Es gibt 105 Millionen Euro für den Bau neuer Wohnungen in Bielefeld

Bielefeld. Zwei wichtige Weichenstellungen für den dringend nötigen Wohnungsbau in Bielefeld sorgen für neue Zuversicht im Rathaus: Das Land sichert der Stadt erstmals per Zielvereinbarung in den kommenden drei Jahren mindestens 105 Millionen Euro für Wohnungsbauförderung zu. Zudem stellt Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) 750.000 Euro für weitere Untersuchungen der Catterick-Kaserne, die die Briten aufgegeben haben, als Wohnstandort in Aussicht. Tausende Wohneinheiten könnten hier entstehen. &bdquo;Dazu wird es in den nächsten Tagen ein Signal geben", kündigte Scharrenbach bei der Unterzeichnung der Wohnförder-Zielvereinbarung an und überraschte damit auch Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD). Der bemüht sich mit Baudezernent Gregor Moss (CDU) intensiv darum, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) Altstandorte der Briten den Städten für die Nutzung als Wohngebiete freigibt. Polizei-Zentrum oder Wohnungsgebiet Hauptkonflikt bei Catterick ist, dass der Bund für ein Ausbildungszentrum der Bundespolizei ein Auge auf das 34-Hektar-Areal an der Detmolder Straße in Stieghorst geworfen hat. Und der Bund hat das erste Zugriffsrecht. Bielefeld sucht deshalb Verbündete, um doch eine Umwandlung in Wohngebiete erreichen zu können. Und eine neue Verbündete hat die Stadt jetzt – mit Scharrenbach. Die Ministerin betonte auf Nachfrage, das Land sei stark daran interessiert, &bdquo;so gut geeignete, gebrauchte" Flächen für Wohnungen zu nutzen statt unbebauten Freiraum zu verbrauchen: &bdquo;Das wäre hier eine ideale Entwicklung." Ministerin als Verbündete Die Ministerin versprach, in Kürze mit dem Vorstand der BImA Kontakt aufzunehmen, damit solche Gelände wie Catterick in die Hoheit der Städte kommen. Darüber zeigte sich Clausen erfreut: &bdquo;Das ist ein gutes Signal." Trotz der Bundes-Hürde lässt der OB vorbereitende Planungen für eine Wohnnutzung der Kaserne weiterlaufen: &bdquo;Ich werde das nicht stoppen, damit wir auf alle Fälle vorbereitet sind." Auf eine Freigabe der Kaserne warten auch die Akteure des Wohnungsmarkts in Bielefeld, deren Spitzen bei der Unterzeichnung im Rathaus dabei waren. Die Zielvereinbarung, die andere Städte schon haben, Bielefeld jetzt erstmals, sichert bis 2022 pro Jahr mindestens 35 Millionen Euro für Wohnungsbau und - modernisierung zu. Stadt muss pro Jahr für 350 Wohnungen sorgen Im Gegenzug verpflichtet sich die Stadt, dazu beizutragen, dass jährlich 350 öffentlich geförderte Wohnungen neu errichtet werden. Das soll helfen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Im &bdquo;Schulterschluss" mit Akteuren und Land hält der OB das für machbar. Die Zusage jetzt sowie die Hochstufung in die Mietenstufe 4, die höhere Mieten zulässt, habe im letzten Jahr &bdquo;den Durchbruch" gebracht. So schaffte es Bielefeld 2019, dass 40 Millionen Euro in den geförderten Wohnbau flossen. Die Hälfte davon lief über die 75-Prozent-Stadttochter BGW. Profitiert hätten Baugebiete wie Neulandstraße in Theesen und Brockeiche in Milse, so Jens Hagedorn vom Bauamt. 2020 könnten neue Wohngebiete wie Jöllheide zwischen Herforder Straße und Bahnlinie, das ein Privatinvestor plant, mit Geld rechnen. Seitenhieb auf Oberbürgermeister Clausen unterstrich, wie dringend Bielefeld als wachsende Stadt vor allem bezahlbaren Wohnraum brauche. Die Zielvereinbarung gebe Planungssicherheit. Darauf hofft auch Kai Schwartz (Freie Scholle) als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Wohnungswirtschaft OWL: &bdquo;Ein wirklich starkes Signal, das Anreize schafft und Regulatorik abbaut." Jetzt müssten sich aber auch alle Akteure verpflichtet sehen zu handeln. Mit einem kleinen Seitenhieb auf den OB begründete die Ministerin die Zielvereinbarung: Bielefeld erhalte jetzt eine Medizinische Fakultät an der Universität: &bdquo;Da muss der Wohnungsbau mitziehen." Bei der Medizinischen Fakultät hatte sich Clausen lange sehr zurückhaltend gezeigt. Resolution im Stadtrat Scharrenbach rief die Bielefelder aber auch zu mehr Investitionen im Wohnungsbau auf. Die 35 Millionen Euro pro Jahr sehe sie nur als &bdquo;garantierte Mindestmenge". Ein Schwerpunkt in Bielefeld sollen rollstuhlgerechte Wohnungen sein: Da könnten andere Städte von Erfahrungen in Bielefeld lernen. Auf die Nutzung der Kasernenflächen für Wohnraum drängen auch die Parteien. Das Paprika-Bündnis strebt an, dass der Rat am Donnerstag eine Resolution dazu verabschiedet, um den politischen Druck zu erhöhen.

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