AfD versucht TV-Magazin zu täuschen

Bielefeld. Der Bielefelder Maximilian Kneller ist ein junges Mitglied der AfD. Die "Alternative für Deutschland" will alles besser machen als die alten Parteien. Ein Fernsehteam des NDR-Politikmagazins Panorama hat den Hamburger AfD-Spitzenkandidaten Jörn Kruse begleitet. Der suchte an einem Infostand das Gespräch mit den Bürgern. Doch die Hamburger wollten nicht mit ihm vor die Kamera treten. Da mimte Kneller den interessierten Passanten. Der Bielefelder ist nun Hauptdarsteller in einem AfD-kritischen Video.In Hamburg wird am Sonntag, 15. Februar, die Bürgerschaft gewählt. Die AfD hat die Verbrechensbekämpfung zu einem ihrer wichtigsten Themen gemacht. Damit tritt sie an der Elbe in die Tradition der Statt- und später der Schillpartei, die so Wahlerfolge erzielten, danach aber offenbar wenig verändert haben. Umfragen sagen der AfD sechs Prozent voraus.Das Fernsehteam des NDR hat den Spitzenkandidaten Kruse mehrere Wochen an verschiedenen Orten begleitet. Vor einem Einkaufszentrum im gutbürgerlichen Poppenbüttel sollte sein Werben an einem Infostand gefilmt werden. "Die Bürger wollten aber nicht ins Fernsehen", sagt Kneller.Die AfD hatte auch ein eigenes Kamerateam vor Ort. "Die haben einen Werbespot für den Wahlkampf gedreht", erklärt der 21-Jährige, der an der Bielefelder Uni Politikwissenschaften studiert. Die Medienprofis der Partei gaben ihm möglicherweise den Anstoß zu seinem Auftritt. Etliche AfD-Anhänger standen etwas abseits vom Infotisch des Spitzenkandidaten. "Da kam die Idee auf, wir könnten das ja stellen", sagt Kneller. Im Film macht er einen Bogen um den Infotisch, kommt dann wieder ins Bild und lässt sich von Kruse ansprechen, ob er das Programm der AfD kenne. "Ich habe mich noch nicht so tiefergehend damit beschäftigt", äußert Kneller. Dabei ist er längst erfahrener Wahlkämpfer der Partei. In Bielefeld gehörte er dem Kreisvorstand der AfD an, ist Gründer der Jugendorganisation "Junge Alternative" und Beisitzer in deren Landesvorstand. In Thüringen trat er als JA-Vertreter vor die Kameras des Bayrischen Rundfunks.Die kleine Filmsequenz hat Panorama am Dienstag ins Internet gestellt. Dort wurde sie bis gestern Abend mehr als 650.000-mal angeschaut. Kneller schreibt an seine Facebook-Freunde: "Es war mit den Redakteuren vorher besprochen und geschah mit deren eindeutigem Einverständnis." Auf Nachfrage wiederholt er die Behauptung, die NDR-Mitarbeiter seien eingeweiht gewesen. "Es war offensichtlich für mich, dass das Gespräch abgesprochen war."Der Film erweckt einen anderen Eindruck: "Glaubt er (Kruse) ernsthaft, dass wir nicht merken, dass der Mann (Kneller) schon die ganze Zeit am Wahlstand herumstand?", erklärt darin Panorama-Redakteur Ben Bolz. "Und dann kommt er so vorbei und gibt sich als unschuldiger Wähler aus", spricht er im Film Kruse an. "Das ist wahrscheinlich so, ja", antwortet der Spitzenkandidat."Die Idee, Gesprächsszenen abzudrehen, wie sie ohne Kamera dutzendfach an Infoständen vorkommen, entstand in direkter Gegenwart des NDR, zwei Meter entfernt", heißt es in einer offiziellen Stellungnahme der AfD Hamburg, die den Vorfall zur "Petitesse" zu erklären versucht, die "durch Schnitttechnik aufgeblasen" worden sei. Bolz widerspricht Knellers Vorwurf: "Das ,Gespräch? war weder mit mir noch mit meinem Kameramann abgesprochen." "Wenn es eine solche Absprache gegeben hätte, wieso hätte ich Herrn Kruse dann im Interview nach den Parteiaktivisten fragen sollen, die sich als unschuldige Wähler ausgeben?" AfD-Spitzenkandidat Kruse selbst habe "den Sachverhalt" doch im Interview bestätigt.

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