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"Everspace 2" im Test: Ein Fest für Fans von Weltraum-Shootern

Der zweite Teil der in Deutschland produzierten Space-Simulation ist storylastiger, geradliniger und erinnert stark an das "Freelancer" von 2003 - und die Entwickler sind noch gar nicht fertig.

Der Weltraum in Everspace präsentiert sich wunderschön - und gefährlich. Aus der Cockpit- lässt sich im Spiel auch in die Verfolgerperspektive wechseln. | © Swordfish Games

Björn Vahle
30.04.2021 | 22.06.2022, 12:48

Es gibt schlimmere Vergleiche als den mit einem der am höchsten gelobten Weltraum-Rollenspiele: Als geistiger Nachfolger des Microsoft-Hits "Freelancer" wird die Produktion "Everspace 2" vom deutschen Entwickler Rockfish Games aus Hamburg gehandelt, als "Diablo" im Weltraum gar. Dabei befindet sich das Spiel bisher noch im Early Access, ist also noch gar nicht ganz fertig. Dennoch lässt sich bereits ziemlich genau sagen, ob es den Vergleichen gerecht wird, was man als Spieler erwarten darf - und was nicht. Ein Überblick samt Empfehlungen.

Worum geht es im Spiel?

Als Raumschiffpilot dürfen wir eine riesige, offene Galaxie erkunden und unser Schiff mit immer besserer Ausrüstung und neuen Skills vollstopfen, die wir bei Gegnern oder Händlern erbeuten. Die Loot-Spirale spielt nun eine noch größere Rolle, doch der Fokus liegt ebenso sehr auf Storyaufträgen, die uns die Spielwelt zeigen, und Nebenmissionen, die uns ihre letzten Winkel erkunden lassen.

Der zweite Teil der jungen Serie krempelt das Spielprinzip des Vorgängers aber relativ grundlegend um. Mussten wir im Erstling noch jedes Mal von vorn beginnen, wenn es uns in den Weiten des Alls dahinraffte, steigen wir diesmal am letzten Checkpoint wieder ein, mit allem, was wir bisher freigeschaltet haben. So weit, so "Freelancer".

Doch "Everspace" lässt viel mehr Feintuning zu - am Schiff wie am Piloten, der ebenfalls im Level aufsteigt. Auch ein Crafting-System ist drin. Möglichkeiten sich zwischen der Entscheidung für mehr Schildenergie oder Blasterschaden zu verlieren, gibt es hier also genug.

Was hat uns gefallen?

Vor allem: das Spielgefühl. Vor bildhübschen Kulissen einem Gegner unerbittlich nachzujagen, bis sein Energiebalken verschwunden ist und sein Schiff sich in einer Explosion verabschiedet hat, um anschließend zu schauen, was die Beute hergibt, das entfaltete schon in "Freelancer" einen wohligen Sog. Die Kämpfe spielen sich ähnlich action- und effektreich, lassen sich aber auch taktisch angehen, vor allem, wenn wir größere Basen angreifen müssen.

Auch die Story, die sich um einen unscheinbaren Minenarbeiter dreht, der Gangstern in die Hände gerät und sich fortan selbst um sein Glück kümmern muss, motiviert, weil sie uns immer genug Neues von der Spielwelt zeigt, um Bock auf die anschließende Erkundung auf eigene Faust zu machen.

Und die Macher kümmern sich schon jetzt um Nachschub. Mit dem ersten großen Update vom 28. April haben Rockfish Games ein drittes Sternensystem hinzugefügt, neue Missionen, Schiffe und Bossgegner. Bereits jetzt stecken mit allen Extrarunden also schon knapp 40 Stunden gut abgestimmter Action-Rollenspiel-Spaß in dem Programm, das - und das darf man nicht vergessen - von einem kleinen Indie-Entwickler ohne großen Publisher kommt. Und noch wachsen wird.

Diese Fragezeichen gibt es noch

Das größte lautet: Können Rockfish Games das Qualitätsniveau halten? Klar, aufwändig produzierte Zwischensequenzen, die die Story erzählen, gibt es hier nicht. Storytelling in In-Game-Grafik wie bei" Freelancer" oder gar Rendersequenzen wie zu Beginn eines neuen Aktes bei "Diablo" sucht man hier vergebens. Dennoch wirkt das Spiel wie aus einem Guss, auch wenn es zum Hochglanz nicht ganz reicht.

Und wichtiger noch: Motiviert die Loot-Spirale auch nach Stunden weiter, finden wir also immer genug neue Waffen und Schiffsverbesserungen, um uns bei der Stange zu halten? Gerade das Abarbeiten von Nebenmissionen kann hier schnell zum Spielspaß-Killer werden. Und Aufträge a la "Sammle fünf hiervon oder sechs davon" gibt es auch in "Everspace 2". Schafft es Rockfish, diesen noch mehr Tiefe zu verleihen?

Fazit

"Everspace 2" ist für einen Early-Access-Titel, den man also noch mitten in der Entwicklung kaufen kann, ein erstaunlich rundes Erlebnis. Zwischen der Story, dem Schiffsausbau, packenden Dogfights und dem Erkunden des verdammt faszinierend geratenen Bildschirm-Weltalls bleiben hier wenige Wünsche offen. Ein Weltraum-Shooter-Rollenspiel? Ja, das funktioniert hier ganz hervorragend.

Eine Weltraumsimulation sollte man hingegen nicht erwarten, Warenkreisläufe muss hier also niemand im Blick behalten. Das muss aber auch gar nicht sein. Wer es im Weltall mit Storyfokus, viel Action und Raum für stille Erkundungsflüge hält, der kann mit "Everspace 2" nicht viel falsch machen. Denn es macht richtig, was auch "Diablo" und "Freelancer" richtig gemacht haben. Wie gesagt: Es gibt schlimmere Vergleiche.

"Everspace 2" ist für PC, Playstation 4 und Xbox One erhältlich, befindet sich allerdings noch im Early Access, kann also deutlich mehr Fehler enthalten, als andere Spiele. Dafür kostet es aber auch noch nicht den Vollpreis, sondern aktuell 38 Euro.