Paderborner komponieren Musik für Kino-Trailer von "König der Löwen"

Paderborn. Ein Komponist sitzt täglich am Klavier, klimpert vor sich hin und kritzelt gelegentlich Tonfolgen auf Notenpapier - oder? "Dieses Image ist heutzutage ein wenig verstaubt", sagt Sebastian Kübler. Er ist einer der drei Gründer von Imascore, einem Paderborner Unternehmen, das Musik für Filmteaser und Freizeitparks komponiert und produziert. Und das funktioniert inzwischen weitgehend digital am Computer. Der Klang sei kaum von einem echten Orchester zu unterscheiden. "Das ist günstiger und hat den großen Vorteil, dass wir von Paderborn aus Kunden in der ganzen Welt bedienen können. Wir brauchen eigentlich nur eine stabile Internetverbindung", sagt Mitbegründer Andreas Kübler. Ins hippe Berlin oder gar nach Los Angeles, wo die großen Filmproduzenten sitzen, wollen sie nicht. Am Anfang stand für die drei Gründer Xaver Willebrand und Sebastian und Andreas Kübler die Leidenschaft zur Musik. Die beiden Brüder wollten eigentlich mal mit ihrer Band auf den großen Bühnen stehen. Ein Manager gab ihnen den Tipp, sich auf die Musikproduktion zu konzentrieren. So gründeten sie vor zehn Jahren Imascore. Freizeitparks gehörten zu ihren ersten Kunden. In den meisten Parks läuft eigens auf die Attraktion zugeschnittene Musik. "Die soll die Stimmung unterstreichen, aber auch eine eigene Identität verschaffen und beim Besucher hängen bleiben", sagt Sebastian Kübler, wie ein Werbejingle. In diesem Bereich sei Imascore inzwischen Weltmarktführer. Spagat zwischen Kunst und Dienstleistung Schnell wuchs die Zahl der Mitarbeiter an. Vom Technologiepark zog das Start-up in Büros in der Libori-Galerie - und auch die sind inzwischen zu klein. Die bald elf Mitarbeiter sind keine Freiberufler, wie es in der Branche üblich ist, sondern fest angestellt. Ein Nine-to-Five-Job mit Stechuhr ist das zwar trotzdem nicht, denn "Kreativität geht nicht auf Knopfdruck", sagt Willebrand. Aber es gibt eine feste Kernarbeitszeit für alle im Team. "Wir sind nicht nur Künstler, sondern in erster Linie auch Dienstleister", sagt Andreas Kübler. Sie wollen ein Produkt verkaufen. Die Musik, die Imascore produziert, müsse massentauglich sein. Kaum einer der Mitarbeiter habe Musik oder Komposition studiert. "Studierte Musiker sind oft zu verkopft", sagt Sebastian Kübler. Bei Imascore kämen viele aus dem Bereich elektronischer Musik, hätten vorher hobbymäßig mit Musikprogrammen gearbeitet. Und sie kommen aus ganz Deutschland, sogar aus den USA. "Die Komponisten, die wir suchen, finden wir nicht in der Nachbarschaft", sagt Willebrand. Denn nicht alle wollen diesen Spagat zwischen Kunst und Dienstleistung schaffen. Musik zum Trailer von "König der Löwen" entsteht ohne Bilder Die Produktion für Freizeitparks ist inzwischen eines mehrerer Standbeine. Gewachsen ist zuletzt die Musikproduktion für Filmtrailer. Der größte Erfolg bisher: Das Unternehmen hat die Musik für den Trailer von Disneys Neuverfilmung von "König der Löwen" komponiert, der am 17. Juli in die Kinos kommt. "Die Filmmusik macht Hans Zimmer schon noch selbst", betont Andreas Kübler. Die Produktion der Trailer und TV-Spots dagegen werde outgesourct. Doch auch in den wenigen Minuten des Trailers steckt richtig viel Arbeit. Dass Kunden immer mal wieder Änderungswünsche haben, sei normal. Doch im Fall des "König der Löwen"-Trailers sei besonders viel Aufwand nötig gewesen. So kannte Andreas Kübler, der hauptverantwortlich für die Produktion war, die Filmsequenzen, die im Trailer zu sehen sein sollten, überhaupt nicht. "Da wird ein großes Geheimnis draus gemacht. Die Musik musste ohne Bilder entstehen", sagt er über die Arbeit mit Disney. Er bekam Vorgaben - leise anfangen, langsam steigern - und begann zu komponieren. Immer wieder waren neue Absprachen nötig, jederzeit musste er erreichbar sein. Erst später wurden die Filmsequenzen passend zur Musik geschnitten, sodass sich der vollständige Trailer ergibt. Den hat Kübler selbst auch erst mit der offiziellen Veröffentlichung sehen dürfen. Mit dem Ergebnis ist er zufrieden. "Das war unser größter Trailer bisher", sagt er. "Wie sich das alles so entwickelt hat in den letzten zehn Jahren - das hätten wir nie erwartet", sagt Willebrand. "Mit Musik Geld zu verdienen, ist nicht selbstverständlich."

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