Videospiel "The Last of Us 2": Die Postapokalypse ist einfach nur brutal

Kaum ist die Playstation 5 angekündigt, beweist Sony, dass die Playstation 4 noch lange nicht in den Elektroschrott gehört: Entwickler-Studio Naughty Dog schickt uns mit "The Last Of Us - Part 2" (TLOUP2) zurück in die Postapokalypse! Sieben Jahre haben Fans auf den zweiten Teil des Mega-Erfolgsspiels gewartet. Im wohl heißesten Games-Titel des Jahres geht es neben dem blanken Überleben und dem Kampf um knappe Ressourcen dieses Mal vor allem um eines: Rache! Als "The Last Of Us - Part 1" 2013 erschien, klappten die Kinnladen vieler Zocker so weit herunter, dass sie aufpassen mussten, nicht aus Versehen einen Knopf auf dem Controller zu drücken. Die action- und gefühlsreiche Reise von Joel und Ellie begeisterte Millionen. Die Messlatte lag vor dem Release von Part 2 also entsprechend hoch. Hier geht es allein um die Qualität des zweiten Teils. Und für alle, die das Game noch spielen wollen: Es wird keine entscheidenden Spoiler geben! Eines vorweg: Trotz reichlich Kritik aus der Gamer-Szene - für sich genommen ist TLOUP2 ein echtes Meisterwerk! Das Triple-A-Game bietet mitreißende Action, wundervoll inszenierte Kulissen, brutale Kämpfe, tiefe Charaktere und eine herzergreifende Story. Gerade weil man keine perfekte, idealistische Heldin spielt, sondern eine gnadenlose Kämpferin, eine Frau mit Ecken und Kanten. Außerdem positiv: Ohne daraus einen großen Wirbel zu machen, löst TLOUP2 sich von gängigen Gender-Stereotypen. Im Endzeit-Amerika funktioniert Emanzipation schon mal sehr gut! Teil zwei, die Story: Ellie rückt in den Fokus In Teil zwei ist nicht mehr Joel, sondern Ellie Protagonistin der Story. Das kleine, süße Teenie-Girl gibt es nicht mehr. Ellie ist jetzt eine junge Frau voller Fragen, Selbstzweifel und ganz normaler Probleme des Erwachsenwerdens. Zusammen mit Ziehvater Joel lebt sie in Jackson, Wyoming, ein beschauliches, aber relativ sicheres und stabiles Leben. Doch die postapokalyptische Idylle hat ein jähes Ende: Nachdem Ellie in einen Hinterhalt gerät und eine schreckliche Erfahrung macht, zieht es sie auf einen brutalen Rachefeldzug - welcher sie, zusammen mit Freundin Dina, in die verfallene US-Metropole Seattle verschlägt. Dort angekommen, enthüllt sich Ellies wahres Gesicht. Angetrieben durch ihre Rachegelüste ist die Protagonistin gnadenlos brutal! Nicht nur infizierte Zombies, auch ganze Horden von Menschen metzelt Ellie aus ihrem Weg. Dabei geizt TLOUP2 keinesfalls mit grausamsten Gewaltdarstellungen. Kopfschüsse, aufgeschlitzte Kehlen, eingetretene oder zertrümmerte Köpfe und Hinrichtungen sind pure Normalität: Langsam und vorsichtig schleicht sich Ellie an einen schwer bewaffneten Mann heran. Blitzschnell schnappt sie sich ihr Opfer, hält ihm den Mund zu und rammt ihm mit pathologischer Treffsicherheit ihr Messer in den Hals. Das verzweifelte Todesröcheln, das anfänglich noch schockiert, wird schnell zur gewöhnlichen Begleiterscheinung. Nachdem ich an einer Stelle gleich dutzende Menschen und Infizierte abgeschlachtet habe, muss ich das Spiel pausieren, den Controller zur Seite legen und tief durchatmen. Die Brutalität haut einen vom Hocker. Sie ist in TLOUP2 aber ein entscheidendes Stilmittel: Zum einen zeigt die erbarmungslose Gangart der im Grunde vollkommen sympathischen