Parkplatz-Chaos nach Gemeinde-Tausch im Bielefelder Westen?

Bielefeld. Lebhafte Zeiten stehen St. Liborius ins Gemeindehaus: Ab 2021 übernimmt die polnisch katholische Mission das komplette Areal im Westen der Stadt und will die zum Teil maroden Gemeinde-Gebäude samt Kirche sanieren. Wie das Erzbistum Paderborn mitteilte, habe man lange nach einer passenden Lösung für die Nutzung des rund 5.500 Quadratmeter großen Grundstücks gesucht und sie schließlich gefunden in der St. Bonifatius Gemeinde in Stieghorst. Dort residiert die polnische katholische Mission unter der Leitung von Pfarrer Krzysztof Romanowski. Die Gottesdienste des charismatischen Geistlichen mobilisieren regelmäßig mehrere Hundert Gläubige. Insgesamt soll die Gemeinde an die 1.000 Mitglieder zählen – eine imposante Zahl angesichts zunehmender Kirchenaustritte. Die der polnischen Mission zugehörigen Christen kommen aus der Stadt wie aus ganz Ostwestfalen-Lippe und besitzen offenbar einen steigenden Platzbedarf. Nur noch Filiale im Pastoralverbund Da die baufällige St.-Libori-Kirche seit vier Jahren nur noch als Filiale im Pastoralverbund Bielefeld-Mitte fungiert und zu den Messen meist weniger als 50 Besucher kommen, scheint die Abgabe des gesamten Areals eine Win-win-Situation für alle Beteiligten: Der alte Kirchenvorstand wäre aus der finanziellen Verantwortung entlassen, und die neuen Nutzer könnten sich frei entfalten. Sogar mit dem Segen des Bebauungsplanes. Denn darin wurde der Kirche in dem eigentlich reinen Wohngebiet eine flächenmäßig erweiterte Nutzung erlaubt, wie zum Beispiel der Bau eines Kindergartens, würden die umliegenden Eigentümer ihren Grund dafür hergeben. Allerdings sei die Beschaffenheit des Bodens nicht ganz unproblematisch wegen des hohen Grundwasserspiegels, sagte ein Anlieger. Das Gelände samt Gebäuden werde unbefristet an die polnische Gemeinde verpachtet, erklärt Benjamin Krysmann, Pressesprecher des Erzbistums Paderborn. Im August werde der Vertrag unterzeichnet und könne frühestens nach 20 Jahren gekündigt werden, allerdings gebe es keine Pläne für eine alternative Nutzung. Eher sieht es so aus, als wolle die neue Gemeinde dort richtig heimisch werden: So sei es sehr wahrscheinlich, dass die Sonntags-Schule in das dann renovierte Gemeindehaus einziehen werde. Dasselbe gelte für die Zukunft des Pfarrhauses, sagt Pfarrer Norbert Nacke vom Pastoralverbund. Der Hirte der alten Gemeinde hält es für ziemlich gewiss, dass sich sein polnischer Kollege in St. Libori häuslich einrichtet. Ein Pachtzins falle nicht an, so Krysmann, dafür verpflichte sich die Gemeinde, bei den anstehenden Bauarbeiten mit zu investieren. Zwar werde das Erzbistum das Gros der Kosten tragen, doch soll auch die polnische Gemeinde ihren Teil beitragen zur Finanzierung der Arbeiten. Konkrete Zahlen wurden bisher noch von keinem der künftigen Partner benannt. Bisher hatte es vom Pastoralverbund geheißen, dass sich der Aufwand für die Sanierung im sechs- bis siebenstelligen Euro-Bereich bewegen würde. Dazu zählen der Abriss des maroden Kirchturms sowie der Bau eines neuen Parkplatzes. &bdquo;Nach derzeitigem Stand werden insgesamt 54 Stellplätze nach der Umsetzung der Arbeiten vorhanden sein, eine Erweiterung um 33 weitere Stellplätze von 21 Stellplätzen bislang," sagt Benjamin Krysmann. Durchgangsstraße als Option Allerdings verursacht nicht nur das Parkplatz-Projekt erste Irritationen in der Nachbarschaft. So kann es auch sein, dass eine &bdquo;Durchgangsstraße" zukünftig über das Gelände verläuft und es mit der Meindersstraße und der Melanchthonstraße verbindet. Den Begriff nannte das Erzbistum und tatsächlich existiert so eine ähnliche Option im besagten Bebauungsplan des Areals. Zwar besteht seit Jahrzehnten ein gepflasterter Abzweig von der Melanchthonstraße, doch endet die kurze Stichstraße vor einer Bretterwand, an der Grundstücksgrenze der Kirche. Einst diente die kleine Sackgasse der Erschließung eines Grundstücks in zweiter Reihe. Heute nutzen Anwohner sie primär als – Parkplatz. Darin besteht die Sorge einiger Anwohner: Dass die stark frequentierten Gottesdienste im Viertel ein Verkehrschaos verursachen können. Im jüngst präsentierte Gutachten zur weiteren Verkehrsberuhigung im Westen tauchte das Thema jedenfalls nicht auf.

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