Hässlich oder praktisch - diese Gebäude sind vielen Bielefeldern ein Dorn im Auge

Bielefeld. Ja, Bielefeld ist attraktiv. Zum Leidwesen der Bürger und Bürgerinnen aber nicht überall schön. Vor allem Teile der Infrastruktur sind umstritten, etwa der quer durch die Innenstadt gefräste Ostwestfalendamm. Auch manche schmucklose Ausfallstraße ist Stein des Anstoßes. 2025 droht der &bdquo;freundlichen Baustelle am Teutoburger Wald“ gar ein Rekordjahr mit 8.000 Straßenbaumaßnahmen. Doch was ist mit dem Hochbau? Haben die Architekten ein glückliches Händchen damit? Wir haben zum Tag des Designs am 27. April den renommierten Architekten Andreas Wannenmacher zu Fassaden befragt, die manchem Bielefelder ein Dorn im Auge sind: Was halten Sie davon? Pavillon am Jahnplatz In der öffentlichen Diskussion wird immer wieder die Forderung laut, den früheren Pizza-Pavillon, den seit einiger Zeit die Gaststätten-Kette &bdquo;BarCelona“ für sich schick machen will, besser abzureißen. Das zweistöckige Gebäude versperre nur die Sicht vom Jahnplatz auf Rathaus und Theater. Ist der Pavillon ein Störfaktor? Das Gebäude sei gar nicht grundsätzlich hässlich, findet Wannenmacher. Viele Bielefelder störe vermutlich die metallische Alu-Verkleidung und die Fensterarmut der zum Niederwall gelegenen Fassade. &bdquo;Ja, die Rückseite ist weniger attraktiv als die Vorderseite mit ihren großen Fenstern“, sagt der Architekt. Wer vom Rathaus kommt, muss einen wenig vorteilhaften Anblick hinnehmen. Doch die Kritik, das Gebäude verstelle die Sichtachse vom Jahnplatz zum Rathaus, sei historisch gesehen unberechtigt – einen freien Blick habe es auch früher nicht gegeben. &bdquo;Ich könnte mir dort einen kleineren Pavillon vorstellen“, so Wannenmacher – aber für einen Abriss würde er nicht plädieren. Parkhaus an der Stresemannstraße &bdquo;Ja, da hätte ich nichts gegen einen Abriss, sofern eine äußere Veränderung nicht realisierbar ist“, sagt Wannenmacher spontan, als er das Foto des früheren Quelle-Parkhauses an der Stresemannstraße sieht. Oberirdische Parkhäuser seien völlig introvertiert, ähnlich wie Kaufhäuser, und keine Bereicherung für den urbanen Raum. Keine Fenster, keine Transparenz. &bdquo;Das Parkhaus hat hier etwas Abweisendes, es verschließt sich dem Betrachter“, erklärt er. Und die Ornamentik der Fassade sei einfach &bdquo;grauenhaft“, so das Urteil – das Gebäude sei hinsichtlich Farbe, Material und Gestaltung &bdquo;ein Fremdkörper“ an zentraler Stelle. &bdquo;Eine Katastrophe – es gäbe bessere gestalterische Möglichkeiten“. Oberirdische Parkhäuser sollten heute am besten in der &bdquo;zweiten Reihe“ aus dem Blickfeld verschwinden. So wie es nun am Kesselbrink geschehe, &bdquo;und wie es auch an der Ritterstraße möglich gewesen wäre“. Lesen Sie auch: Jetzt äußern sich drei Bielefelder Architekten zur Kritik am modernen Bauen Bankgebäude am Kreisverkehr Der Willy-Brandt-Platz gilt nicht gerade als Hotspot attraktiver Architektur. Am gelungensten finden viele Bielefelder an diesem Kreisel noch das für die Westfälisch-Lippische Vereinsbank 1911 erbaute Bankgebäude – wie überhaupt die meisten Altbauten in den Augen heutiger Betrachter gut bestehen können. Doch der denkmalgeschützte Bau hat etwas Grobes: &bdquo;Er wirkt zu wuchtig, fast brutalistisch“, sagt Wannenmacher mit Verweis auf einen umstrittenen Baustil, der sich erst Jahrzehnte später manifestieren sollte. Die Relationen zwischen den beiden unteren Etagen und den oberen Geschossen passen nicht zueinander, sagt der Architekt. Ungewöhnlich auch die umlaufenden Balkone von drei übereinanderliegenden Etagen: &bdquo;Sie sprechen alle eine andere Sprache, was zu einem ziemlichen Durcheinander führt.“ Die Folgen erheblicher Kriegszerstörungen könnten des Rätsels Lösung sein: Beim Wiederaufbau wurde der Bau 1951 um zwei Geschosse aufgestockt. &bdquo;Dafür eine zeitgenössische Architektur zu verwenden sein richtig, dann allerdings mit der gebotenen Sensibilität.