Bielefeld-Mitte. Wer bisher den Weg durch den Fußgängertunnel zwischen Albrecht-Delius-Weg und Hochstraße nehmen musste, fand kein einladendes Bild vor. Eingänge und Tunnel selbst waren einst in einem hellblauen Ton gestrichen. Davon war durch eine Fülle von sogenannten „Graffiti-Tags" nicht mehr viel zu sehen. Der Bielefelder Graffiti-Künstler Denis Kelle hat die Eingänge der Unterführung jetzt verschönert.
Völlig neuer Eindruck
Herausgekommen ist ein naturnahes Wandgemälde. Um eine Mauer aus hellgrauen Steinen wickeln sich kleine Efeuranken. Durch aufgesprühte Fenster blickt man auf eine grüne Wiesen-Landschaft mit Bäumen und viel Himmel. Die hellblauen Farben hat Kelle erneut aufgegriffen. Über dem Eingang an der Hochstraße sind außerdem Vögel über einem Bielefeld-Schriftzug zu sehen.
Einziger begehbarer Tunnel im Westen
Denis Kelle ist in Bielefeld mit seinen Graffiti-Kunstwerken bekannt. Der Profi-Sprayer hat eine Woche gebraucht, um die Eingänge neu zu gestalten.
Hinter der Erneuerung steckt ein Projekt von „stadtklar": Der Verein geht gegen illegales Sprayen vor und fördert legale Projekte. Warum gerade dieser Tunnel zum Projekt wurde, erklärt Thomas Niekamp. Er ist stellvertretender Vorsitzender von „stadtklar". „Der Durchgang ist wegen der Baustellen an der Bahnbrücke über die Von-der-Recke-Straße momentan der einzige begehbare Tunnel im Westen", sagt er. Weil deshalb sehr viele Menschen die Unterführung nutzten, habe man sich für die Erneuerung der Eingänge entschieden.
Licht und helle Farben
Das gelingt zusammen mit der Stadt. Um Platz für die Kunst von Denis Kelle zu machen, mussten zahlreiche Graffiti-Tags entfernt werden. Übernommen haben das Tim Diekhöner und Steffan Hellweg vom Umweltbetrieb.

„Ein Fußgängertunnel wirkt dunkel und unheimlich", sagt Georg Schöttmer vom Verkehrsamt: „Wir haben deshalb darauf geachtet, dass möglichst helle Farben verwendet werden." Der Tunnel sei zwar beleuchtet, solle aber durch dunkle Farben nicht düsterer wirken.
Soll nicht nur schön aussehen
„Die Entwürfe werden auch immer an die Umgebung angepasst, in der das professionelle Graffiti-Kunstwerk entstehen soll", so Thomas Niekamp. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Caroline Oetker Stift. Man habe überlegt, welches Motiv auch den Bewohnern gefallen könnte.
Das Graffiti-Kunstwerk soll aber nicht nur schön aussehen, sondern auch Sprayer von Farbschmierereien abhalten. Niekamp weiß, dass eine professionelle Gestaltung das nicht automatisch verhindert. Die Situation würde sich dadurch aber verbessern. Die neuen Graffiti an den Tunneleingängen seien nun schon über eine Woche dort und bisher sähen sie noch aus wie am ersten Tag.
Großes Interesse von Hausbesitzern
An „stadtklar" wenden sich auch Besitzer von Privathäusern. „Wir schauen uns die Hauswände an und beraten die Eigentümer, wie sich die Schmierereien am besten entfernen lassen", sagt Thomas Niekamp. Privatleute hätten häufig mit Schmierereien zu kämpfen. Im Schnitt erhalte der Verein „stadtklar" etwa zwei Anfragen pro Woche.