Ausnahmezustand: Uni Bielefeld startet in ein besonderes Semester

Bielefeld. Gähnende Leere in der Unihalle zum Start ins Sommersemester, das aufgrund von Corona um zwei Wochen verschobenen wurde. Auch die zentrale feierliche Begrüßung der 1.400 neuen Studenten im Hörsaal fällt aus und wird durch ein Online-Angebot ersetzt. &bdquo;Das ist kein normales Semester", sagt Uni-Rektor Gerhard Sagerer in der Online-Pressekonferenz. Entsprechend der Vorgaben des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft sei das Sommersemester 2020 ein reines Online-Semester – und werde nicht gezählt. &bdquo;Man kann zwar überall Leistungspunkte erwerben, aber die Regelstudienzeit wird für alle, die jetzt aktuell eingeschrieben sind, um ein Semester verlängert", ergänzt Sagerer. Einige einige Seminare sollen doppelt angeboten werden Die Lehrangebote werden soweit wie möglich auf Online- und Distance-Learning-Formate umgestellt. &bdquo;Praktika, Experimente, Exkursionen oder Archivbesuche sollen – soweit das möglich ist – durch gleichwertige, kontaktlose Angebote ersetzt werden", berichtet Sagerer. Um die Qualität zu sichern, sollen einige Seminare doppelt angeboten werden. Videokonferenzen funktionierten mit bis zu 20 Leuten noch gut, danach werde es schwierig. Um Diskussionen und Nachfragen zu Vorlesungen zu ermöglichen, soll es ergänzend zu den aufgezeichneten Videos entsprechende Angebote geben. Schriftliche Prüfung durch eine mündliche ersetzen &bdquo;Schon seit vielen Jahren ist der Ausbau von e-Learning-Aktivitäten eine unserer strategischen Zielsetzungen", sagt Uni-Kanzler Stephan Becker. Digitale Lernräume, Programme zur Aufzeichnung von Vorlesungen oder Inputs sowie Videokonferenzräume stehen zur Verfügung. Das bestehende Know-how und die aufgebaute Infrastruktur sei in den vergangenen Wochen konsequent erweitert und deutlich verbreitert wurde. &bdquo;Wir haben eine Campus-Lizenz für ein zweites Videokonferenz-Tool erworben und gebrauchte Laptops, weil so kurzfristig nicht ausreichend neue lieferbar waren", berichtet Becker. Über eine neue Software haben Studenten von zuhause aus Zugriff auf den Software-Pool der Uni, so beispielsweise auf spezielle Statistik-Programme. Rund 700.000 Euro ständen der Uni insgesamt für Optimierung der Studienbedingungen und Lehre in dieser besondere Situation zur Verfügung. Davon sollen unter anderem auch zusätzliche Jobs für Studentische Hilfskräfte geschaffen werden. Für Studenten, die kurz vor dem Bachelor- oder Master-Abschluss stehen und denen nur noch eine Prüfung fehlt, werde individuell nach einer Lösung gesucht. Beispielsweise könne eine schriftliche Prüfung durch eine mündliche ersetzt werden. Und das sei online sehr gut machbar. Die Situation sei für alle eine besondere Herausforderung und auch eine emotionale Belastung, so Sagerer. &bdquo;Viele Studierende haben durch die einschneidenden Einschränkungen im öffentlichen Leben ihre Jobs verloren, beispielsweise in der Gastronomie oder im Einzelhandel." Es gebe Ängste, welche finanziellen Konsequenzen die Krise hat, welche Folgen sich für Studium und Studiendauer ergeben und ob die die private IT-Ausstattung ausreicht, um die digitalen Lehrangebote wahrzunehmen. Die Hoch- und die Landesrektorenkonferenzen bemühten sich darum, beim Bund eine entsprechende Regelung für BAföG, Kindergeld und Krankenversicherung zu erreichen. Rektor bitte um Geduld und Verständnis Seit dem 23. März befindet sich die Universität &bdquo;in einem reduzierten Basisbetrieb" und ist für Publikumsverkehr geschlossen. Nur in Ausnahmefällen dürfen die Universitätsgebäude noch von Studenten, Beschäftigten oder Lehrbeauftragten sowie Honorarkräften betreten werden, die noch vor Ort arbeiten müssen oder die Medien, die es nicht online gibt, in der Bibliothek ausleihen möchten. Es gelten verschärfte Zugangs-, Hygiene- und Abstandsregeln. Fragen und Anliegen werden ausschließlich per E-Mail oder Telefon beantwortet. Der Standardarbeitsplatz der Beschäftigten in den Serviceeinheiten sei das Homeoffice. &bdquo;Unsere Lehrenden sind engagiert und motiviert, nutzen die technischen Möglichkeiten und Distance-Learning-Formate", sagt Sagerer. Nicht alle hätten sich allerdings in der Vergangenheit intensiver mit den Möglichkeiten des e-Learnings auseinandersetzen können. &bdquo;Ich bitte daher alle Studierenden auch um Geduld und Verständnis", ergänzt der Uni-Rektor. Wann wieder Präsenzveranstaltungen in der Uni stattfinden können, sei noch vollkommen unklar. &bdquo;Ich wäre froh, wenn wir im Wintersemester wieder einen Hörsaal nutzen können." 1.400 neue Studenten per Videochat begrüßt Zu diesem Sommersemester verzeichnet die Universität Bielefeld rund 1.400 neue Einschreibungen, in etwa so viele wie in den Vorjahren. Die meisten Neueinschreibungen erfolgten in den Fächer Bildungswissenschaften, Physik und Anglistik. Für die rund 1.400 Studienstarter finden traditionell in den ersten Wochen zahlreiche Einführungsveranstaltungen und soziale Aktivitäten statt, die in diesem Semester nicht möglich sind. Die Fakultäten und Fachschaften haben aber alternative Angebote auf die Beine gestellt. Die zentrale Begrüßung durch den Rektor, den AStA und den Oberbürgermeister wurde als Videochat aufgezeichnet und steht online neben weiteren Informationen zur Verfügung: www.uni-bielefeld.de/start-ins-studium. Am 29. April beantworten Rektor Gerhard Sagerer, Birgit Lütje-Klose, die Prorektorin für Studium und Lehre, sowie die Ines Meyer, Dezernentin für Studium und Lehre, von 11 bis 12 Uhr in einem Livestream Fragen, die vorab von Studierenden eingereicht wurden.

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