“ Der neue Harms-Markt Am Harms-Markt im Dreieck zwischen Ritterstraße und Goldstraße scheiden sich die Geister: Vor allem die grau-in-graue farbliche Gestaltung lässt den vor gut drei Jahren frisch sanierten Komplex als kritikwürdig erscheinen. Aber Wannenmacher verteidigt das Objekt: Immerhin sei die Fassade durch Vorsprünge und den Einsatz verschiedener Grautöne gegliedert worden – solche Differenzierung &bdquo;ist generell gut“, findet er. Das Gleiche gelte für das Erdgeschoss, das farblich mit einem Olivgrün von den Obergeschossen abgesetzt worden ist. &bdquo;Hier musste mit vorhandener Substanz gearbeitet werden“, verweist der Architekt auch auf begrenzte Spielräume seiner Kollegen. Wirkt das Ensemble nicht dennoch ziemlich trist? &bdquo;Nein, gegenüber der früheren Anmutung wurde das Gebäude deutlich verbessert, aufgewertet“, urteilt Wannenmacher. Allenfalls einige Details, wie die Vielzahl an Gauben mit ihren Satteldächern, empfinde er als störend. Bürokomplex an der Friedrich-Ebert-Straße Auch den viergeschossigen Verwaltungsklotz zwischen Altem Postamt und dem neuen H1-Hochhaus am Kesselbrink mag Wannenmacher nicht in Grund und Boden verdammen. Ja, es handle sich um ein technisches Gebäude, einen reinen Büro-Zweckbau. Die (&bdquo;immerhin aus Naturstein gebildete“) Front sei ungepflegt und ungegliedert, und es fehle jegliches Relief, da Fenster und Fassade flächenbündig seien. &bdquo;Das alles wirkt in dieser Innenstadtlage direkt gegenüber einer Zeile von Gründerzeitfassaden natürlich nicht vorteilhaft“, sagt der Architekt. Doch die schmucklose Nüchternheit sei ein Charakteristikum der Moderne. Das Hotel am Waldhof Das Golden Tulip Hotel am Waldhof hat in den vergangenen Jahren schwer leiden müssen. Der große Dachstuhlbrand von 2022, die sich seither hinziehenden Sanierungsarbeiten und jüngst ein erneuter Brand haben dem Bau zugesetzt. Darf man die Architektur des Hauses trotzdem kritisieren? Man darf: &bdquo;Ich habe mich über das Gebäude immer geärgert, seit es in den 80er-Jahren erbaut wurde“, gibt Wannenmacher zu. Er stößt sich dabei nicht nur am gelben Klinker. &bdquo;Der Bau ist auch von den Proportionen her misslungen, er wirkt völlig fremd an diesem Ort, der Bezug zum Umfeld fehlt“, sagt der Bielefelder. Unglücklich findet er etwa die in Metall gefassten Gauben. Nachvollziehen könne man die Architektur nur bei Berücksichtigung des Zeitgeistes: &bdquo;Man hat es damals eben so gemacht, aber man hätte es sicher auch zu der Zeit besser machen können“. Baulücken rund um den Alten Markt Ein rätselhaftes Phänomen ist rund um den Alten Markt zu bestaunen: Eine ganze Reihe provisorisch hergerichteter Kriegsruinen stört die ansonsten in den vergangenen Jahren stark verbesserte Wirkung der Bielefelder Altstadt. &bdquo;Das sind wirklich Missstände“, beklagt Wannenmacher die dauerhafte Existenz ein- und zweigeschossiger Geschäftshäuser, die im oberen Bereich den Blick auf rohe Seitenwände freigeben. Für das Stadtbild wäre die Schließung der Baulücken wichtig, sagt der Architekt und verweist auf das in manchen anderen Ländern existierende Baugebot: Wer dort nicht bauen wolle, müsse verkaufen. Am Ende liege das Problem auf der Eigentümerseite, etwa, wenn Erbengemeinschaften sich nicht auf eine Investition einigen könnten. Sein Büro habe einst für eine der Baulücken einen (nicht realisierten) Entwurf entwickelt: &bdquo;Auch in schwierigen Lagen wären moderne Lösungen möglich.“ Geschäftshaus an der Bahnhofstraße Hässlich oder nicht, das ist bei manchem modernen Gebäude die Frage. Auch beim Geschäftshaus an der Kreuzung von Stresemann- und Bahnhofstraße. &bdquo;Das Gebäude ist gut proportioniert“, findet Wannenmacher. Doch es wirke sehr verschlossen und leide am Prinzip fast aller Kaufhäuser – nämlich den meist (fast) fensterlosen Fassaden. In diesem Fall seien allzu dominante Lamellen vor die Fenster gesetzt worden. Lesen Sie auch: &bdquo;Kalt und abstoßend“: Moderne Architektur in Bielefeld Auch die Farbgebung der Werbebleche über dem Erdgeschoss sei ungünstig. Gerade in den Einkaufsstraßen gebe es zu viele &bdquo;röhrende Hirsche“ – die Gebäude stehen nebeneinander und konkurrieren um die Aufmerksamkeit der Passanten. &bdquo;Es gibt dort keine übergeordneten Ideen und keine gemeinsamen Linien“, beklagt Wannenmacher. Die beziehungslose Isoliertheit der einzelnen Architekturen sei dort das Problem. .responsive23-ei6rHgrXNVOlNi5G-map-fassaden-in-der-bielefelder-city { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-ei6rHgrXNVOlNi5G-map-fassaden-in-der-bielefelder-city { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-ei6rHgrXNVOlNi5G-map-fassaden-in-der-bielefelder-city { padding-top: 142.86%; } } Weitere Themen zum Tag des Designs 2025 🏘Einzigartiges Geschäft in Gütersloh: Familie erfüllt sich Traum auf 1.600 Quadratmetern 🏘Aus dem TV bekannte Paderborner Innendesignerin gibt sechs Einrichtungstipps 🏘Ideenreich statt Massenware: Steinhagener Holz-Designer mag das Besondere

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