Bielefeld. Es war ein langer Weg, doch seit dem 1. Oktober 2017 ist es endlich soweit: das Eheöffnungsgesetz ist in Kraft getreten, in Deutschland dürfen seitdem auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten. Die "Ehe für alle" ist endlich da, eingetragene Lebenspartnerschaften können nun in Ehen umgewandelt werden.
Irland war Wegweiser für viele europäischen Länder

Doch dies war ein langer Weg. Nach dem "Ja" von Finnland im März 2017 rückte die "Ehe für alle" auch in Deutschland wieder in den Fokus. Im Juni wurde nach einer hitzigen Debatte im Bundestag über die Eheöffnung abgestimmt. Es gab 393 Ja-Stimmen, 226 Nein-Stimmen, 4 Enthaltungen und 7 Stimmen wurden nicht abgegeben, womit das Gesetz die erforderliche Mehrheit erreichte.
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Nach dem wegweisenden Referendum im erzkatholischen Irland, hatte das Thema 2015 in ganz Europa Fahrt aufgenommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich zunächst weiterhin dagegen ausgesprochen, doch dann entwickelte eine Bemerkung von Angela Merkel in einem Gespräch mit der Zeitschrift BRIGITTE am 26. Juni 2017 ein solches Eigenleben, dass der Bundestag innerhalb von nur fünf Tagen den Weg zur Eheöffnung im Geschwindschritt ging. Doch wie sieht es im restlichen Europa aus?
Die "Ehe für alle" in Europa
In insgesamt 21 europäischen Ländern können gleichgeschlechtliche Paare inzwischen heiraten - mit allen Rechten, die auch Heterosexuelle genießen. Dazu gehören neben Irland und Nordirland auch Finnland, Island, Frankreich, Spanien, Schweden, Norwegen, Portugal, Luxemburg, Großbritannien, Dänemark, Deutschand, Malta, Österreich, die Schweiz, Slowenien, Andorra, Estland und Griechenland . Die Niederlande und Belgien gehörten hier zu den Vorreitern: Schon 2001 gab sich in den Niederlanden zum ersten Mal ein lesbisches Paar das Ja-Wort. In Belgien ist die "Ehe für alle" seit 2003 erlaubt.
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Dem gegenüber stehen fünf Staaten, in denen homosexuelle Paare zwar ihre Partnerschaft eintragen können, jedoch nicht die selben Rechte wie heterosexuelle Ehepartner haben. Das sind Italien, Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Lettland.
Besonders interessant: In ganz West- und Nordeuropa wird die "Ehe für alle" von allen Ländern akzeptiert. In Mitteleuropa haben sich die meisten Länder zumindest auf die eingetragene Partnerschaft geeinigt.
Osteuropa gefährliches Pflaster für Schwule und Lesben
Besonders bitter sieht es für Schwule und Lesben in Osteuropa aus: In Polen, der Ukraine, Moldawien, Weißrussland, Albanien und Litauen ist nicht nur die "Ehe für alle" oder die eingetragene Partnerschaft verboten. Homosexualität wird auch in großen Teilen der Gesellschaft nicht akzeptiert, tabuisiert oder gar von der Regierung bekämpft. In vielen dieser Länder leben Homosexuelle aus Angst vor Übergriffen weiterhin versteckt.

In Bosnien und Herzegowina, Serbien, Bulgarien, Rumänien und Kroatien ist die Lage zwar nicht ganz so schlimm - eine "Ehe für alle" oder eingetragene Lebenspartnerschaft für Homosexuelle gibt es aber trotzdem nicht. Das Baltikum macht aktuell einen Wandel durch: Litauen steht Schwulen und Lesben weiterhin ablehnend gegenüber, in Lettland ist seit 2023 die eingetragene Partnerschaft erlaubt. In Estland gibt es seit vergangenem Jahr sogar die "Ehe für alle".
Situation weltweit: Todesstrafe für Homosexuelle
Weltweit ist die gleichgeschlechtliche Ehe inzwischen in weiteren 16 Staaten erlaubt. Dazu gehören Argentinien, Brasilien, Kanada, Kolumbien, Südafrika, Uruguay, Neuseeland, Taiwan, Australien, Costa Rica, Ecuador, Chile, Mexiko, Kuba, Tailand und die Vereinigten Staaten. Das ist jedoch nur ein kleiner Fortschritt, wenn man bedenkt, dass Homosexuelle in den meisten Staaten der Erde weiterhin diskriminiert oder gar verfolgt werden.
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In 66 Staaten wird Homosexualität noch strafrechtlich verfolgt, in 12 Ländern droht sogar die Todesstrafe für Lesben und Schwule. Machne davon setzen die Todesstrafe auch teilweise um: Iran, Nigeria, Saudi Arabien, Somalia, Jemen. Eine rechtliche Möglichkeit ist die Todesstrafe auch in Afghanistan, Brunei, Mauritius, Katar, Pakistan, Uganda und in den Vereinigten Arabsichen Emiraten.
In ganz Afrika bildet Südafrika mit der Ehe-Öffnung die Ausnahme. Auf dem restlichen Kontinent ist Homosexualität oftmals illegal und wird mit Haft oder Prügelstrafe bestraft. Zu diesen Ländern zählt die gesamte afrikanische Mittelmeerküste mit Ländern wie Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und Ägypten. (mat)
Dieser Text wurde erstmals am 07. Juni 2017 veröffentlicht und um aktuelle Informationen ergänzt.