Charaktere, welch düstere Abgründe sich durch Rachegelüste in Menschen auftun. Zum anderen zeichnet die Blutspur der Gewalt ein Bild von der gesetz- und erbarmungslosen postapokalyptischen Realität. In dieser Welt gibt es nur dann Gerechtigkeit, wenn man selbst dafür sorgt. Und dafür muss man über Leichen gehen: wortwörtlich. Gameplay: Action, Spannung und Nervenkitzel Kämpfen ist in TLOUP2, neben Rätseln und parcoursartigen Kletter-Sessions, das zentrale Spiel-Element - das kennen wir aus dem ersten Teil oder aus "Uncharted 4: A Thief’s End". Auf welche Art man die Horden von Gegnern beseitigt, kann aber jeder Spieler selbst entscheiden. Ellie ist sowohl eine exzellente Nahkämpferin, als auch eine talentierte Schützin. Gerade noch reitet man auf einem Pferd durch grafisch meisterlich inszenierte Gebiete, schon signalisiert ein düsterer Sound, dass in den Kampfmodus gewechselt wird. Aus sicherer Entfernung erkennt man die sich nähernden Feinde. Noch schnell das Inventar checken - keine Munition auf Lager? Nicht schlimm. Ellie ist agil und wendig, kann sich hinter Schränken oder unter Autos verstecken, sich anschleichen und auf den richtigen Moment warten. Schwer bewaffnete Milizsoldaten oder blutrünstige Zombies durchforsten das Gebiet, der Puls steigt. Vorsichtig legt sich Ellie auf den Boden, kriecht durchs hohe Gras, um den Blicken ihrer Feinde zu entgehen. Dann schlägt sie zu: Einen nach dem anderen schaltet die junge Frau brutal und lautlos aus. Zwei Feinde überleben und richten einige Meter entfernt die Waffe auf Ellie. Sie duckt sich, zieht die Pistole, Schrotflinte oder sogar einen Bogen. Noch zwei Schüsse, die müssen sitzen. Ein Knall, ein weiterer Knall. "Das war's", sagt Ellie, die Soundkulisse beruhigt sich - genau wie der Puls des Spielers. Geschafft! Die Kämpfe in TLOUP2 sind in Bild und Ton brillant, vor allem aber sind sie realistisch und dadurch unglaublich spannend und intensiv. Oft ist es nicht die Waffenstärke, sondern die richtige Taktik, die in TLOUP2 belohnt wird. Zumal Munition und Heilungsgegenstände nur über mühsames Durchforsten von verlassenen Gebäuden herangeschafft werden und daher äußerst begrenzt sind. In Schubladen, Schränken und abgelegenen Winkeln dunkler Kellerräume findet sich aber nicht nur Munition, Ellie sammelt auch massenhaft Briefe und Notizen von Menschen ein, die sich zuvor an diesen Orten aufgehalten haben. "Tag 4: So langsam merke ich, wie ich mich verändere. Ich denke, es geht zu Ende", heißt es in einem Brief, den Ellie in einem Gebäude findet. Hier dokumentiert ein Mensch, der von einem Infizierten gebissen wurde, die letzten Momente vor dem sicheren Tod. Wer möchte, kann sich alles genau durchlesen und besonders tief in die großartige Endzeit-Story von TLOUP2 abtauchen. Einige der Schriften enthalten zwar nützliche Informationen wie Tresorcodes, aber auch ohne stundenlanges Lesen gelangt Ellie ans Ziel. Inszenierung, Grafik und Sounds suchen ihres Gleichen Die Meinungen zu TLOUP2 gehen stark auseinander. In Sachen Inszenierung, Grafik und Sounds ist das Game ein echtes Meisterwerk. Schwer zu glauben, dass sich aus der alten Playstation 4 noch so Großartiges herausholen lässt. Vor allem das postapokalyptische Seattle ist atemberaubend! Dass ihnen die Gestaltung der zerstörten und verlassenen US-Metropole besonders