Messerattacke: 14-Jährige "bettelte vor der Tat um Hilfe"

Bielefeld. Die mutmaßliche Messerattacke eines 14-jährigen Mädchens am 26. April auf eine Freundin (15) ist auch drei Wochen nach der Tat für die Ermittler der &bdquo;Mordkommission Linde" weiterhin rätselhaft. Das Motiv für die Tat in einem Haus am Lindenplatz bleibe unklar, sagte die ermittelnde Staatsanwältin Claudia Bosse. Daher habe sie nach der Entlassung aus der Jugendpsychiatrie trotzdem ein ausführliches psychiatrisches Gutachten der Jugendlichen in Auftrag gegeben. Derweil meldete sich ein Insider, der sich dagegen wehrt, die 14-Jährige nur als &bdquo;kaltblütige Täterin" darzustellen: &bdquo;Das Mädchen war selbst ein Leben lang Opfer." Von häuslicher Gewalt ist dabei die Rede und von einer langjährigen Betreuung der Familie durch das Jugendamt: Zuletzt soll die 14-Jährige Ende Januar beim Jugendamt &bdquo;regelrecht um Hilfe gebettelt" haben. Alle hätten ihr gesagt, sie sei "besessen" Demnach wollte sie nicht wieder zurück zu ihrer Familie. Nach mehrfacher Unterbringung bei Verwandten wurde sie aber immer wieder dorthin geschickt: Der Insider erinnert sich, dass die 14-Jährige damals sagte: &bdquo;Ich werde jetzt zurück nach Hause gehen, weil mir keiner helfen wollte." Alle hätten ihr gesagt, sie sei &bdquo;besessen". Im März kam es erneut zu einem Polizeieinsatz am Haus der Familie. Auch die 14-Jährige habe Ausbrüche gezeigt, die einen psychisch schwer angeschlagenen Zustand deutlich gemacht hätten. Auch damals soll die Jugendliche gebeten haben, in ein Heim zu kommen. Als das wieder nicht passierte, sei dem Insider klar gewesen, &bdquo;dass etwas Schlimmes passieren wird." Dass die 14-Jährige mutmaßlich eine Freundin angreifen und schwer verletzten würde, sei allerdings nicht absehbar gewesen. "Häusliche Gewalt ist schwer vorstellbar" Verteidiger Baris Devletli widerspricht dieser Darstellung: &bdquo;Meine Mandantin möchte unbedingt zu ihren Eltern zurück." Es handele sich um ein liebes Mädchen, sie sei eine gute Schülerin. Deshalb hoffe er sehr, dass die Jugendliche in Kürze aus der U-Haft in eine Jugendeinrichtung wechseln könne. Aktuell sitzt sie wegen Mordversuchs in einer Jugendhaftanstalt. &bdquo;Über die Tat hat sie sich noch nicht geäußert", sagt der Anwalt. Daher könne er dazu noch nichts sagen. &bdquo;Dass es innerhalb der Familie häusliche Gewalt gegeben haben soll, ist schwer vorstellbar", sagt er. Tatsächlich liegen nach Informationen der Lokalredaktion keine Strafanzeigen wegen häuslicher Gewalt vor. Auch der Vater der Beschuldigten meldete sich: &bdquo;Ja, wir haben Streit – wie in anderen Familien auch. Für uns ist das eine schwere Zeit. Auch wir wissen nicht, was passiert ist." Die Polizei sei aber wegen Dieben auf der häuslichen Baustelle vorgefahren. Woher die Narben auf den Armen seiner Tochter kämen, wollte er nicht erklären. Jahrelange Bemühungen des Jugendamtes wurden kaum angenommen Der Informant wirft in diesem Fall vor allem dem Jugendamt vor, die älteste Tochter der Familie nie angemessen geschützt zu haben. Sozial- und Jugenddezernent Ingo Nürnberger darf wenig zu den Vorfällen sagen. Aber er bestätigt: &bdquo;In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Kontakte des Jugendamts mit der Familie. Das Familiengericht war mehrfach eingebunden." So seien verschiedene rechtlich zulässige und geeignete Beratungs- und Unterstützungsangebote gemacht worden, "die aber kaum angenommen wurden". Die Voraussetzungen für weitergehende Eingriffe – auch in Zusammenarbeit mit dem Familiengericht – hätten aber nicht vorgelegen. Die Ermittlungen der Mordkommission Linde dauern in dem Fall weiter an.

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