Mäuse und Müll: So ekelig sieht es in Bielefelder Restaurants aus

Bielefeld. Auf den ersten Blick ist alles gut: Die Küche wirkt aufgeräumt, Oberflächen sind geputzt, Lebensmittel gekühlt. Doch der Schein trügt. Ivo Lücke weiß, wie er Hygiene-Mängel in Bielefelder Gaststätten ausfindig macht. Die sind mitunter so gravierend, dass jedes Jahr mehrere Betriebe vorübergehend schließen müssen. Vor allem mit Mäusen haben Bielefelder Gaststätten seit zwei Jahren verstärkt zu kämpfen. Lücke ist Abteilungsleiter der Veterinär- und Lebensmittelüberwachung. Eine seiner vielen Aufgaben ist es, die Sauberkeit und Ordnung in Bielefelder Gaststätten zu kontrollieren. Und das müsse er seit Jahren immer häufiger, da die Betriebe gegen ihre Auflagen verstoßen. Lücke und seine Mitarbeiter rücken meist unangekündigt zu diesen Kontrollen aus. In den Küchen der Gaststätten stoßen sie dann nicht selten auf Mängel: Verschmutzungen und Lebensmittelreste auf und unter den Schränken, hinter den Kühlregalen, in den Kellern und Lagerräumen. Die lockten wiederum Mäuse an, die aufgrund der zwei milden Winter schnell mal durch die Tür huschten, so Lücke. &bdquo;Wir haben in Bielefeld zuletzt wiederholt Betriebe gehabt, die mit Mäuse-Problemen zu kämpfen haben", sagt Lücke und spricht von bis zu zehn Betrieben. Mäuse finden vom Lager aus den Weg in die Küchen Vor allem das Lager werde von Betreibern oft als erstes stiefmütterlich behandelt. Von dort aus finden Mäuse den Weg in die Küchen. Mäusekot unter den Schränken und in den Ecken weist dann häufig auf die unliebsamen Gäste hin. Diese Zustände halten Lücke und sein Team auf Fotos fest, notieren die Mängel und händigen den Betrieben Kontrollberichte mit dem weiteren Vorgehen aus. In schlimmen Fällen führt Lücke einige Tage später Nachkontrollen durch, deren Kosten die Betriebe übernehmen müssen. Auch Bußgelder können anfallen – je nach Schweregrad und Häufigkeit beginnen diese bei 150 Euro – und können auch mal in die Tausende gehen. In besonders drastischen Fällen ziehen Lücke und sein Team die Reißleine. Dann müssen die Betriebe schließen – und die Zustände in Ordnung bringen. Das komme im Jahr in Bielefeld rund fünf Mal vor. In den meisten Fällen, so Lücke, würden die Betriebe am Folgetag wieder öffnen. Manchmal dauere das aber auch länger. Je nachdem, bis wann sich die Betriebe wieder dazu in der Lage sehen. Eine häufige Erkenntnis der Nachkontrollen: "Es geht ja doch mit dem Sauberhalten", so Lücke. In seinem Berufsfeld ist Lücke seit rund 20 Jahren tätig und heute zudem stellvertretender Leiter des Gesundheits-, Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes der Stadt Bielefeld. Früher habe es in Gaststätten alle sechs Monate Kontrollen gegeben; heute würden die meisten Bielefelder Gaststätten alle eineinhalb Jahre routinemäßig kontrolliert; auffällige Betriebe alle drei Monate. Dabei setze man verstärkt auf Eigenkontrolle. Nicht immer mit Erfolg. &bdquo;Unsere Nachkontrollen werden seit Jahren leider immer mehr; das ist ein schleichender Prozess", so Lücke. Bei den Kontrollen achten die Mitarbeiter auf viele Fragen Bei den Kontrollen achten er und seine Mitarbeiter auf folgende Punkte: Verfügen die Betriebe über ein Eigenkontrollsystem? Wie werden Produkte gelagert und zubereitet? Wird die Kühltemperatur eingehalten? Gibt es einen Reinigungsplan? Wie steht es um die Personal-Hygiene? Gibt es verdorbene Lebensmittel? Gibt es eine Schädlingsbekämpfung? Gibt es eine Rückverfolgbarkeit der Produkte? Werden Mitarbeiter geschult? Besonders aufwendig seien die Erstkontrollen und Abnahmen neuer Betriebe. &bdquo;Wir müssen Besitzer oft zunächst auf ihre Verpflichtungen hinweisen", sagt Lücke. Deshalb fordert er die Einführung eines Hygiene-Führerscheins, durch den Gaststätten-Betreiber vorab eine Prüfung ablegen sollen. Wie oft ein Betrieb kontrolliert wird, hänge von verschiedenen Kriterien ab. Zum Beispiel, ob sie bereits auffällig geworden sind – und wie viele Menschen sie mit ihren Produkten erreichen. Der aktuelle Lebensmittelskandal um den Wursthersteller Wilke habe den Alltag Lückes bislang &bdquo;erstaunlich wenig" beeinflusst. Doch immerhin wurden auch in Bielefeld 43 Kontrollen in diesem Zusammenhang durchgeführt. Außerdem wird sein Team wie jedes Jahr 1.850 Produkt-Proben verschiedener Hersteller entnehmen. "Wir haben eine Menge zu tun."

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