Wie Medien über Unrecht in Familien berichten

Hamburg / Oerlinghausen. Die Gewalt in Beziehungen und Familien nimmt zu. Alle drei Minuten sind Frauen Opfer von häuslicher Gewalt. 2023 waren es 180.700 Frauen. Gewalt wird in diesem Zusammenhang nicht allein als physischer Übergriff verstanden, es gehören auch sexuelle Nötigung, Bedrohung, Stalking und psychische Gewalt dazu. Und betroffen sind nicht nur Frauen, sondern sehr oft auch die Kinder. Medien berichten über diese Vorfälle. Der Hamburger Soziologe Wolfgang Hammer hat jetzt eine Medienanalyse veröffentlicht, der 269 Medienberichte zugrunde liegen. Auch die mittlerweile 19 Berichte, die in der Neuen Westfälischen über eine Mutter aus Lippe und ihren Kampf gegen das Jugendamt des Kreises Lippe, das Familiengericht Detmold und von Experten geäußerten Verdacht auf sexuellen Missbrauch ihres Kindes durch den Kindesvater, sind in dieser Medienanalyse berücksichtigt worden. Gunter Held, Redakteur der Neuen Westfälischen und Autor dieser Berichte, wurde für seine investigative Recherche 2023 ein Wächterpreis der Tagespresse zuerkannt Berichte über Elke D.. Zweite Studie bestätigt die erste Mit dieser Medienanalyse bestätigt Hammer seine erste Studie zu dem Thema, die 2022 unter dem Titel &bdquo;Familienrecht in Deutschland - Eine Bestandsaufnahme“ herausgekommen ist. &bdquo;In der ersten Studie habe ich mehr als 1.000 Fälle ausgewertet. In der aktuellen Studie sind Fälle aufgeführt, die andere recherchiert haben. Doch genau diese Berichterstattung macht die Ergebnisse der ersten Studie sichtbar“, sagt Hammer im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Damals wurde Hammer von Väterrechtlern, aber auch von Richtern vorgeworfen, dass die Studie gar keine sei, weil sie nicht repräsentativ sei. Das aber hatte Hammer nie behauptet. Trotzdem fand die Studie breite Beachtung. Die Justizministerkonferenz hat beispielsweise die Regierung aufgefordert, rechtsstaatliche Aktenrecherchen zu ermöglichen, und die Länder hätten laut Hammer beschlossen, dass es eine einfachere Einsicht in Jugendamtsakten geben müsse. &bdquo;Dazu aber müssten zunächst Gesetze geändert werden“, sagt Hammer. Zuspruch erhielt Hammer auch vom Deutschen Institut für Menschenrechte. Die Studie, die als umstritten gelte, sei einer der wenigen Ansätze sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen. &bdquo;Das wird durch die Medienberichte bestätigt“, sagt Hammer. Ludwig Salgo: &bdquo;Istanbul-Komvention endlich umsetzen“ Auch Ludwig Salgo, Seniorprofessor im Fachbereich Rechtswissenschaften an der Frankfurter Goethe-Universität und einer der führenden Familienrechtler Deutschlands, hat an der aktuellen Studie mitgearbeitet. &bdquo;Die erste Studie hat die Öffentlichkeit sensibilisert“, sagt er. Besonders auffällig findet er die Resonanz in den lokalen Medien. &bdquo;Da hat die sogenannte Vierte Gewalt viel an Ressourcen investiert“, sagt Salgo. Er kritisiert die Reaktion der Politik. Die zahlreichen Medienberichte hätten gezeigt, dass es sich bei der Problematik nicht um Einzelfälle, sondern um ein strukturelles Problem handeln würde. Das habe auch mit der Weiterbildungspolitik für Mitarbeiter an Jugendämtern und Richtern an Familiengerichten zu tun, die zu oft nicht klar geregelt seien und sich auf überkommene pseudowissenschaftliche Erzählungen beschränken, wie dem Elterlichen Entfremdungssyndrom oder der Bindungsintoleranz, meistens von Müttern. Salgo sagt, dass zwar schon einiges unternommen worden sei, um die Situation im Familienrecht zu verbessern, dass aber noch ein großer Berg zu bewältigen sei. Ein weiterer Schritt wäre, die Istanbul-Konvention, die sich gegen Gewalt an Frauen und Mädchen wendet, endlich umzusetzen. Geltendes Recht ist sie bereits seit Februar 2018. Medienanalyse familienrechtlicher Fälle

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