gut gelungen ist, wissen die Entwickler von Naughty Dog aber selbst. Deshalb gibt es immer wieder Stellen, an denen Ellie in die Ferne schaut: "Dahinten ist das Krankenhaus. Weiter, als ich gedacht habe." Dabei steht aber nicht nur das unmittelbare Ziel, sondern gleichermaßen der überwältigende Gesamteindruck der Kulisse von TLOUP2 im Fokus. Auch die Charaktere wirken unglaublich realistisch: Wut, Trauer, Schmerz oder Freude lassen sich an der Gestik und Mimik deutlich erkennen. Mühevoll zieht sich Ellie einen Pfeil aus ihrem Arm. Ihr Gesicht verzieht sich vor Schmerzen. Das ist so schonungslos realistisch inszeniert, dass man den schmerzhaften Kampf vor dem Bildschirm mitfühlt. Schüsse oder zerstörte Fensterscheiben klingen so echt, dass man zwischendurch pausieren muss, sich nervös umschaut und glücklicherweise merkt, dass nicht etwa die Scheibe im eigenen Wohnzimmer eingeschossen wurde. Trotz eines brillanten Charakterdesigns führen zweifelhafte Entscheidungen dazu, dass man sich nicht immer vollkommen in die Protagonistin hineinfühlen kann. Teilweise zwingt TLOUP2 dem Spieler bestimmte Vorgehensweisen auf, mit denen nicht jeder moralisch konform geht. Nach einigen Spielstunden treffe ich auf Gegner mit Schäferhunden. Die Vierbeiner hören und riechen mich, während ich in meinem Versteck kauere und zuschlagen will. Die bewaffneten Menschen zu töten - daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Die sind ja auch "böse". Einen Hund zu töten, geht für mich aber gar nicht! Also will ich mich an den Tieren vorbeischleichen, was vom Spiel nicht belohnt wird: Während ich mit einem Menschen kämpfe, entdecken mich zwei Hunde, an denen ich bereits vor einiger Zeit mühsam vorbeigeschlichen bin. Sie greifen mich an und zerfleischen mich - und das, obwohl ich so tierlieb bin, feels bad! Ein Beispiel dafür, dass TLOUP2 dem Spieler die Brutalität teilweise auf den Bauch bindet. An manchen Stellen wäre es schön, seine eigene Persönlichkeit mit in die Story einfließen zu lassen. Wir verstehen: Die Postapokalypse ist kein Kinderschlecken. Aber Hunde töten? Ich bitte euch. Lässt man sich auf diesen Rachetrip zwischen ungezügelter Gewalt und szenischer Ekstase ein, dann kommt man mit TLOUP2 innerhalb der zirka 25 Stunden Spielzeit voll auf seine Kosten! Die Vorgeschichte Wir schreiben das Jahr 2033. Ein mutierter Pilz hat den Großteil der Weltbevölkerung in monströse und blutrünstige Infizierte verwandelt. Eine Regierung? Fehlanzeige! Das Militär und Rebellengruppen leisten sich einen erbitterten Kampf um verbleibende Quarantänezonen und knappe Ressourcen. Inmitten des Chaos begeben sich der kernige Schmuggler Joel und die 14-jährige Ellie auf eine abenteuerliche und emotionale Reise durch ein postapokalyptisches Amerika, um der Ungewissheit auf den Grund zu gehen: Warum ist die kleine Ellie gegen das tödliche Virus immun und wie kann ihre Immunität zum Wohle der Menschheit eingesetzt werden? Schließlich trifft Joel eine schwerwiegende Entscheidung: Ellie könnte für ein Heilmittel genutzt werden. Die nötigen Tests würden ihr aber das Leben kosten. Also tötet er die Wissenschaftler und flieht mit der narkotisierten Ellie. Als sie nach den Tests fragt, lügt Joel sie an. Vier Jahre später setzt Teil zwei der Geschichte ein...

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