Politisches Nachspiel bei Genehmigung der Hochhaus-Fassade

Bielefeld. &bdquo;Das ist unglücklich gelaufen", räumt Baudezernent Gregor Moss (CDU) ein. Er reagiert auf Vorwürfe aus einem anonymen Brief &bdquo;einer Politikerin", die ihm Eigenmächtigkeit bei der Genehmigung der Fassade fürs Hochhaus am Kesselbrink unterstellt. Auslöser ist, dass die Stadt die Pläne billigte, obwohl der Beirat für Stadtgestaltung Bedenken äußerte. Der Beirat wird vom Stadtentwicklungsausschuss bei besonderen Vorhaben eingeschaltet. Beim Hochhaus, das die Baufirma Goldbeck umbaut, lehnte der Beirat erste Entwürfe ab, weil sie die horizontale Gliederung der Fassade aufgaben. Goldbeck änderte die Pläne entsprechend. Sockel zu abweisend für Kesselbrink Doch als besonderes Element nahm der Investor eine auffällige Lochblech-Verblendung der beiden unteren Ebenen auf, die sich auch über das anliegende Parkhaus erstreckt. Im Entwurf ist sie rotbraun und hebt sich deutlich von der hellen Fassade des 17-stöckigen Gebäudes ab. Das werteten Beirat und Politiker am wichtigen Kesselbrink eher als abweisend statt einladend. Teils griff Goldbeck Einwendungen auf, teils aber nicht. Auch nicht nach Ortsterminen mit dem Beirat. In der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 29. Oktober war das noch einmal Thema. Die Politiker regten weitere klärende Gespräche an – ehe die Pläne genehmigt würden. Erst Genehmigung, dann Info an Parteien Schon am nächsten Tag aber erhielt Ausschussvorsitzender Georg Fortmeier (SPD) einen Anruf von Moss, die Zeit dränge und Goldbeck könne nicht länger warten, weil sonst Fördermittel für den Philipp-Reis-Platz vor dem Hochhaus in Gefahr wären. Deshalb werde man genehmigen. Das erfolgte zwei Tage später. Erst dann informierte Moss per E-Mail die Parteien. Das stieß dort bei einigen bös auf. Der anonyme Brief wirft Moss vor, eigenmächtig gehandelt und sich über die politischen Gremien gestellt zu haben. Dass der Dezernent in der E-Mail schreibe, Goldbeck sei in wesentlichen Punkten dem Beirat gefolgt, treffe nicht zu. "Willensbildung nicht abgeschlossen" Dabei zitiert der Brief das Votum des Beirats, der die besondere Betonung des Sockels ablehnt. Der Fassadenentwurf sei zu sehr modisch und dekorativ. Besser sei eine kantige, rechtwinklige Gestaltung. Weiter heißt es im Brief: Die politische Willensbildung war nicht abgeschlossen. Auch Politiker finden das Vorgehen unglücklich, zumal viele die Kritik am Sockel teilen. Aber sie nehmen es hin. Fortmeier: &bdquo;Insgesamt ist es ein guter Entwurf. Und wir haben keine rechtliche Handhabe." Und Moss verweist darauf, dass monatelang verhandelt worden sei. Irgendwann müsse der Investor Sicherheit haben. Beim Sockel sei zudem nur Struktur und Technik gebilligt. Über die Farbe werde noch entschieden, so Moss. Goldbeck habe zugesagt, vier Farbtöne vorzulegen. Dann werde auch der Beirat beteiligt. Investor: keinen Einfluss genommen Der Investor betont in einer Stellungnahme, er habe den unverbindlichen Empfehlungen des Beirats folgend erhebliche Anpassungen vorgenommen und zu keiner Zeit Entscheidungen der Behörden unrechtmäßig beeinflusst, so Projektleiter Peter Kronshage: &bdquo;Wir nehmen die Wünsche der Bielefelder sehr ernst." In der Bezirksvertretung hätten sich alle Fraktionen positiv geäußert. Goldbeck hat mit dem Umbau begonnen und rechnet 2021 mit dem Abschluss. Goldbeck hofft auf Polizei als Mieter Als Nutzer hat man die Polizei im Auge, die dringend einen Ersatz für die Wache Ost und andere Einrichtungen sucht. Kronshage: &bdquo;Wir werden uns an dem Wettbewerb, der dafür nötig ist, beteiligen."

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