So läuft Tag eins der Corona-Freibad-Saison in Bielefeld

Bielefeld. 6 Uhr, die Saison beginnt. Mit Maske in einer kleinen Schlange vorm Wiesenbad. Auch im Eingangsbereich, in dem Saisonkarten verkauft werden und Handy-Tickets abgefilmt und gespeichert werden, ist Maskenpflicht. Danach nicht mehr. Das Team um Bad-Chef Louis Schröter ist froh, dass der Himmel bedeckt ist und es nur 13 Grad hat. Kein Ansturm. So können alle üben, sich an das neue Corona-Freibad-Feeling gewöhnen. 1.350 Leute dürfen rein, 385 gleichzeitig ins Wasser. Zwei Schichten gibt es; eine von 6 bis 9 Uhr, die zweite ab 13 Uhr. Zum Auftakt sind morgens fast 250 Menschen im Bad, nachmittags klar mehr als 300. "Wunderbar!" Gabi Jaster (60) gehört zu den ersten Schwimmern, seit halb acht ist sie da. Sie grüßt einen älteren Herrn, der grüßt zurück und sagt: &bdquo;Ist das nicht wunderbar, dass wir hier jetzt im Mai noch schwimmen dürfen?“, fragt er und fügt hinzu, dass er daran vor kurzem nicht geglaubt habe. Das geht vielen so, es überwiegt ein Gefühl von Dankbarkeit. Und es gibt großen Respekt vor der Bädergesellschaft und dem Team, das im Wiesenbad statt sechs nur zwei Wochen Vorbereitungszeit hatte – und nun fertig ist und Wasser im Becken hat. Das ist 26 Grad warm, doppelt so warm wie die Luft. Neues E-Ticketing-System Sprecherin Yvonne Liebold betont, dass es kurzfristig nicht nur ums Bad gegangen sei, sondern auch um das neue E-Ticketing-System. Es müsse erst gelernt werden. Von beiden Seiten übrigens, Personal wie Kundschaft. Doch es läuft. Es wird gespeichert, wer wann kommt und geht, es gibt getrennte Laufwege im Bad – und im Wasser minimal sechs Quadratmeter Fläche pro Schwimmer.Wie das kontrolliert werden soll, weiß keiner so hundertprozentig. Es ist eben kaum zu zählen, ob nun 382 oder 389 Leute im Wasser sind. Aber, sagt Schwimmmeister Daniel Kruse mit seinen 19 Jahren Erfahrung am Beckenrand: &bdquo;Wir wissen schon ziemlich genau, wie es bei 200 und wie bei 400 Schwimmern aussieht.“ Außerdem sei die wichtigere Marke der Abstand, betont Schröter. Kruse: &bdquo;Wenn ich das Gefühl habe, dass der Abstand nicht mehr passt, lasse ich keinen mehr rein, auch wenn es weniger als 385 im Becken sind.“ Er und sein Kollege Sven Busch, ebenfalls ein Routinier am Rand, hoffen auf eine Saison, die sie bewältigen können. Hoher Personalbedarf Ein Sicherheitsdienst kommt zum Team dazu, der Personalaufwand ist deutlich höher als sonst. Rettungsschwimmer wachsen nicht auf Bäumen, die Hallenbäder sind deshalb zu. In den Fördervereinsbädern übernimmt die Bädergesellschaft 2020 auch den Kassenbereich, auch das braucht Personal. Man ist dabei, einzustellen. Kruse hofft auf freundliche Badegäste, er erwartet aber das ganze Spektrum: &bdquo;Von gutem Benehmen bis Eskalation.“ Fakt sei: Wenn es nicht laufe, könne das Bad auch geschlossen werden. Doch das glaubt er nicht. Die soziale Kontrolle in Corona-Zeiten ist hoch, eine Durchsage à la &bdquo;Wenn Ihr Euch weiter so benehmt, räumen wir das Bad“, dürfte schnell Erfolge bringen. "Blick dafür" Busch ahnt, dass das größte Problem ein ausgelastetes Becken ist – und Jugendliche am Rand warten müssen. &bdquo;Die werden dann versuchen, unsaus zuspielen und zu umgehen.“ Aber da habe man schon einen Blick für. Und wenn alles aus dem Ruder laufe, gebe es ja auch noch andere Denkmodelle für einen Badbetrieb. Stundenweise zum Beispiel. Fakt ist aber: Es muss zwischen jeder &bdquo;Schicht“ desinfiziert werden – mehr Bade-Schichten führen unter dem Strich also zu spürbar weniger Badezeit. Doch Busch ist Optimist: &bdquo;Wir haben ja vieles schon in den Supermärkten einüben können – das war sicher ein gutes Training fürs Freibad.“ "Spielt sich ein" Schröter, sein Chef, ist ebenfalls optimistisch: &bdquo;Das wird sich schon alles einspielen, wir bekommen das schon hin.“ Immerhin seien die ersten Badegäste alle &bdquo;sehr verständnisvoll“. Das Wiesenbad sei der Testlauf. &bdquo;Ziel ist dann, auch alle anderen Freibäder aufmachen zu können“. In den Fördervereinsbädern von Schröttinghausen über Stieghorst, Dornberg und Gadderbaum bis hin nach Brackwede haben sie das Wasser drin im Becken und schauen gespannt aufs Wiesenbad. Zu hören ist, dass erst nach stabilem Start im größten Bielefelder Bad wirklich grünes Licht an die Außenbezirke gegeben wird. Dort dürfen zwischen 350 bis 650 Menschen ins Bad, meist um die 100 gleichzeitig ins Wasser. Dort, wie auch im Wiesenbad, wird es diese Saison eine kuriose Verschiebung geben, die Schröter auf den Punkt bringt: &bdquo;Wir werden oft vorne zumachen – sonst galt ja immer, dass wir vorne vor allem gerne aufmachen.“ Nachjustieren Gespannt sein darf man auch darauf, was in den Bädern geschieht, wenn alle E-Tickets weg sind, aber nur zehn Menschen tatsächlich im Bad schwimmen. Stand heute, das betonen alle, müssten draußen Wartende wieder gehen. Aber auch hier deutet Schröter an, dass sicherlich noch an der einen oder anderen Stelle nachjustiert werden könne – und vielleicht auch müsse.Mehr: www.bbf-online.de

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