Oetkerhalle: Betreiber zieht Bilanz, An- und Umbauten notwendig

Bielefeld. Zur Spielzeit 2018/19 hat das Theater Bielefeld den Betrieb der Rudolf-Oetker-Halle übernommen. Nun liegt eine erste Bilanz vor. Eine rund 50-seitige Evaluierung der Neuausrichtung der Halle beschäftigte die Politiker in den Bielefelder Fachausschüssen. Die NW sprach mit Konzerthausdirektor Martin Beyer über zentrale Punkte des Papiers. Profilschärfung Zufrieden äußerte sich Beyer zum Aspekt der Profilschärfung des Hauses als Konzerthalle von überregionaler Bedeutung. &bdquo;Die Halle ist ein akustisches Juwel. Überall werden neue Konzerthallen gebaut, aber die Oetkerhalle aus dem Jahr 1930 muss sich im Hinblick auf die Klangqualität nicht dahinter verstecken. Es seien noch &bdquo;viele Schätze zu heben", so Beyer. Mit den Konzerten der Philharmoniker, aber auch der Gastspielreihe der Münsteraner Konzertagentur Schoneberg, Wiener Klassik, Reihe Alte Musik und mehr bilde das Haus ein breites Spektrum ab. Neu hinzugekommen ist der Schwerpunkt Jazz durch die Kooperation mit dem Musikkontor Herford. &bdquo;Eine große Bereicherung", so Beyer, der auf Gastspiele von Hochkarätern wie Gregory Porter, Till Brönner oder Herbie Hancock verweist. Letzterer hatte sogar seinen Tourauftakt nach Bielefeld verlegt. Auch &bdquo;hochwertige lokale und regionale Kultur" habe weiter ihren Platz in der Oetkerhalle, etwa lokale Akteure der Laienkultur wie Chöre, Musik- und Kunstschule, freie Orchester. &bdquo;In der Kürze der Zeit haben wir viel erreicht, werden aber weiter neue Formate entwickeln", so Beyer. Ein Pluspunkt sei, dass das Theater über ein eigenes Orchester verfüge: &bdquo;Da macht es Spaß, die Halle gemeinsam mit engagierten Partnern weiterzuentwickeln." Das Foyer und die Bar im Obergeschoss Zum umgebauten Foyer, also der neu entstandenen großen Theke, der zusätzlichen kleinen Bühne, verkleinerter Garderobe und verbesserter Aufenthaltsqualität durch Sitzmöbel und Stehtische bekommt das Theater viele positive Rückmeldungen. Zustimmend äußere sich das Publikum auch zur durchgehenden Öffnung der Bar unten, etwa während Chanson-Abenden im Foyer. Überholungswürdig sei der traditionelle Thekenbereich vor dem Kleinen Saal. Dieser sei technisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit, so Martin Beyer. Kühlaggregate, Ausschanktechnik und Lagerplatz reichten nicht mehr aus. Wenn die Halle mit 1.000 bis 1.500 Zuschauern besetzt ist, werde es eng, müsse die Situation für das kurze Pausengeschäft optimiert werden. Auch könne man eine &bdquo;behutsame optische Angleichung" ins Auge fassen, ohne den Charme der Bar zu zerstören. Für &bdquo;Zuspätkommer" schlägt der Bericht vor dem Kleinen Saal einen Wartebereich mit Monitor vor. Vergrößerung der Hauptbühne Ideen entwickelt das Theater für die Hauptbühne, die bislang per Mechanik und mittels Revisionsplatten bei Bedarf relativ aufwendig um 2,80 Meter erweitert wird. Diese Arbeit sei personal- und zeitintensiv, verursache weitere Kosten. Der Vorschlag: den Bühnenboden, der ohnehin eine Überholung brauche, so Beyer, auf ein neues Standardmaß zu erweitern. Dafür müssten die vorderen drei Sitzreihen weichen. Trotzdem reduziere sich die Besucherhöchstzahl nur unwesentlich. Vision für einen Anbau Als Empfehlung legt der Hallenbetreiber der Politik langfristig einen Anbau für Technik und Veranstaltungslogistik nahe. Vieles laufe heute händisch, es fehlten Lastenaufzüge und Umkleiden im Hauptgebäude. &bdquo;Mittelfristig kommt man wohl um die Erschließung von ein, zwei Räumen im Haus selbst nicht herum", so Beyer, der an einen ungenutzten Kellerraum denkt. Ein Anbau sei dazu natürlich ein &bdquo;größeres Projekt", das einigen Vorlauf brauche. Zukunft des Tanzfestivals in der Halle In einem kleinen Abschnitt der Evaluation, in der auf die wichtige Rolle der lokalen Kulturakteure und auf die Belegungspraxis durch das Kulturamt verwiesen wird, geht die Evaluation auf das sommerliche Tanzfestival Bielefeld ein. Diese seit Jahrzehnten etablierte Veranstaltung des Kulturamts, unter finanzieller Beteiligung mehrerer Sponsoren aus der Wirtschaft, findet jeweils in den ersten beiden Sommerferienwochen schwerpunktmäßig in der Oetkerhalle statt. &bdquo;Inhaltlich begrüßenswert" findet Beyer das beliebte Event mit Workshops in vielen Tanzstilen und internationalen Dozenten sowie einem hochrangigen Performanceprogramm. Dennoch verhindere das Festival Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten in dieser Zeit und blockiere auch die Möglichkeit einer &bdquo;konzertanten Sommerbespielung" durch den Betreiber. Martin Beyer im Gespräch mit der NW: &bdquo;Das Tanzfestival ist kein inhaltlicher Schwerpunkt eines Konzerthauses." Somit dürfte wohl die Zukunft dieser Traditionsveranstaltung am Austragungsort Oetkerhalle ungewiss sein. Lesen Sie auch: Oetkerhalle bekommt Außengastronomie

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