Das Gezerre um die Hochbahnsteige: "Linie 1 geht besser"

Bielefeld. Verkehrsplaner in dieser Stadt zu sein, ist derzeit sicher nicht vergnügungssteuerpflichtig. Zu viele Baustellen. An Kritik herrscht kein Mangel. Und bei einem der größten Projekte – eigentlich für die nahe Zukunft gedacht – gibt es wahrlich viel Grund zu mäkeln: beim Umbau und Ausbau der Stadtbahnlinie 1. Nicht nur, dass MoBiel und das Amt für Verkehr allerorten Gegenwind von den Bürgern bekommen. Nein, auch die Bezirksregierung als maßgebliche Genehmigungsbehörde im Planfeststellungsverfahren &bdquo;Hauptstraße Brackwede“ hat den Planern die Leviten gelesen. So und nicht anders ist das Protokoll des Erörterungstermines zu lesen. Wer so viel nacharbeiten soll, hat nicht ausreichend gründlich vorbereitet. Bürgerinitiative gegen Hochbahnsteige Die Bürgerinitiative in Brackwede, die gegen die Hochbahnsteige kämpft, wird sich ins Fäustchen gelacht haben. Über die Klage gegen die Ablehnung ihres Bürgerbegehrens soll noch das Oberverwaltungsgericht entscheiden. Wenn die Kampfkraft der Initiative einst in das Werben um die abgelehnte Stadtbahnlinie 5 eingeflossen wäre – wer weiß. Vielleicht wäre jetzt die gewünschte Niederflurstrecke in der Planfeststellung – bis Sennestadt und Heepen. Aber das ist Schnee von gestern. So ist nach wie vor ein Systemwechsel in einer Stadt, in der bereits 80 Prozent aller Stadtbahnhaltestellen Hochbahnsteige haben, wohl nicht sinnvoll und bezahlbar. Das werden die Planer jetzt aber noch einmal vorrechnen müssen, dürfen nicht nur Plausibilitätsgründe angeben. Es stellt sich aber eine ganz andere Frage. Muss man nicht, wenn man wirklich eine Verkehrswende einläuten will, das Pferd endlich von der anderen Seite aufzäumen? In der engen Hauptstraße versuchen Stadt und MoBiel bisher allen Verkehrsarten gerecht zu werden: Auto- und Radfahrern, dem Nahverkehr und den Fußgängern. Bislang müssen Radfahrer den &bdquo;schönen Tod sterben“, dass für sie nicht an allen Stellen genug Platz bleibt. Schutzstreifen statt Stellplätzen Jetzt soll ein Sicherheitsabstand von 1,50 Meter in der Straßenverkehrsordnung festgeschrieben werden. Damit wären die Umbaupläne für die Linie 1 in Brackwede endgültig Makulatur. Es müsste neu geplant werden. Bäume und Stellplätze müssten im Zentrum für die Schutzstreifen weg. Schöner wird’s dadurch nicht. Und die Kaufleute hätten wegen der Parkplätze zusätzlichen Grund zu klagen. Doch es ginge auch anders! Indem alle jetzt den Mut hätten, die Hauptstraße im Abschnitt zwischen Germanen- und Bodelschwinghstraße in eine verkehrsberuhigte Zone zu verwandeln. Es wäre genug Platz für Stadtbahn und Radler, es gäbe Raum zur Entfaltung des zweitgrößten Bielefelder Nahversorgungszentrums. Dann könnte wirklich eine Straße mit Aufenthaltsqualität gestaltet werden. "Berliner Mauer" in Brackwede Die Idee ist nicht neu, vor vielen Jahrzehnten bereits einmal in Bausch und Bogen untergegangen. Gescheitert vor allem an der Kaufmannschaft. Doch diese sollte noch einmal nachdenken. Wenn der zentrale Abschnitt der Einkaufsstraße verkehrsberuhigt wäre, würde auch ein Hochbahnsteig sich nicht zur &bdquo;Berliner Mauer“ auswachsen, wie Gegner ihn bezeichnen. Man könnte munter drumherum. Anlieferverkehr hätte Platz, Sonderfahrten zu Ärzten auch. Und ein Parkplatz an der Hauptstraße ist es heute schon nur ein Glücksfall. In diesem Zusammenhang sollte auch schnell noch mal überlegt werden, ob der Stadtring tatsächlich jetzt umgebaut und von vier auf zwei Spuren schrumpfen soll. Gäbe es den Mut zur Fußgängerzone, ergäben sich vielleicht noch andere Ideen, mit dem großzügigen Straßenraum umzugehen. Noch einmal zur Linie 1, die bis Sennestadt weitergebaut werden soll. Wahnsinnigerweise neben und nicht auf einer L 756. Da muss die Stadtspitze mit Oberbürgermeister Pit Clausen und Verkehrsdezernent Gregor Moss noch mal ran, die sich bisher vom Landesbetrieb Straßen NRW brav den Weg vorgeben lässt. Sonst treibt bald auch in der Sache eine Bürgerinitiative, die in Senne bereits in den Startlöchern steht, die Planer vor sich her. Und wie formuliert es das neue Aktionsbündnis &bdquo;Mut zur Verkehrswende“ passend: &bdquo;Linie 1 geht besser!“

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