespannt, wie das funktionieren soll. Da sei vor allem die Frage nach Ressourcen. &bdquo;Das muss auch jemand koordinieren, es können jetzt nicht alle wie wild in die Arztpraxen stürmen." Testungen auch in Bielefeld Nürnberger kritisiert, dass vorher nicht mit den Kommunen gesprochen worden sei. Dennoch werde es auch in Bielefeld Testungen geben. &bdquo;Wir sind ja froh, wenn wir frühzeitig Infizierte in Kitas entdecken." Die Kosten für die Testungen übernimmt das Land. Die Organisation läuft in Bielefeld über die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). &bdquo;Wir werden unsere niedergelassenen Ärzte anschreiben und bitten, zusätzliche Sprechstunden anzubieten", sagt Heike Achtermann von der KVWL. Es werde gerade mit Hochdruck daran gearbeitet. Eingewöhnungszeit möglich Die Eingewöhnungstage für die Kleinen sind laut Ingo Nürnberger trotz Corona möglich. &bdquo;Die Erwachsenen dürfen einander aber nicht zu nahe kommen." Und auch hier gilt: Verschnupfte Eltern dürfen nicht in die Kita.

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