20 Schicksale: Das ist nach vier Jahren aus den Bielefelder Flüchtlingen geworden

Bielefeld. In der Flüchtlingsunterkunft Ummeln lebten 2015 und Anfang 2016 rund 500 Menschen. Insgesamt nahm die Stadt zu dieser Zeit rund 4.000 Flüchtlinge auf. Das ist knapp vier Jahre her. Die ehrenamtlicher Helfer Jutta und Erhard Küster haben seitdem mehr als 400 Flüchtlinge intensiv betreut. Viele haben Anschluss gefunden, aber nicht alle. Mohammad (41) kam aus Syrien in die Flüchtlingsunterkunft Ummeln. Er war traumatisiert und depressiv; konnte deshalb nicht arbeiten. Landsleute bedrohten ihn hier und griffen ihn an. Deshalb zog er ins Rheinland. Dort lebt er in einer Flüchtlingsunterkunft und arbeitet als Küchenhilfe in einem Restaurant. Er spricht kaum Deutsch. Nuri (33) stammt aus Afghanistan und hat in Kiew Zahntechnik studiert. Er brachte sich selber Deutsch bei und bezog zu keiner Zeit Geld vom Staat. Er arbeitet seit drei Jahren in der Küche einer Gastronomie. Seine Frau und zwei Kinder leben noch in der Ukraine. Sie wollen ebenfalls nach Ummeln kommen; dürfen aber nicht. Alamin (26) hat nach seinem Praktikum in einer Schneiderei sofort eine feste Stelle in einem Betrieb für Sportbekleidung bekommen. Er lebt in einer eigenen Wohnung und spricht gut Deutsch. Stammt aus Bangladesch. Hanan (42) aus dem Irak, ist verheiratet und Mutter von fünf Kindern. Sie wohnt mit ihrer Familie in der Flüchtlingsunterkunft Ummeln in einer eigenen Wohnung. Nach anfänglichen Schwierigkeiten macht sie jetzt eine Ausbildung zur Altenpflegerin. Maher (38) aus Syrien, er hat schnell Arbeit als Elektroanlagen-Monteur gefunden – und seine Frau vor fünf Monaten nachgeholt. Seitdem blüht er auf. Sie haben nun eine eigene Wohnung und viele deutsche Freunde. Maher fährt mit dem Firmenwagen zur Arbeit; seine Frau macht einen Sprachkurs. Mafi (26) stammt aus Eritrea. Sie hat in verschiedenen Einrichtungen als Altenpflegehelferin gearbeitet und vor sechs Monaten ein Baby bekommen. Lebt in einer eigenen Wohnung. Tassawar (36) hatte eine gute Stelle in der Mensaküche der Uni, sprach nur Englisch. Vor lauter Angst vor einer Abschiebung ist der Pakistani über Spanien nach Italien geflüchtet. Jalil (24) wurde in Pakistan von einer radikalen Gruppierung bedroht. Wollte Elektriker werden, hat in Bielefeld nach verschiedenen Anläufen und einer Therapie eine Tätigkeit bei einer kleinen Firma gefunden, für die er Bücher einpackt. Lebt noch in Ummeln. Jamal (27) stammt aus Afghanistan und war Übersetzer bei der Bundeswehr. Als diese abgezogen wurde, musste Jamal mit. Er wurde als Oberstleutnant der Reserve von der Bundeswehr entlassen, macht jetzt eine Ausbildung zum Zerspantechniker in einer Bielefelder Firma. Bezog nie Geld vom Staat. Suzanna (29) hat in Syrien ein Studium abgeschlossen und als Journalistin gearbeitet, unter anderem als Nachrichtensprecherin im Fernsehen. Trotz mehrerer Praktika fand sie keinen Arbeits- oder Ausbildungsplatz; will jetzt im IT-Bereich arbeiten. Wohnt seit Juli mit ihrem Ehemann in einer eigenen Wohnung. Lasha stammt aus Georgien, ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Hatte in seiner Heimat Telekommunikation studiert. Machte in Bielefeld eine Ausbildung zum Logistiker. Galt als sehr zielstrebig. Starb mit 28 Jahren an einem Herzinfarkt. Sonia (30) wohnt mit ihren zwei Kindern in Ummeln in einer Wohnung. Möchte gern als Altenpflege-Hilfe arbeiten. Spricht bereits etwas Deutsch. Butrus (31) stammt aus Ägypten. Er probierte verschiedene Jobs aus, unter anderem in der Gastronomie. Macht aktuelle eine Ausbildung zum Altenpfleger, möchte aber den Arbeitsplatz wechseln. Er hat keinen Aufenthaltstitel. Wenn er nicht arbeitet, muss er zurück nach Ägypten. Faeza (48) kam mit ihren drei Kindern aus dem Irak nach Bielefeld. Die Familie wohnt noch in der Flüchtlingsunterkunft Ummeln. Faeza arbeitet in einem Bielefelder Café. Maisaa (34) kam mit ihrem Mann und ihren vier Kindern aus Syrien. Sie arbeitet als Aushilfe bei der AWO. Ihr Mann ist Fahrer für eine Großbäckerei. Maisaa möchte gern regelmäßig arbeiten, zum Beispiel als Erzieherin. Die Familie spricht gut Deutsch. Saad (28) stammt aus dem Irak, arbeitete in einer Großbäckerei als Spülkraft, macht dort jetzt eine Ausbildung zum Bäcker. Wohnt in einer Zweier-WG. Ist großer Arminia Bielefeld-Fan. Mariam (61) lebt in Jöllenbeck und arbeitet dort als Reinigungskraft in einem Altenheim. Sie ist sehr zufrieden und hat kürzlich das Sprachniveau B1 bestanden. Ihr Mann hat eine feste Stelle als Schweißer. Tamazi (30) stammt aus Georgien, kam in der Flüchtlingsunterkunft Ummeln an. Hat eine hochgradig traumatisierte Frau und ein Kind. Die gesamte Familie musste zurück nach Georgien. Ali (54) war im Irak selbstständiger Schneider. Machte in Bielefeld viele Praktika, unter anderem in der Schneiderei des Theaters. Möchte Lkw-Fahrer werden. Wohnt in Ummeln. Nassar (47) aus Syrien, spricht kaum Deutsch. Hat sein Geld als Hilfsarbeiter verdient, unter anderem in der Gastronomie und als Gärtner-Gehilfe. Hatte seine Frau während der Flucht in der Türkei verloren. Nach drei Jahren kam sie mit den vier Kindern nach Bielefeld. Sie wohnen seitdem gemeinsam in einer Wohnung in Ummeln. Die Kinder sprechen bereits gutes Deutsch und gehen zur Schule.

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